Kaarst Blinde testen neues Leitsystem

Kaarst · Ortstermin mit Stadtvertretern und Experten soll Entscheidungshilfe bringen.

 Manuela Dolf (mitte), Margaret Reinhardt (links) und Mirijam Bank probierten die Platten aus.

Manuela Dolf (mitte), Margaret Reinhardt (links) und Mirijam Bank probierten die Platten aus.

Foto: ati

Gestern Vormittag vor dem Rathaus: Christoph Riegel legt genoppte und gerillte Kunststoffplatten in Gelb, Grau, Weiß und Schwarz hintereinander "Jetzt probieren Sie mal", fordert der Berater des Unternehmens Inclusion aus Wesseling die drei Vertreterinnen der "Kaarster Blindgänger" auf. Mirijam Bank, Manuela Dolf und Margaret Reinhardt lassen ihre Stöcke rollen und sind zufrieden. "Die Markierungen lassen sich gut ertasten", stellt Mirjam Bank fest. "Für mich ist die gelbe Farbe die beste. Sie hebt sich am besten von der Umgebung ab", fügt Margaret Reinhardt hinzu.

Ihre Fachmeinungen sind wichtig, denn bei dem Ortstermin ging es darum, die City für Blinde und Sehbehinderte begehbar zu machen. "Bislang gibt es keine Orientierungshilfen. Wenn ich den Rathaus-Vorplatz überqueren will, weiß ich nicht, wo ich bin", erläutert Manuela Dolf. Mit ihren beiden Mitstreiterinnen hat sie deshalb vor rund drei Monaten begonnen, die Öffentlichkeit für ihre Bedürfnisse zu sensibilisieren - mit Erfolg.

"Wir möchten zunächst den Bereich vor dem Rathaus mit Leitsystemen ausstatten", erklärt Elke Anders vom Amt für Verkehrsplanung. Ein kleines Testfeld ist bereits eingerichtet. Doch es besteht noch Verbesserungsbedarf. Deshalb hat sich die Stadt Unterstützung bei der Firma Inclusion geholt, die sich auf die Herstellung von Binden-Leitsystemen spezialisiert hat. "Die Kunststoffplatten werden mit einem Spezialkleber auf dem Boden befestigt, sind rutschfest und behindern weder Rad- noch Rollstuhlfahrer", erklärt deren Experte Christoph Riegel. Inklusive Montage kostet ein mit den Platten ausgestatteter Lauf-Meter rund 80 Euro. Die gerillten Platten zeigen den Blinden die Richtung an, genoppte signalisieren Gefahrenstellen.

Wie viel davon verlegt werden, darüber muss die Politik entscheiden. Das Thema steht zunächst auf der Tagesordnung im Bau- und Umweltausschusses. Für die gelben Platten wird sich die Stadt aber wohl nicht entscheiden. "Wir haben bereits einige weiße Orientierungssteine. Deshalb würden wir Weiß vorschlagen", so Anders. Ein Kompromiss, mit dem die "Kaarster Blindgänger" leben können. "Es ist die zweitbeste Alternative", so Margaret Reinhardt.

(dagi)
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