Kaarst In den Beruf des Bestatters hineingewachsen

Kaarst · Peter Bayer (27) umreißt seinen Beruf mit zwei Sätzen: "Die Angehörigen gewähren mir einen gigantischen Vertrauensvorschuss, wenn sie einen geliebten Menschen in meine Obhut geben.". Am 1. Mai hat der "Büttger Jung" das alteingesessene Familienunternehmen Bestattungen Pütz von Hans-Hermann Pütz (67) übernommen. "Schon als Kind war ich mit dem Sohn der Familie Pütz befreundet", erzählt Bayer.

 Peter Bayer (l.) und sein Vorgänger Hans-Hermann Pütz.

Peter Bayer (l.) und sein Vorgänger Hans-Hermann Pütz.

Foto: ati

Nach dem Abitur studierte er zunächst katholische Theologie in Bonn. Die Beschäftigung mit moraltheologischen Lebensfragen gab den Anstoß, hinter die Kulissen einer Bestattungsfirma schauen zu wollen. Anfang 2013 begleitete er Pütz bei der Einbettung eines Verstorbenen im Altersheim. "Das war etwas ganz Neues. Vorher hatte ich nur Beerdigungen im Familienkreis erlebt, jetzt erlebte ich den Vorgang bei einem Fremden", erläutert Bayer. Genauso klar war ihm auch, dass man einen solchen Beruf nur mit gefestigter innerer Einstellung ausüben kann, für die sein Studium eine gute Grundlage bildet. Im Sommer 2013 begann er eine verkürzte zweieinhalbjährige Ausbildung in einem großen Bochumer Betrieb zum staatlich geprüften Bestatter, was seit 2003 möglich ist.

Pütz hat ihn einfach angesprochen, ob er sein Geschäft als Inhaber führen wolle. "Ich habe die Gelegenheit beim Schopf ergriffen", gibt Bayer schmunzelnd zu.

Und wie ist das Gefühl, als junger Mensch dauernd mit dem Tod konfrontiert zu werden? "Ich darf nicht zu viel mitfühlen, sonst kann ich meinen Beruf nicht ausüben. Distanz bleibt notwendig", ist sein Credo. "Unbewusst hilft mir mein Glaube als eine Art Hintergrundrauschen." Sein Arbeitsalltag besteht zu 70 Prozent aus Feuer- und 30 Prozent aus Erdbestattungen. "Wichtig ist mir ein zufriedenstellender Ablauf der Bestattung. Den Verstorbenen sehe ich besonders während der Ansprache im Gottesdienst nochmal vor mir", sagt der junge Bestatter, der noch seine Meisterprüfung anstrebt. Er freut sich, dass das Thema Tod enttabuisiert wird, denn immer mehr Menschen kommen zur Bestattungsvorsorge. "Es ist ein sozial-kommunikativer Beruf. Meine Freundin, die alles mitträgt, arbeitet als Erzieherin quasi vom anderen Ende her", erklärt Bayer schmunzelnd. In seiner jetzt knappen Freizeit spielt er Fußball, liest gerne Klassiker wie von Kafka und Tolstoi, marschiert bei den Schützen mit und pflegt Freundeskreise in Bonn und Bochum.

Mehr Freizeit hat dagegen jetzt Hans-Hermann Pütz, der bereits als 15-Jähriger im vom Großvater 1900 gegründeten Unternehmen die erste Erfahrungen sammelte. "Ursprünglich war das Ganze eine Schreinerei." Er bildete sich zum bestatter weiter, gab 1986 die Schreinerei auf und widmete sich ausschließlich Bestattungen, unterstützt von Ehefrau Margit (54).

(keld)
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