Kaarst Flüchtlingsarbeit funktioniert nur gemeinsam

Kaarst · Barbara Scharf, Sozialpädagogin der Caritas, hielt einen Vortrag über das deutsche Asylgesetz und seine Möglichkeiten.

Barbara Scharf referierte im Kunstcafé Einblick über das deutsche Asylgesetz und diskutierte mit den Zuhörern über die Flüchtlingsproblematik.

Barbara Scharf referierte im Kunstcafé Einblick über das deutsche Asylgesetz und diskutierte mit den Zuhörern über die Flüchtlingsproblematik.

Foto: lber

Barbara Scharf, seit 30 Jahren als Sozialpädagogin beim Caritasverband Neuss in der allgemeinen Flüchtlingsberatung tätig, machte aus ihrem Herzen keine Mördergrube: "An die Flüchtlingsproblematik kann man nicht mit gesundem Menschenverstand herangehen, da muss man es nehmen, wie man es kriegt." Auf Einladung des im August gegründeten Bündnisses für Toleranz sprach sie zum Thema "Das neue Asylgesetz - Rechtliche Fragen zur Flüchtlingsthematik" im Kunstcafé Einblick. Rund 20 Zuhörer waren gekommen.

Zunächst wies Scharf auf die gesetzlichen Grundlagen für ausländische Menschen hin, die im Grundgesetz (Artikel 16) und in der Genfer Flüchtlingskonvention (Artikel 1) verankert sind. Sie nannte Fluchtursachen wie politische und religiöse Verfolgung, Bürgerkrieg, Bedrohung von Leib und Leben und seit neuestem auch frauenspezifische Gründe wie Genitalverstümmelung und sexuelle Gewalt. Die Flüchtlingszahlen gab sie für 2015 mit 60 Millionen an (laut UNHCR), von denen die meisten Binnenflüchtlinge sind, die innerhalb von Syrien, Kolumbien, Kongo, Sudan, Somalia und dem Irak große Wanderbewegungen auslösen. Verblüffend die Tatsache, dass die ärmsten Länder wie Pakistan und Äthiopien die "größte Flüchtlingslast weltweit tragen", so Scharf. Sie bringen die Menschen in Lagern unter, was Versorgung, aber keine Integration bedeutet.

Aus den allgemein rechtlichen Grundlagen ergebe sich nun das in Deutschland gültige Asylgesetz, das eines der kompliziertesten und schwierigsten Rechtsgefüge sei, erläuterte Scharf. "Momentan durchleben wir eine nervöse Zeit und es ist alles in Bewegung bei den Gesetzen", sagte sie.

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Als wichtige Neuerungen hob sie hervor: Die Asylsuchenden müssen mindestens sechs Monate in den Erstaufnahmeeinrichtungen verbleiben, und es werden keine Geldleistungen mehr gezahlt, sondern nur Sachleistungen. Außerdem bekommen die Kommunen mehr Geld, um bauliche Erleichterungen finanzieren zu können. Das Taschengeld für Flüchtlinge kann gestrichen werden, was Scharf als problematisch einstufte.

In der anschließenden Diskussion wurde deutlich, dass vor Ort ganz praktische Probleme unter den Nägeln brennen: Wie können Familien schnell und unbürokratisch zusammengeführt werden? Was kann die Kommune auf der Grundlage des Grundgesetzes tun? Wie kann man sich gegen ausländerfeindliche Hetze wehren? Alle Teilnehmer waren sich einig, dass diese unter keine Umständen zu tolerieren sei. Trotzdem müsse es in einer Demokratie möglich sein, Ängste zu kommunizieren, sagte Bouchra El Maazi vom Bündnis für Toleranz und ehrenamtliche Integrationslotsin.

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Scharf hob die gute Flüchtlingsarbeit in Kaarst und der Region hervor. Die Menschen werden sehr freundlich aufgenommen und die Betreuer orientierten sich eher an den "ungeschriebenen Gesetzen" der Menschlichkeit, so Scharf. Besonders gut gefalle ihr auch die ökumenische Zusammenarbeit unter der Federführung von Diakon Martin Becker von der katholischen und Ute Walter von der evangelischen Gemeinde.

(NGZ)
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