Kaarst Als Team im Einsatz für Flüchtlinge

Kaarst · Die Mitarbeiter des Sozialamtes haben einen wahren Kraftakt hinter sich.

 Sie müssen immer wieder kurzfristig Hilfe organisieren und Probleme lösen: Frank Schnitker, Heinz Kiefer und Michael Wilms (v.l.n.r.) vom Sozialamt.

Sie müssen immer wieder kurzfristig Hilfe organisieren und Probleme lösen: Frank Schnitker, Heinz Kiefer und Michael Wilms (v.l.n.r.) vom Sozialamt.

Foto: ATI

Ab September kamen sie in Scharen: 637 Flüchtlinge wurden der Stadt Kaarst 2015 zugewiesen - 2014 waren es nur 74 gewesen. Eine ungeheure Herausforderung für die Mitarbeiter des Sozialamtes. "Wir sind eben das letzte Glied in der Kette, denn wir arbeiten an der Basis", sagt Heinz Kiefer (62), Bereichsleiter für Schule, Sport und Soziales. Er konnte und kann auf gut 30 Personen bauen. "Unsere Arbeit ist ganz klar eine Teamleistung", betont er.

Zum Team gehört Michael Wilms (46), zuständig für Schule, Sport, Soziales und Senioren. "Mit drei Tagen Vorlauf bekamen wir die Information, wie viele Menschen kommen. Da galt es quasi über Nacht, Turnhallen mit dem Nötigsten herzurichten, den Schulsport zu verlegen und zu versuchen, genug Wasser, Tee und Schafskäse zu besorgen, um den Trink- und Essgewohnheiten der Flüchtlinge entgegenzukommen", erzählt Wilms. Bald entstand ein Getriebe mit vielen Rädchen, das den Boden für die spätere Integration schuf. Frank Schnitker (55), seit 1. Juli Abteilungsleiter für Wohnungsnotfallhilfe, ist ein entscheidendes Rädchen. "Ich musste innerhalb kürzester Zeit Unterkünfte besorgen", erinnert er sich. "Zunächst hatten wir zwei Personen auf 34 Quadratmetern, später bis zu acht", beschreibt er die prekäre Lage. Nach der ersten Versorgung der Flüchtlinge entwickelte sich eine Willkommenskultur, die die Mitarbeiter der Stadt positiv überraschte: "Wir haben so viele Spenden erhalten, dass der gesamte Flur des Sozialamtes vollstand. Eine Frau brachte ständig frischgebackene Plätzchen in Herzform, alles liebevoll verziert, um jeden willkommen zu heißen", erzählt Schnitker.

In seiner Abteilung wurden drei neue Stellen zur Betreuung der Flüchtlinge eingerichtet, außerdem entstanden die Fahrradwerkstatt, das Integrationscafé in der Volkshochschule, Fahrradkurse und Unterweisung in medizinischer Versorgung. Dankbar ist man für die Abdeckung aller sprachlichen Probleme durch die 14 Integrationslotsen. Inzwischen wurden 77 Wohnungen für 284 Flüchtlinge angemietet. Überwiegend gebe es hier positive Erfahrungen, so Schnitker. Problemen bei Mülltrennung und Energieverhalten begegne man mit erklärenden Piktogrammen.

Alle Beteiligten waren manchmal am Ende ihrer Kräfte. "Aber alle haben durchgehalten und wundern sich im Nachhinein, wie das alles geklappt hat", erklärt Kiefer. "Wir haben manchmal gezweifelt, wir sind aber nicht verzweifelt", fasst er zusammen. Viel Arbeit finde im Verborgenen statt, erläutert Kiefer. Zudem müssten Emotionen verarbeitet werden, die die Schicksale der Flüchtlinge auslösen. Und ohne den Einsatz der vielen Ehrenamtler geht gar nichts, betont er.

(NGZ)
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