Kaarst Grüne klären über Tihange-Risiken auf

Kaarst · Arzt und Abgeordneter diskutieren über Gefahren belgischer Meiler für die Menschen in Kaarst.

 Wilfried Duisberg und Hans Christian Markert. Tinter

Wilfried Duisberg und Hans Christian Markert. Tinter

Foto: Anja

Wie gefährlich sind die belgischen Atomkraftwerke Tihange und Doel für die Bürger in Kaarst und wie sollten sich die Bewohner Nordrhein-Westfalens für den Ernstfall wappnen? Der Arzt Wilfried Duisberg und der grüne Landtagsabgeordnete Hans Christian Markert haben im Rahmen der Veranstaltungsreihe "Grüner Salon" der Kaarster Grünen diese Fragen erläutert. Was die Gefahr durch die immer wieder in die Kritik geratenen belgischen Meiler anbelangt, waren sich die beiden Redner einig - eine Diskussion entstand aber über den Einsatz von Jodtabletten und die Atompolitik der rot-grünen Landesregierung Nordrhein-Westfalens. Nachdem Duesberg an die zahlreichen Sicherheitsmängel der belgischen Atomkraftwerke erinnert hatte, die in den vergangenen Monaten bekannt wurden, erläuterte er unterschiedliche Krankheiten, die teilweise auch durch schwache Radioaktivität entstehen können.

Der Aachener Arzt, der inzwischen in Ruhestand ist und sich bei den Ärzten zur Verhütung eines Atomkrieges engagiert, sprach sich dafür aus, prophylaktisch Jodtabletten an die Bürger zu verteilen, da sie im Falle eines Atomunglücks den Ausbruch von Schilddrüsenkrebs sehr wirksam eindämmen könnten. Die rot-grüne Landesregierung kritisierte er, weil sie diese Tabletten bislang nicht an die Bevölkerung verteilt hat. Die Tabletten müssten wenige Stunden vor dem Einatmen radioaktiven Staubs eingenommen werden, sonst seien sie nahezu unwirksam, so der Mediziner. Deshalb sei es im Unglücksfall nicht möglich, die Medizin schnell genug an alle Einwohner zu verteilen - Vorräte in jedem Haushalt seien also nötig. Der Kaarster Landtagsabgeordnete Hans Christian Markert widersprach seinem Vorredner: Der Nutzen von Jodtabletten werde überschätzt.

"Die Erfahrung aus allen bisherigen Atomkatastrophen hat uns gezeigt, dass die Betreiber immer erst über einen Unfall informieren, wenn es zu spät ist", sagte er. Sei der radioaktive Staub bereits ohne Vorwarnung in Nordrhein-Westfalen angelangt, helfen keine Jodtabletten mehr. Um die belgische Politik zu einem verantwortungsvolleren Umgang mit ihren Atomkraftwerken zu bewegen, solle die deutsche Politik zur Not mit dem Aussetzen wirtschaftlicher Kooperationen drohen.

(NGZ)
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