Kaarst Karis gründet neue Wählergemeinschaft

Kaarst · Ein Streit in der Zentrumsfraktion ist eskaliert. Der bisherige Partei- und Fraktionschef Josef Karis hat Ratsherr Christian Otte die Zusammenarbeit aufgekündigt und die Partei verlassen. Sonntag soll eine neue Wählergemeinschaft entstehen.

 Acht Parteien und Vereinigungen gehören derzeit dem Kaarster Stadrat an. Die CDU stellt die größte Fraktion, gefolgt von SPD, Grünen, FDP, Zentrum und UWG. Piraten, AfD und Linke sind mit einem Einzelratsmitglied vertreten.

Acht Parteien und Vereinigungen gehören derzeit dem Kaarster Stadrat an. Die CDU stellt die größte Fraktion, gefolgt von SPD, Grünen, FDP, Zentrum und UWG. Piraten, AfD und Linke sind mit einem Einzelratsmitglied vertreten.

Foto: L. Berns

Der Kaarster Stadtrat ist schon jetzt so bunt wie nie: Neun Parteien und Vereinigungen gehören ihm an. Nun könnte noch eine zehnte dazukommen. Der bisherige Partei- und Fraktionschef des Zentrums, Josef Karis, hat seiner Partei den Rücken gekehrt und will am Sonntag gemeinsam mit Fraktionskollege und Ratsherr Hermann-Josef Rütten die neue "Freie Wählergemeinschaft Kaarst im Zentrum" gründen. Mindestens 50, eher 70 der derzeit 85 Zentrumsmitglieder, schätzt Karis, werden ihm folgen.

 Bleibt in Kaarst Gesicht der Zentrumspartei: Christian Otte.

Bleibt in Kaarst Gesicht der Zentrumspartei: Christian Otte.

Foto: Berns, Lothar (lber)

Grund für den Bruch ist ein Streit mit Ratsherr Christian Otte. Seinem langjährigen politischen Weggefährten wirft Karis vor, sich zu sehr in den Bürgermeisterwahlkampf des Neusser Zentrumskandidaten Klaus Brall eingemischt zu haben. Brall, sagt Karis, habe sich im Vorfeld der Wahl öffentlich deutlich zu weit rechts orientiert. Und: Otte sei als sein Wahlkampfleiter für diese Äußerungen mit verantwortlich. "Ich lasse mich nicht in die rechte Ecke drängen", sagt Karis. "Im Zweifelsfall segeln wir lieber unter anderer Flagge weiter." Und so wird es jetzt wohl tatsächlich auch kommen.

 Unterstützt Josef Karis: Ratsherr Hermann-Josef Rütten.

Unterstützt Josef Karis: Ratsherr Hermann-Josef Rütten.

Foto: Berns, Lothar (lber)

Fakt ist, bis heute stellt die Zentrumsfraktion drei Mitglieder im Stadtrat: Josef Karis, Hermann-Josef Rütten und Christian Otte. Am vergangenen Montag, einen Tag nach der Bürgermeisterwahl, wurde Otte von Karis schriftlich mitgeteilt, dass er aus der Fraktion ausgeschlossen wurde. "Ein Gespräch oder eine Erklärung", sagt Otte, "gab es vorher nicht". Der Ausschluss, das räumt auch Karis mittlerweile ein, war formell nicht korrekt. Otte holte sich Rückendeckung von Bundesparteichef Gerhard Woitzik. Der sah Ottes Rauswurf aus der Fraktion als ebenso parteischädigend an wie die aus seiner Sicht mangelnde Unterstützung des Landratskandidaten Adolf Robert Pamatat.

 Kam einem Ausschussverfahren aus dem Zentrum zuvor: Josef Karis.

Kam einem Ausschussverfahren aus dem Zentrum zuvor: Josef Karis.

Foto: Berns, Lothar (lber)

"Ich habe auch keinen Wahlkampf geleitet", sagt Otte. "Klaus Brall als Bürgermeisterkandidat zu nominieren war eine Entscheidung des Neusser Stadtverbands, die ich selbstverständlich unterstützt habe - auch, weil ich Brall persönlich gut kenne. Ich fand auch einige seiner Äußerungen nicht glücklich, aber ihn auf einen rechten Menschen zu reduzieren, wäre unfair." In Kaarst wird das Zentrum fortan wohl nur noch aus Christian Otte und seinen Vertrauten bestehen. Josef Karis und Hermann-Josef Rütten machen ihr eigenes Ding. Alle drei wollen ihr Ratsmandat behalten. Mit Rütten stellt Karis künftig dann eine neue Fraktion für die noch zu gründende Wählergemeinschaft.

Welche Auswirkungen die Spaltung des Zentrums auf das "regierende" Fünferbündnis (SPD, Grüne, FDP, Zentrum, UWG) hat, bleibt abzuwarten. "Ich gehe davon aus, dass der im Juni 2014 mit dem Zentrum geschlossen Kooperationsvertrag inhaltlich weiter Bestand hat", sagt Christian Otte. "Wenn mir dann vom Bündnis etwas anderes mitgeteilt würde, müsste ich das in der Partei zur Diskussion stellen." Auch Josef Karis will Teil des Bündnisses bleiben - oder werden. "Vielleicht", sagt er, "gibt es dann ja ein Sechserbündnis."

(NGZ)
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