Kaarst Kaarst feiert und geht auf Zeitreise

Kaarst · Überall im Kaarster Stadtgebiet hängen Plakate mit verschiedenen Sprüchen, die auf das Stadtjubiläum hinweisen.

 Diese Zeichnung zeigt Kaarst um 1200 und diente als Hintergrund für die Plakate.

Diese Zeichnung zeigt Kaarst um 1200 und diente als Hintergrund für die Plakate.

Foto: Stadt Kaarst

Vor 800 Jahren - also im Jahr 1218 - wurde Kaarst erstmals urkundlich erwähnt, Büttgens Ersterwähnung liegt 1225 Jahre zurück. Ein solches Jubiläum muss gefeiert werden und so langsam sind im Stadtgebiet erste Vorboten der Festlichkeiten zu sehen. Seit dem Wochenende weisen Plakate mit vier unterschiedlichen Sprüchen, es in sich haben, auf die Ausstellung zum Stadtjubiläum hin.

Kaarst: Kaarst feiert und geht auf Zeitreise
Foto: Stadt

"Wir wollten bewusst ein wenig provozieren und haben die Inhalte der Ausstellung auf prägnante Aussagen heruntergebrochen", sagt Stadtarchivar Sven Woelke. Unter anderem geht es um den höchst zweifelhaften Versuch eines gewissen Ritter Reymar, sein Seelenheil durch die Schenkung seiner Frau an das Karlsforster Kloster der Zisterzienserinnen abzusichern. So steht auf dem Plakat geschrieben: "Hier haben Ritter ihre Frauen verschenkt."

Die entsprechende Urkunde aus dem Jahr 1218 belegt jedenfalls nicht nur die Auswüchse des Ablasshandels, sie ist gleichzeitig auch die Ersterwähnung von Kaarst und damit der Beginn einer belegbaren 800-jährigen Stadtgeschichte. "Ritter Reymar ist deshalb für uns der Ausgangspunkt der Ausstellung. Wir wollen das mittelalterliche Kaarst zeigen und uns auf Spurensuche begeben", sagt Woelke, der die Ausstellung "Karlsforst und Budica. Spuren im Mittelalter" mit der Kulturwissenschaftlerin und Leiterin des Rheinischen Schützenmuseums Neuss, Britta Spies, erarbeitet hat.

Vom 20. April bis zum 12. Mai ist die Ausstellung im Atrium des Kaarster Rathauses zu sehen. Ab dem 17. Mai bis zum 19. Juni sind die Exponate dann im Büttgener Rathaus ausgestellt. Die Spurensuche beginnt bei den belegbaren Ursprüngen, geht auf die Gründungsmythen ein und liefert Erkenntnisse zum mittelalterlichen Alltagsleben, zu immer noch nachweisbaren Handelsrouten und der Migration. Auch hierzu gibt es ein passendes Plakat: "Hier ist Migration ne olle Kamelle." Denn Germanen, Franken, Römer und Franzosen haben dieses Thema schon lange vor unserer Zeit besetzt.

"Selbstverständlich widmen wir uns insbesondere auch dem heiligen Ludger, der vor 1225 Jahren um Büttgen gewirkt hat und dessen Heiligenschrift uns den ersten Hinweis auf Budica liefert", sagt Woelke. Das Wirken des ersten Bischofs von Münster ist in der "Vita Sancti Liudgeri" beschrieben - eine der ältesten Heiligenschriften überhaupt. Und dort, wo heute das Autobahnkreuz ist, wurden bei dessen Bau fränkische Gräber aus dem siebten Jahrhundert nach Christus gefunden, was sich auf den Plakaten folgendermaßen wiederfindet: "Hier liegen die Franken unter Asphalt."

Zum Festakt am 20. April um 18 Uhr lädt Bürgermeisterin Ulrike Nienhaus alle Kaarster ein, mit ihr gemeinsam auf eine Zeitreise zu gehen: "Erinnern schafft Identität: Wir alle wollen wissen, wo wir herkommen. Dazu gehört neben der persönlichen Geschichte auch der Ursprung unserer Gemeinschaft als Stadt. Das Stadtjubiläum bietet deshalb eine wunderbare Gelegenheit, um über unsere Geschichte, aber auch unsere Perspektiven zu sprechen."

(NGZ)
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