Kaarst "Leben auch Deutsche in Kaarst?"

Kaarst · Abdelkarim ließ das Publikum über Vorurteile lachen und nachdenken.

Abdelkarim begeisterte im Albert-Einstein-Forum.

Abdelkarim begeisterte im Albert-Einstein-Forum.

Foto: Guido Schröder

Comedians und Kabarettisten, die aus islamischen Ländern stammen, sind alles andere als Raritäten auf den Kleinkunstbühnen und bei entsprechenden Formaten im Fernsehen. Einer von ihnen ist der in Deutschland aufgewachsene Abdelkarim, dessen Eltern aus Marokko stammen. Er trat jetzt im ausverkauften Albert-Einstein-Forum mit seinem aktuellen Programm "Staatsfreund Nr. 1" auf. Und obwohl auch er nach bewährter Manier vorging und mit Vorurteilen über seine Glaubensbrüder spielte, kam zu keiner Zeit Langeweile auf.

Abdelkarim, ist in Bielefeld aufgewachsen und lebt jetzt in Dortmund. Nach dem Abitur studierte er zunächst Jura, bevor sein Talent als Entertainer entdeckt wurde - und dieses Talent ist unbestreitbar. "Haben Sie 'nen Blonden erwartet?", fragte er eine Zuschauerin. Als er im lockeren Kontakt mit dem Publikum feststellte, dass ihn viele Glaubensbrüder sehen wollten, fragte er: "Leben auch Deutsche in Kaarst?"

So spielte er mit dem Vorurteil der Überfremdung - in diese Richtung zielte auch sein Hinweis, Duisburg sei die Hauptstadt von Rumänien. Und er erklärte, warum der Umzug mit dem kleinen Pkw-Anhänger so mühsam war: "Als Moslem ist es zurzeit schwer, einen Lkw zu mieten." Als Marketing-Gag empfand er, den Regiobahn-Haltepunkt "Kaarster Bahnhof" zu nennen. Sein Vorschlag: "Hier entsteht bald der Kaarster Bahnhof." Abdelkarim scherzte: "Ich wollte Reichsbürger werden, aber die wollten mich nicht, weil ich nicht singen kann."

Abdelkarim war gut drauf, lässig-locker, total unterhaltsam, und er brachte sein Publikum nicht nur zum Lachen, sondern immer wieder auch zum Nachdenken. Kritisch sieht er zum Beispiel die Islam-Experten im deutschen Fernsehen, die immer auch zugleich Terrorexperten sind - und die in den Hauptgebäuden von ARD und ZDF zu wohnen scheinen.

Köstlich, das Bild, das er von einem St. Martins-Zug in Duisburg zeichnete: eine Lehrerin, drei deutsche Kinder mit Laternen und sehr viele junge Muslime ohne Laterne. Ein Versprechen wurde allerdings nicht eingelöst - oder war es eine Drohung? "Draußen werden zum Schluss Kopftücher verteilt", hatte Abdelkarim zugesagt.

(barni)
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