Kaarst Hauptausschuss: Kürzungen bei Kindern nicht länger tabu

Kaarst · Es war wie ein Befreiungsschlag im Haupt- und Finanzausschuss: Ausgaben für Kinder und Jugendliche waren bisher immer vergleichsweise unkritisch abgenickt worden, Kürzungen galten als tabu. Damit ist jetzt Schluss.

Auslöser ist die Umgestaltung des Außengeländes des Familienzentrums an der Büdericher Straße. Dort gibt es derzeit je nach Wetterlage staubige Sandwüste oder jede Menge Matsch. Es besteht zweifellos Handlungsbedarf, da waren sich die Ausschussmitglieder einig und stimmten der Entsperrung der Haushaltsmittel zu.

Kritik wurde jedoch an den Kosten in Höhe von 65.000 Euro laut. Die Technische Beigeordnete Sigrid Burkhart hatte im Vorfeld geprüft, ob es Sinn mache, die Arbeiten in zwei Abschnitte zu unterteilen. Das Ergebnis überraschte wenig: "Es sind auf diese Weise keine Einsparungen zu erzielen, hinzu kommt, dass die Aufträge getrennt werden müssten", erklärte Burkhart. Dann wagte Anneli Palmen den Tabubruch: "Wir müssen von den hohen Kaarster Standards runterkommen. Die Planungen für die Umgestaltung des Kita-Außengeländes sind wunderschön. Wir machen immer alles wunderschön. Geht's nicht auch einfacher? Mit kommt das alles sehr mercedeshaft vor."

Damit stieß sie fraktionsübergreifend auf keinerlei Widerspruch - im Gegenteil. Anja Rüdiger (UWG) polemisierte: "'Ne halbe Gartenbauausstellung müssen wir nicht inszenieren. Billiger wäre für die Kinder genauso schön." Sie sprach sich gegen eine Entsperrung der Mittel für die Sanierung des Kita-Außengeländes aus. Mit großer Mehrheit wurde die dann zwar beschlossen, aber es herrschte im Ausschuss Einigkeit darüber, dass die Ausgabepositionen im Kinder- und Jugendbereich künftig kritischer unter die Lupe genommen werden müssen. Lars Christoph (CDU) kann dem nur zustimmen: "Ich denke, die Haushaltswirklichkeit ist hier noch nicht so erkannt worden wie in anderen Bereichen."

In der Kultur beispielsweise war alles hinterfragt worden, selbst die erfolgreiche Kleinkunstreihe. "Wir müssen Standards neu definieren", regte Wilbert Schröder (Die Grünen) an. Jugenddezernent Sebastian Semmler, der nur auf eine Diskussion wie diese gewartet zu haben schien, zeigte sich erleichtert angesichts der Übereinstimmung.

(barni)
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