Kaarst Kaarst legt sich für Flüchtlinge ins Zeug

Kaarst · Mitte August soll die neue Unterbringung in Büttgen bezugsfertig sein. Viele Bürger haben Kleidung und Möbel gespendet.

Er hat ein ungutes Gefühl hinterlassen, der Bürgerantrag der Anwohner der Straße "Am Kaufmannskreuz" gegen die Einrichtung eines Flüchtlingswohnheims in Büttgen. Der Hauptausschuss hat das Ansinnen im Mai abgelehnt. Seither hat sich viel getan. Der Rohbau der neuen Unterkunft steht, die Innenausbauarbeiten - Sanitär und Elektrik - laufen, die Dachdeckerarbeiten finden in den nächsten Tagen statt, die Außenanlagen folgen ab der ersten Augustwoche, die Stadt prüft laut Sozialdezernent Sebastian Semmler alle technischen und rechtlichen Möglichkeiten zur Verfügungstellung von kostenlosen Internetzugängen. Ab Mitte August könnten, wenn alles nach Plan läuft, an der Vom-Stein-Straße die ersten Bewohner einziehen. Derweil haben die Kaarster eine echte Willkommensoffensive gestartet. Mit viel Engagement bereiten sie die Ankunft der neuen Mitbürger vor.

So haben sich über das soziale Netzwerk Facebook in den vergangenen Wochen mehr als 300 Menschen in der Gruppe "Flüchtlingshilfe Kaarst" zusammengetan und private Sachspendensammlungen organisiert. "Die Hilfebereitschaft ist riesengroß", sagt die stellvertretende Bürgermeisterin Uschi Baum. "Inzwischen haben wir zwei Garagen voll. Ab jetzt sammeln wir nur noch gezielt. Was zum Beispiel nach wie vor gebraucht wird, sind Fahrräder, damit Flüchtlinge von ihrer Unterkunft zu Kursen, Angeboten und zum Einkaufen kommen können."

Die Stadt Kaarst begrüßt den persönlichen Einsatz ihrer Bürger ausdrücklich. Schließlich, sagt Stadtsprecherin Sigrid Hecker, gehe es darum, die Willkommenskultur in Kaarst zu leben. "Damit dieses Engagement konstruktiv und zielgerichtet zum Einsatz kommen kann, ist es aber auch gerade dann, wenn sich viele verschiedene Protagonisten für ein und dieselbe Sache engagieren, sinnvoll, dass sie Informationen austauschen, ihre Aktivitäten abstimmen und gegebenenfalls bündeln", sagt Hecker. Aus diesem Grund sei vor einiger Zeit das "Netzwerk Flüchtlingsaufnahme" eingerichtet worden. "Das Netzwerk findet sich unbürokratisch und kurzfristig zusammen, um akute Angelegenheiten abzustimmen."

Auch Themen wie die Akquise von Sachspenden werden dort abgestimmt. "In diesem Zusammenhang möchte die Verwaltung darum bitten, Kleiderspenden bei der Kleiderkammer der katholischen Kirchengemeinde St. Martinus an der Rathausstraße abzugeben", sagt Hecker. Zur Vermeidung von Doppelstrukturen sei dieses Vorgehen im Netzwerk abgestimmt worden. Das gelte auch für die Ferienzeiten der Kleiderkammer. "Bei beabsichtigten Möbelspenden ist eine vorherige Sichtung nötig, weil je nach Zuschnitt der Unterbringungsräumlichkeiten nicht alle Möbelstücke verwendet werden können." Um hierfür einen Termin zu vereinbaren, können sich Spender bei der Stadt an Susanne Enkel (02131 987276) oder Frank Schnitker (02131 987226) wenden.

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Gute Nachrichten hat auch Ali Bostanci. Der Kaarster plant ein Bündnis gegen Rechts, in dem er Bürger und Flüchtlinge zusammenbringen will. "Die Gründungsveranstaltung findet am 16. August im Bürgerhaus statt", sagt er. "Alle, die Flüchtlinge im Rahmen einer Nachbarschaftshilfe unterstützen möchten, Fremdsprachen sprechen oder einfach anpacken wollen, sind herzlich willkommen."

(NGZ)
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