Kaarst Experte: "Islamismus ist wie eine Hormonbombe"

Kaarst · Auf Einladung der CDU ging es in den Räumen der VHS um die Frage, warum sich junge Menschen radikalisieren.

Das Podium: CDU-Chef Lars Christoph (v.l.), Dirk Sauerborn, Bürgermeisterkandidatin Ulrike Nienhaus, Ekkehard Rudolph und Batuhan Canigür.

Das Podium: CDU-Chef Lars Christoph (v.l.), Dirk Sauerborn, Bürgermeisterkandidatin Ulrike Nienhaus, Ekkehard Rudolph und Batuhan Canigür.

Foto: salz

Es war ein spannender und informativer, zugleich aber auch bedrückender und besorgniserregender Abend, zu dem die CDU im Rahmen der Reihe "Kaarst diskutiert" eingeladen hatte. Das lag am Thema: "Zwischen Islam und Islamismus." Im Kern ging es um junge Menschen, die sich radikalisieren und darum, wie man ihnen helfen kann.

Batuhan Canigür von "tuerkise biographien" in Neuss, einem interkulturellen Kinder- und Jugendhilfeträger, sprach Klartext und machte deutlich, was junge Menschen aus seiner Sicht dazu verleitet, sich radikalen Islamisten anzuschließen: "Islamismus ist für sie wie eine Hormonbombe, so, wie für uns ein Rockkonzert mit Gänsehaut-Feeling." Plötzlich seien diese jungen Leute nicht mehr eine Minderheit, die sich vernachlässigt fühlt, sondern "ein ganz starkes Kollektiv". Die Begeisterung, sagte Canigür, habe auch viel mit Sinnsuche zu tun. Anfällig für die Salafisten-Szene seien vor allem Jugendliche, die sich ausgegrenzt fühlen.

Ist schnelle Hilfe möglich? "Ich bin da verdammt pessimistisch, tut mir leid", sagte Canigür. Sich mit solchen jungen Menschen zu befassen, bezeichnete der wortgewaltige Sozialpädagoge als "die Champions League der Jugendhilfe". Der Islamismus sei zu einem Produkt geworden, das sehr gut ankommt. Seine Empfehlung: "Wenn Ihr Nachbar Moslem ist, laden Sie ihn mal zum Essen ein."

Ekkehard Rudolph ist Islam-Experte. Er erklärte wichtige Begriffe: "Der Islam ist eine Weltreligion, der Islamismus eine politische Ideologie, der islamistische Terrorismus die militante Form des Islams." Den Salafismus definierte er als religiösen Extremismus, der sich aus dem Islamismus speist. Er erinnerte daran, dass der Islam von Pluralismus geprägt sei. Dirk Sauerborn vom Verein "Wegweiser Düsseldorf", der sich um Aussteiger aus der Salafisten-Szene bemüht, aber auch Eltern, Lehrer und andere Zielgruppen berät, betonte die Wichtigkeit eines solchen Vereins vor Ort. Sein Appell angesichts der Vielschichtigkeit der Problematik: "Bitte differenzieren Sie, schauen Sie genau hin."

"Ich halte nichts davon, zu sagen, dass immer nur die Gesellschaft schuld ist. Oft ist es so, dass sich Muslime hier in Deutschland extrem abgrenzen", sagte ein Besucher. Diese Äußerung blieb unwidersprochen. "Die radikalisierten Jugendlichen arbeiten sich ab an dem Gefühl, zu den Fremden zu gehören", erklärte Rudolph. Helfen könne also, ihnen ein Zughörigkeitsgefühl zu vermitteln.

(barni)
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