Kaarst Kirchenrat: "Dialog zwischen Religionen ist der einzige Weg"

Kaarst · Volker Lehnert, Ausbildungsdezernent der Evangelischen Kirche im Rheinland, hat in der Johanneskirche über den Islam gesprochen.

 Kirchenrat Volker Lehnert sprach in der gut besuchten Johanneskirche.

Kirchenrat Volker Lehnert sprach in der gut besuchten Johanneskirche.

Foto: salz

Die wichtigsten Sätze, die Kirchenrat Volker Lehnert aus Düsseldorf den Zuhörern bei seinem Vortag zum Thema "Was jeder über den Islam wissen sollte" mit auf den Weg gab, waren diese: "Man muss den anderen so verstehen, wie er sich selbst versteht und seinen Glauben anerkennen. Dialog zwischen Religionen ist schwer, aber der einzige Weg."

Der Ausbildungsdezernent der Evangelischen Kirche im Rheinland sprach auf Einladung des Gesprächskreises 2012 in der Johanneskirche in Büttgen. Initiator Michael Gretzinger freute sich über einen gut gefüllten Kirchenraum: "Es sind viel mehr Besucher als bei früheren Vorträgen gekommen", sagte er. Die aktuelle Flüchtlingsproblematik und der vermehrte Zuzug von Muslimen mag dabei eine Rolle gespielt haben. Lehnert zeigte in seinem mitreißend formulierten Referat die Gemeinsamkeiten der drei großen monotheistischen Religionen (Judentum, Christentum, Islam)auf: Es gibt nur einen Gott, dieselben ethischen Ziele, die Befürwortung sozialer Gerechtigkeit, das Friedensgebot, die heilige Schrift in Varianten und die Hoffnung auf ewiges Leben. Der Hauptsatz laute: "Gott sagt, ich will, dass du lebst, liebst und ewig lebst", so Lehnert.

In einem umfassenden geschichtlichen Rückblick erläuterte er die Entstehung des Islam anhand der Lebensgeschichte Mohammeds. Dieser lebte unter dem Einfluss des bereits bestehenden Juden- und Christentums. Um 609 erlebte er Offenbarungen, die den Grundstock des Korans bildeten. "Das war sozusagen ein Update der Heiligen Schrift", sagte Lehnert schmunzelnd. Die spätere gewaltsame Verbreitung des Glaubens habe Mohammed von Religionsstifter zum Feldherren werden lassen.

Diese zwei Pole, sagte Lehnert, kennzeichneten den Islam bis heute: Den dialogfähigen Teil und den Fundamentalismus, der einzelne Suren aus ihrem Kontext reißt. An dieser Stelle führte der Kirchenrat als Beispiel die Vielehe an - früher notwendig zur Absicherung von Witwen, heute überflüssig. Von 1,4 Milliarden gläubigen Muslime, sagte er, seien 4000 bis 5000 radikale Fundamentalisten, die den Koran wörtlich nähmen. Gegen diese Kreise helfe nur die historische Koranauslegung und Aufklärung.

(eli)
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