Kaarst Geschichten aus alten Ikea-Stadt

Kaarst · Mehr als 35 Jahre stand Ikea an der Düsselstraße. Viele Kaarster verbinden damit besondere Erlebnisse.

Schon ein Sammlerstück: einer der ersten Ikea-Kataloge

Schon ein Sammlerstück: einer der ersten Ikea-Kataloge

Foto: Ikea

Das junge Paar war gerade umgezogen. Nach Düsseldorf, aus der Studentenbude in die erste eigene Wohnung. In guter Nähe zu Ikea Kaarst, das gerade ein Jahr vorher sein Haus an der Düsselstraße eröffnet hatte. Was also lag näher, den Hausstand weitgehend mit Billy, Ivar und Co. zu bestücken? Und mit Matratzen, die als Rolle bequem zu transportieren waren, aber sich ausgerollt als viel zu kurz für das neue Bett erwiesen. Vermeintlich. Denn beim Umtausch mitten im Umzug gab es die Erklärung: Die Matratzen sind vakuum verpackt, brauchten ein bisschen, bis sie ausgepackt ihre volle Länge erreichten...

Wer jahrelang mit Ikea-Möbeln gelebt hat, kann Geschichten dieser Art zuhauf erzählen. Die Sammlung an Inbus-Schlüsseln sprengt vermutlich schon die Werkzeugkiste, kleine Ratscher beim Aufbau von Pax sind im Laufe der Jahre und Erzählungen zu großen Verwundungen geworden, und der Aufruf "Die kleine... möchte aus dem Kinderparadies abgeholt werden" gehört zu den geflügelten Worten.

Erinnerungen an Ikea gibt es viele - aber in Kaarst ganz besondere. Denn mehr als 35 Jahre gehörte das Einrichtungshaus an der Düsselstraße zum Leben in der Stadt. Der Umzug des Möbelriesen ins Gewerbegebiet Kaarster Kreuz ist für unsere Zeitung Anlass, die Leser um ihre Geschichten zu bitten. Hier eine Auswahl.

Anne Dossmann kann sich nicht nur an den Eröffnungstag am 30. August 1979 erinnern, sondern hat auch Fotos geschickt - vom Elchwerfen. Sie gehörte zum Team: "Meine Aufgabe bestand darin, bei der Kinderbelustigung beim ,Elchwerfen' zu helfen, wobei die Kinder mit Bällen Papp-Elche treffen mussten und einen Preis erhielten. Allerdings für mich sehr ungewohnt und gewöhnungsbedürftig war die skandinavische Sitte, jeden mit ,Du' anzusprechen, selbst den Chef", schreibt sie.

Chris Willich ist mit der Familie im April 1979 von Berlin nach Kaarst gezogen. "In Berlin war Ikea wie eine Bombe eingeschlagen: ein völlig neues Design und günstig. Umso mehr freute es uns, dass es 1/2 Jahr später Ikea nach Kaarst verschlagen hat. Alle unsere damals gekauften Möbel wie Billy-Regal und Klapptisch Vansbro sind noch im Gebrauch. Mein Sohn tobte damals im Bälle-Meer, heute sind es seine drei Kinder, die sich dort gerne tummeln", schreibt sie.

In der Familie von Ursula Vogt, die seit 1971 in Kaarst wohnt, ist gleich die ganze Familie mit dem Ikea-Einkaufsgen infiziert. Ihre Töchter wie auch sie als Eltern seien wegen der räumlichen Nähe zu Ikea stets heftig beneidet worden, schreibt sie. "Auswärtige Gäste wurden beim ersten Besuch zunächst auf Ikea gepolt und fanden dann leicht zu uns. Eine unserer Töchter hat ihre Vorliebe für Ikea längst mit nach Krefeld genommen und ist Kaarst treu geblieben." Auch die Kinderzimmer der vier Enkel seien mit Ikea-Möbeln ausgestattet. "Eine meiner schönsten Erinnerungen an das alte Ikea - und bis heute aufbewahrt - ist eine aus Anlass der Eröffnung der Kaarster Niederlassung fabrizierte Schallplatte", schreibt sie weiter, "dünn wie Papier, mit dem Titel: ,NRW wird umbenannt in Ikea-Musterland, der Hit für Mitmacher'. Vier fröhliche Strophen, von unseren Töchtern unentwegt gesungen, heute technisch kaum wiederbelebbar, aber der Text stimmt noch weitgehend. Ich würde es gern noch mal hören und mitsingen!"

Auch Heike Jansen und Katja Winkes wissen dieses Lied zu singen. Und sie sind stolz darauf, immer noch im Besitz der Schallplatte zu sein. "Ein großer Schatz. Bis heute!" schreiben sie.

Die heute 16-jährige Anna Jäger weiß noch genau, wie "ich früher, als ich noch klein war, jede Ferien mit meiner Mutter zu Ikea gefahren bin". Das sei für sie "immer ein absolutes Highlight" gewesen: "Wir haben Köttbullar mit Pommes gegessen, und ich hab fast jedes Mal ein Kuscheltier bekommen. Ich hab diese Zeit wirklich sehr genossen und werde dieses Ikea in wunderschöner Erinnerung halten!"

Dieter Güsgen, heute verantwortlich fürs Stadtmarketing, erinnert sich noch an den Jubiläumsverkauf "anlässlich 20 Jahre Ikea in Deutschland oder Kaarst (genau weiß ich das nicht mehr) Ende der Neunziger". Um 6 Uhr morgens sollte der mit dem Sonderangebot "Bettwäsche für nur 1 DM" losgehen. Güsgen dachte an gemütliches Kaffeetrinken mit dem Marktleiter um 6 Uhr, um mit ihm auf die ersten Kunden zu warten. Den Wecker habe er auf 5.30 Uhr gestellt, sei mit seiner Lebensgefährtin losgefahren - und musste dann erfahren: " Der Ikea-Parkplatz war bereits um kurz vor sechs komplett voll. Ich konnte es nicht glauben. Der Ikea-Chef war natürlich reichlich beschäftigt und hatte keine Zeit für Kaffee."

(hbm)
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