Kaarst Kabarettist Jochen Malmsheimer schießt wahre Wortsalven

Kaarst · Der Gang nach Canossa - ein Meilenstein der Geschichte des Mittelalters, aber auch etwas sehr Abstraktes. Zum Glück hat sich Jochen Malmsheimer dieser Thematik angenommen.

Er schafft es, Licht ins mittelalterliche Dunkel zu bringen und Details zu schildern, die den Gang Heinrichs IV. so profan erscheinen lassen wie eine ganz normale Wanderung. Ein wenig anstrengend war's aber doch: Malmsheimer, schon optisch ein barocker Typ, haucht der deutschen Sprache eine enorme, fast umwerfende Kraft ein. Im ausverkauften Albert-Einstein-Forum sollten das die Zuschauer zwei Stunden lang aushalten. Uwe Rössler vom Tiffany-Ensemble nahm der Story am Flügel etwas von ihrer Schwere.

"Zwei Füße für ein Halleluja" heißt das nicht mehr ganz taufrische Programm. Malmsheimer, der einst Geschichte und Germanistik studierte, sah in seinem braunen Cord-Sakko aus wie ein Lehrer, der zu Temperamentsausbrüchen sehr wohl in der Lage ist. Er sollte sich rund 120 Minuten lang immer wieder echauffieren. Seine Wortsalven mussten erstmal "verdaut" werden. Malmsheimer, kein Freund kurzer Sätze und gängiger Formulierungen, versetzte das Publikum zunächst ins Jahr 1055: Da war Heinrich IV. fünf Jahre alt. Mit verbalen Geschossen, die er gegen den künftigen Herrscher abfeuerte, nahm er ihm das Besondere: "Hier hießen alle Heinrich, die nicht Konrad hießen." Malmsheimer setzte immer wieder feine und gemeine Ironie ein wie einst beim "Tresenlesen". Das hörte sich dann so an: "Wie wird man König? Gut ist, wenn der Vater schon einer ist." Er unterminierte die Autorität des jungen Herrschers: "Für alle war er der König. Nur die Mutti sagte ,Heini' zu ihm." Der 54-Jährige schilderte sehr anschaulich, wie schwer es ein König hatte mit seinen Untertanen - darunter "räudige Unterholz-Potentaten". Der in Kaarst lebende Uwe Rössler erntete einen Riesenapplaus. Auch Malmsheimer kam sehr gut an: Seine Wortgewalt sucht Ihresgleichen. Für ihn war der Auftritt in Kaarst alles andere als der Gang nach Canossa.

(barni)
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