Kaarst Integrationsrat bricht auseinander

Kaarst · Drei der vier gewählten Mitglieder der Interessensvertretung sind zurückgetreten. Vorausgegangen waren Auseinandersetzungen über das Integrationskonzept der Stadt - und ein Wutausbruch in öffentlicher Sitzung.

 Ali Bostanci erzürnte sich über die Verwaltung und trat zurück.

Ali Bostanci erzürnte sich über die Verwaltung und trat zurück.

Foto: ati, lber

Vor rund zwei Jahren hatte Bouchra El Maazi mehr als 200 Unterschriften von nicht-deutschen oder eingebürgerten Kaarstern gesammelt, um die Wahl zum Integrationsrat möglich zu machen. Die Interessensvertretung, deren Vorsitz sie nach der Wahl im September 2015 übernahm, war ihre Herzenssache - jetzt hat El Maazi ihr Amt niedergelegt.

 Die Vorsitzende des Integrationsrates, Bouchra El Maazi, legte ihr Amt nieder.

Die Vorsitzende des Integrationsrates, Bouchra El Maazi, legte ihr Amt nieder.

Foto: Berns Lothar

"Seit mehr als zwei Jahren wird die Arbeit des Integrationsrates durch Provokationen, Widerstand und Blockadehaltung innerhalb und vor allem auch außerhalb des Integrationsrates erschwert und bis zum Stillstand gebracht. In einem Integrationsrat, dessen Meinung bei integrationsspezifischen Themen nicht eingeholt wird, kann ich nicht dem mir entgegengebrachten Vertrauen der Migrantinnen und Migranten gerecht werden, und trete von meinem Amt als Mitglied des Integrationsrates zurück", schreibt sie in einer Erklärung. Weiter wollte sich El Maazi auf NGZ-Nachfrage gestern nicht äußern.

Vorausgegangen war ihrem Rücktritt eine Auseinandersetzung über das Integrationskonzept der Stadt Kaarst. Bei der Vorstellung des Konzeptes im Sozialausschuss, hatte El Maazi im September ihre Enttäuschung darüber geäußert, dass der Integrationsrat in dem Konzept nicht erwähnt wird. Damals erklärte Sozialdezernet Sebastian Semmler: "Der Integrationsrat ist derzeit nicht als entscheidender Player bei der Integration erkennbar. Das ist aber nicht böse gemeint."

In der Sitzung des Integrationsrates in der vergangenen Woche eskalierte dann die Debatte über das Konzept. "Es ging um die Begriffe Migranten und Flüchtlinge. Ali Bostanci kritisierte, dass sie im Konzept nicht eindeutig verwendet wurden. Der Vertreter der Verwaltung hielt ihm daraufhin mangelndes Abstraktionsvermögen vor", berichtet Irmgard Link-Schnitzler (Grüne). Bostanci sei sehr wütend geworden. "Er sprang auf und stürmte mit dem Konzeptpapier in der Hand nach vorn", berichtet Sven Ladek (CDU). "Es sah aus, als wolle er mit dem Papier zuschlagen. Er drehte dann aber ab und ging wutschnaubend zu seinem Platz zurück", so Monika Hartings (SPD). Bouchra El Maazi habe ihn als Ausschussvorsitzende zur Ruhe gemahnt.

"Ich fühlte mich persönlich angegriffen und beleidigt. Deshalb war ich sehr wütend und bin lauter geworden. Ich hatte mich intensiv mit dem Konzept auseinandergesetzt, wollte dem Vertreter der Verwaltung meine Anmerkung auf dem Papier zeigen. Deshalb bin ich nach vorn gegangen", sagt Ali Bostanci. Schon seit langem habe er das Gefühl, dass dem Integrationsrat von der Verwaltung Hindernisse in den Weg gelegt würden. "Rund ein halbes Jahr haben wir beispielsweise dafür kämpfen müssen, dass uns die Stadt einen Protokollführer für die Sitzungen zur Verfügung stellt. In anderen Städten ist das selbstverständlich", so Bostanci weiter. Auch er erklärte gestern Nachmittag seinen Rückzug aus dem Integrationsrat, ebenso wie Krishnapillai Raju. Von den vier gewählten Mitgliedern ist nun nur noch Niels Rentergent in dem insgesamt siebenköpfigen Gremium vertreten, dem auch drei bestellte Stadtratsmitglieder angehören. Die Verwaltung wird nun Nachfolger anfragen. "Wie beim Rücktritt von Ratsmitgliedern werden die nachrückenden Mitglieder angeschrieben und gefragt, ob sie das Mandat annehmen wollen", erklärt der Erste Beigeordnete Sebastian Semmler.

(NGZ)
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