Kaarst Flüchtlinge ziehen in Büttgener Turm

Kaarst · Der Bau- und Umweltausschuss sprach sich für den Umbau von zwei Gewerbeimmobilien aus, um Wohnraum für insgesamt 250 Menschen zu schaffen. Zudem sollen in diesem Jahr Neubauten für 455 Flüchtlinge errichtet werden.

 Markante Architektur in Büttgen: Wo früher unter anderem noble Ladeneinrichtungen gefertigt wurden, sollen demnächst Flüchtlinge einziehen. Die Stadt Kaarst baut die Gewerbeimmobilie an der Novesiastraße für diese Nutzung um.

Markante Architektur in Büttgen: Wo früher unter anderem noble Ladeneinrichtungen gefertigt wurden, sollen demnächst Flüchtlinge einziehen. Die Stadt Kaarst baut die Gewerbeimmobilie an der Novesiastraße für diese Nutzung um.

Foto: ATI

Schaffe, schaffe, Häusle baue: Fast schon mit schwäbischer Emsigkeit werden in Kaarst Häuser zur Unterbringung von Flüchtlingen errichtet. Das war jetzt Thema im Bau- und Umweltausschuss. Insgesamt wird in diesem Jahr Wohnraum für 455 Menschen geschaffen. Doch damit nicht genug: In ehemaligen Gewerbeimmobilien in Holzbüttgen und Büttgen entsteht Raum für weitere 250 Flüchtlinge.

Wie die Unterkunft am Hoverkamp in Kaarst aussehen wird, beschrieb die Technische Beigeordnete Sigrid Burkhard: "Das wird exakt das gleiche Gebäude sein wie an der Vom-Stein-Straße." Platz wird dort für 45 Flüchtlinge sein. Im Prinzip gilt das auch für die Unterkunft, die an der Kreuzung Kaarster Bahnhof neben dem Matratzenmarkt errichtet wird. "Die Module werden hier aufgelockert errichtet und das Gebäude wird insgesamt etwas größer", erklärte Burkhart.

Walter Boestfleisch (FDP) fand diese Bauweise zu ineffizient. Er regte an, dreieinhalbgeschossig zu bauen und das Gebäude später in sozialen Wohnungsbau umzuwandeln. "An der Büttger Straße ist das im Gegensatz zur Hubertusstraße in Büttgen nicht möglich", erklärte die Beigeordnete - und verriet auch, warum das so ist: "Wir haben im Prinzip keine Erschließung, der Landesbetrieb Straßen hat uns eine Ausnahmegenehmigung erteilt, weil man davon ausgeht, dass die Flüchtlinge keine Autos haben." Die Ausnahmegenehmigung gelte nur für diese Art der Nutzung. Der Eigentümer des angrenzenden Hauses mit dem Matratzenmarkt habe der Stadt die Zufahrt über sein Grundstück verwehrt.

Um den Gemeinden die Unterbringung der Flüchtlinge zu erleichtern, wurde eigens die Baunutzungsverordnung geändert. Die Stadt Kaarst macht von den daraus resultierenden Möglichkeiten Gebrauch. Der runde Turm der Gewerbeimmobilie Novesiastraße 27 mit angrenzendem Gebäude ist ein markantes architektonisches Ausrufezeichen. Dort, wo bislang unter anderem noble Ladeneinrichtungen entstanden, wird längst nicht mehr gehobelt und gesägt. Dort sollen rund 70 Menschen untergebracht werden. "Wir haben einen Mietvertrag über fünf Jahre abgeschlossen", erklärte Sigrid Burkhard. Dass dort Stehtoiletten eingebaut werden, kritisierte Reimer Schubert (CDU): "Die Menschen sollen sich unseren Gebräuchen anpassen." Burkhart gab zu verstehen, dass die Flüchtlinge in so vielen Bereichen umdenken müssen. Die Stadt wird 300.000 bis 350.000 Euro in die Hand nehmen, um die Immobilie umzurüsten. An der Daimlerstraße 10 in Holzbüttgen wird der Eigentümer die Immobilie für die neue Nutzung ertüchtigen, was sich auf die Miete auswirkt. Hier entsteht Platz für rund 85 Flüchtlinge.

(NGZ)
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