Kaarst Handarbeitsprojekt hilft syrischen Frauen

Kaarst · Der Kaarster Daniel Bicking unterstützt Flüchtlingsfrauen dabei, ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Das soziale Handelsunternehmen Gyalpa kauft den Näherinnen ihre Waren ab und bietet sie deutschen Kunden an.

Wärmende Schals, bestickte Jutetaschen, feinst gehäkelte Ketten oder handgestrickte Ponchos - all diese Produkte sind Unikate. Und doch haben sie eines gemeinsam: Sie sind fast alle von syrischen Frauen hergestellt, die in Kriegsgebieten oder in türkischen, jordanischen oder libanesischen Flüchtlingslagern leben. Verkauft werden die Produkte via Internet von Gyalpa - einem Zusammenschluss ehrenamtlicher Mitarbeiter, die den Näherinnen ihre Waren abkaufen und deutschen Kunden anbieten. Überschüsse kommen über den gleichnamigen Verein Bildungs- und Sozialprojekten in den Herkunftsländern zugute. Unter diesen Ehrenamtlern ist auch der Kaarster Daniel Bicking.

Der 29-Jährige arbeitet die Woche über als Unternehmensberater in Frankfurt, am Wochenende lebt er in seiner Heimatstadt. "Bei einem Projekt lernte ich Lanna Idriss kennen", erzählt Bicking. Die Bankdirektorin ist Halbsyrerin, ihr Vater stammt aus Homs. "Da sie Familie in Syrien hat, wollte sie sich engagieren und suchte Unterstützer", so Bicking.

Er war bereits ehrenamtlich tätig gewesen, als er zwei Jahre lang in Wien für eine Unternehmensberatung gearbeitet hatte. "Mein Arbeitgeber hat uns ein Mal pro Woche früher in den Feierabend geschickt, damit wir uns engagieren", erzählt Bicking. "Ich bin regelmäßig in ein Migrantenheim gegangen und habe gemerkt, wie viel Spaß es macht, ehrenamtlich tätig zu sein."

Aufgrund dieser Erfahrung gründete der Kaarster vor zweieinhalb Jahren gemeinsam mit Idriss den Verein Gyalpa, der Spenden zugunsten syrischer Flüchtlingskinder und -jugendlicher sammelt. Unterschiedlichste Bildungs- und Betreuungsprojekte in Syrien, der Türkei und dem Libanon seien somit ermöglicht worden, sagt Daniel Bicking.

Dreimal ist er bereits vor Ort gewesen, hat die verschiedenen Projekte aufgesucht. "Einmal sind Idriss und ich mit einem Transporter, der voll beladen war mit Spielzeug, Fußbällen und Trikots bis an die syrische Grenze gefahren. Es ist mir zur Herzensangelegenheit geworden, den Menschen vor Ort zu helfen."

Doch als kleine Hilfsorganisation sei es schwierig, regelmäßig Spenden zu akquirieren. Daher habe ein ehrenamtliches Team aus Steuer-, Finanz- und IT-Experten, Designern sowie Grafikern das kleine Handelsunternehmen Gyalpa gegründet. "Derzeit haben wir 31 Produkte, die wir verkaufen. Im Moment erwarten wir einen Container, der vom Libanon nach Hamburg kommt. Darin sind Produkte für Weihnachten", erklärt Daniel Bicking.

Damit die Ware auch dem deutschen Geschmack entspricht, werden die Produkte gemeinsam mit ehrenamtlichen Designern entworfen. Das soziale Handelsunternehmen Gyalpa kauft den Produzentinnen ihre Ware direkt ab und verkauft sie dann auf eigenes Risiko weiter. 80 Prozent der Einnahmen gehen direkt an die zumeist syrischen Näherinnen. Der Rest ist für Transport- und Zollgebühren verplant. Ziel sei, so Bicking, dass die Produzenten unabhängig von Spendengeldern ihren Unterhalt bestreiten können. "Sobald wir Gewinn machen, geht dieser an den Verein."

Einige der handgefertigten Produkte gibt es auch in Kaarst. Als die Blumenhändlerin Sybille Molzberger von dem Projekt erfuhr, räumte sie kurzerhand ein Regal für Portemonnaies, Turnbeutel und gewebte Handtücher frei.

(bab)
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