Kaarst Gesprühte Bilder - so bunt wie das Leben

Kaarst · Zum dritten Mal hat das Kunstcafé Einblick einen Spray-Day organisiert. Zum Vergnügen der Sprayer und der Zuschauer.

 Jan (l.) und Jonah (beide neun Jahre alt) gehörten zu den Sprayern, die hingebungsvoll kleine Kunstwerke auf die Stellwände zauberten.

Jan (l.) und Jonah (beide neun Jahre alt) gehörten zu den Sprayern, die hingebungsvoll kleine Kunstwerke auf die Stellwände zauberten.

Foto: Ati

Der dritte Spray-Day war nicht nur der erfolgreichste, sondern auch der sonnigste. Und der erste, der nicht neben dem Kunstcafé EinBlick, sondern auf der Grünfläche genau gegenüber des Rathauses stattfand. Mehr als 60 Sprayer schwelgten in Farben, und die Motive, die immer wieder zu sehen waren, vermittelten den Eindruck einer Zeitreise in die 1960er Jahre.

"Love", "Peace" und "Hope" waren Begriffe, die immer wieder auftauchten auf den Pappen im XXL-Format, die in der Sonne sehr schnell trockneten. "Der Spray-Day ist ein Zeichen der bunten Vielfalt in Kaarst und dafür, dass die Stadt farbig und lebendig bleibt", kommentierte Initiatorin Brigitte Albrecht vom Kunstcafé EinBlick. Und nebenbei hat er auch noch eine integrative Kraft - die unterschiedlichsten Menschen kamen zusammen, um gemeinsam kreativ tätig zu werden.

Die stellvertretende Bürgermeisterin Brigitta Thönißen hatte zum ersten Mal eine Farbspraydose in der Hand. "Ich habe mir das einfacher vorgestellt", erklärte sie, fand aber sofort Anschluss: bei Greta, sie ist erst acht Jahre alt, aber keine Anfängerin mehr. Das Mädchen schuf sich eine kleine Insel in einem großen See mit reichlich Sonnenschein. Rana lebte bis vor zehn Monaten in Syrien. Fern von Verwüstung und permanenter Lebensgefahr genoss die 12-Jährige, die sich bereits gute Deutschkenntnisse angeeignet hat, den Spray-Day - für sie eine Premiere.

Das leise Zischen der Spraydosen war das dominierende Geräusch. Und wie Straßenkünstler es lieben, kamen sehr viele Passanten und schauten sich das Treiben an. Mark Koll war mit einigen Musikern gekommen - auch durch ihren Auftritt wurden die Menschen auf die Sprayer aufmerksam. Und ihre Musik war ein weiterer Grund, um zu verweilen.

Wer einen Slalom wagte um die Staffeleien und keine Angst davor hatte, dass die Farbe vom Wind auf Hemd oder Bluse geweht wurde, der konnte unter anderem die elfjährige Kira bei ihrem kreativen Tun beobachten. Die Vorsterin sorgte zunächst für einen abstrakten Hintergrund, um dann mit schwarzen Konturen einen Hund zu "malen". Horst Bischoff (Hobi) aus Neuss begutachtete das Bild - er kennt die Elfjährige: "Sie ist die einzige Nichtbehinderte in einem Chor, den ich leite."

Die Ausdrucksformen waren sehr unterschiedlich. Viele Sprayer bevorzugten den Graffiti-Stil, andere beschränkten sich auf streng geordnete Farbfelder im Stile eines Mark Rothko, aber auch die Deutschlandflagge gehörte zu den Motiven. Thomas Panzer ist der Beweis dafür, dass Übung den Meister macht: Der 34-jährige Kaarster ist ein erfahrener Sprayer und bekannte lächelnd: "Ich hänge seit 20 Jahren an der Dose." Während die übrigen Sprayer sich mit vier unterschiedlichen Farben begnügen mussten, benutzte er zwölf. Es war faszinierend zu sehen, wie nach und nach ein wunderschönes Porträt entstand.

(NGZ)
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