Kaarst 150 Radler protestieren gegen Konverter

Kaarst · Die Teilnehmer der Fahrrad-Sternfahrt, die sich gestern vom Kaarster Rathaus aus aufmachten, zeigten sich optimistisch, dass der Konverter-Standort auf Kaarster Boden doch noch verworfen wird. Auch die Politik war vertreten.

 Guido Otterbein, Vorsitzender der Bürgerinitiative, war einer von rund 150 Radfahrern, die gestern friedlich gegen den geplanten Konverter auf Kaarster Boden protestierten.

Guido Otterbein, Vorsitzender der Bürgerinitiative, war einer von rund 150 Radfahrern, die gestern friedlich gegen den geplanten Konverter auf Kaarster Boden protestierten.

Foto: georg Salzburg

Es waren knapp 150 Radler, die sich gestern gegen 14 Uhr bei trübem Herbstwetter vom Kaarster Rathaus aus zur Fahrrad-Sternfahrt der Bürgerinitiative "Kein Doppelkonverter in Kaarst und Neuss" aufmachten. Auch wenn sich die Veranstalter eine etwas größere Resonanz gewünscht hätten, war die Stimmung an der Dreiecksfläche, wo der monströse Konverter nach dem Willen von Amprion errichtet werden soll, bestens: Mittlerweile hatte sich die Sonne blicken lassen, aus dem Transporter von Heinrich Hannen wurden Stühle und Tische getragen, es gab naturtrüben Apfelsaft und Kuchen. Außerdem zeigten sich die Konverter-Gegner optimistisch, dass der Standort auf Kaarster Boden doch noch verworfen wird.

Zuerst war nur das Blaulicht eines Polizeimotorrads zu sehen, dann näherten sich zwei Traktoren und die Radler langsam der umstrittenen Ackerfläche. "Fluglärm, Eisenbahnlärm, Autobahnlärm - es reicht", war auf einem Transparent zu lesen. Spaziergänger, die rein zufällig vor Ort waren, wunderten sich: "Kaarst ist von hier aus doch ziemlich weit entfernt." Dr. Martina Deckert (57), Ärztin und Professorin an der Kölner Universität - sie ist 2. Vorsitzende der Bürgerinitiative - drückt es so aus: "Die Bebauung ist nur gefühlt weit weg. Welche gesundheitlichen Schäden solch ein Konverter verursachen könnte, kann niemand sagen, es gibt keine entsprechenden Untersuchungen." Besonders gefährdet seien Schwangere sowie Menschen mit Herzschrittmacher oder künstlichen Gelenken. "Und dann ist da noch der Summationseffekt", erklärte die Professorin: "Die unterschiedlichen Lärmquellen wirken alle auf die Gesundheit ein."

Die Protestfahrt mit dem "Drahtesel" war bei weitem keine reine Grünen-Veranstaltung. Unter anderem mit dabei: Ratsherr Ingo Kotzian (CDU). Woran er erinnerte: "Bei der Antragskonferenz in Neuss vor etlichen Monaten hatten Vertreter der Bezirksregierung der Firma Amprion aufgegeben, Standorte von Kohlekraftwerken zu prüfen, die demnächst vom Netz gehen."

Der Vorsitzende der Bürgerinitiative, Guido Otterbein, ebenfalls CDU-Ratsherr, gab zu verstehen, dass im Konverter kaum Menschen arbeiten werden: "Da wird höchstens mal ein Hausmeister kommen und den Rasen mähen, die Anlage selbst läuft ferngesteuert." Und weil das so ist, würde die Stadt Kaarst auch nicht von Gewerbesteuereinnahmen profitieren. Guido Otterbein setzt weiter auf einen Standort dort, wo ein altes Braunkohlekraftwerk demontiert wird: "Der Konverter wäre im Vergleich zu dem Kraftwerk ein wesentlich kleinerer Komplex." Der Standort sei geeigneter, weil dort schon Industrie ist. Heinrich Hannen vom Lammertzhof weiß, dass der Strom eine Gemeinsamkeit hat mit Politikern: "Beide gehen den Weg des geringsten Widerstands." Und Widerstand wird die Bürgerinitiative leisten, bis das Thema "Konverter in Kaarst" endgültig vom Tisch ist.

(NGZ)
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