Kaarst Fragile Holzarbeiten mit grobem Werkzeug

Kaarst · "Gezeichnet in das Holz" heißt die aktuelle Ausstellung in der Galerie Splettstößer. Beide Künstler, Stephanie Hermes aus Korschenbroich und Gerd Kanz aus Untermerzbach bei Bamberg, benutzen aber nicht einen feinen Stift, wie der Ausstellung-Titel suggerieren könnte. Er bearbeitet die Hartfaserplatten unter anderem mit einem Stecheisen, bis sie zerbrechen, um sie dann neu zusammenzusetzen - und sie greift sogar zur Kettensäge, was man den sehr fragil wirkenden Holzskulpturen nun wirklich nicht ansieht.

 Den Arbeiten von Stephanie Hermes und Gerhard Kanz sieht man den heftigen Entstehungsprozess nicht an.

Den Arbeiten von Stephanie Hermes und Gerhard Kanz sieht man den heftigen Entstehungsprozess nicht an.

Foto: Tinter Anja

Gerd Kanz, der die Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg als Meisterschüler verließ, ist begeisterter Hobbygärtner. Diese Leidenschaft ist von seinen Tafelbildern ablesbar. Florale Formen dominieren, so richtig ins Gegenständliche geht der 50-Jährige jedoch nicht - Andeutungen müssen genügen. Den Arbeiten sieht man den heftigen Entstehungsprozess nicht an. Die Linien sind mit dem Stemmeisen ins Holz getrieben worden, der Farbauftrag erfolgte vielschichtig. Naturtöne überwiegen - mit einer Ausnahme: Zwei Exponate strahlen in wunderschönem Ultramarinblau, wie es Yves Klein liebte. Kanz hat eine etwas dunklere Umrandung gewählt, so dass die Bildmitte an Strahlkraft gewinnt. Die Oberflächen sind samtig-matt. Typisch ist die stark haptische Wirkung.

Stephanie Hermes stammt aus dem Hochsauerland und hat in Padua studiert. Ihre Spezialität war das Anfertigen von Ledermasken fürs Theater. Als sie ihr Berufsleben neu ausrichtete, besann sie sich auf ihre Erfahrungen im Umgang mit Holz - den Ledermasken war immer ein Holzmodell vorausgegangen. Die 58-Jährige greift mittlerweile aber zur Kettensäge. Einige ihrer Holzskulpturen, die sie aus einem Baumstamm schuf, zeigen sie als Fan von Tony Cragg. Aber sie stellt auch Kleinformate aus mit sehr filigranen Oberflächen - diese Holzskulpturen beziehen ihre Wirkung aus ihren Strukturen. Kaum zu glauben, dass sie mit grobem Handwerkszeug in Form gebracht wurden. Form und Struktur, das ist es, was die Wahl-Korschenbroicherin so reizt und was ihre Kunst prägt.

Info Rathausstraße 3, bis 25. Juni

(barni)
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