Jüchen Wie Flüchtlinge einen Job finden
Jüchen · Wie der deutsche Arbeitsmarkt funktioniert, erfuhren jetzt 35 Menschen, die der Gemeinde Jüchen dauerhaft zugewiesen wurden. Die Kommune und die Arbeitsagentur hatten zu einer ersten Infoveranstaltung eingeladen.
Sie sind in Deutschland, nach Wochen oder Monaten der Flucht in Sicherheit - doch sind sie auch "angekommen"? Unter dem Titel "Gelingendes Ankommen" verfolgen der Rhein-Kreis Neuss und die Arbeitsagentur Mönchengladbach das Ziel, die neu geschaffenen gesetzlichen Möglichkeiten vor Ort umzusetzen, um Flüchtlinge schneller in den Arbeits- und Ausbildungsmarkt zu integrieren.
In Jüchen fand jetzt die erste Informationsveranstaltung statt. Weitere Treffen in anderen Kommunen des Rhein-Kreises sollen folgen. An der Veranstaltung im Haus Katz nahmen insgesamt 35 dauerhaft zugewiesene Frauen und Männer aus Jüchen und acht weitere aus Grevenbroich teil. Bürgermeister Harald Zillikens freute sich über die gute Resonanz: "Dass mit der Veranstaltung ein Nerv getroffen wurde, zeigt, dass alle eingeladenen Flüchtlinge an der Veranstaltung teilgenommen haben." Das Angebot richtete sich in erster Linie an Menschen aus Afghanistan, Eritrea, dem Iran und Syrien, "da bei Asylbewerbern dieser Herkunftsländer eine hohe Wahrscheinlichkeit auf einer Anerkennung besteht", erklärt Dezernentin Annette Gratz, "umso wichtiger ist es, diese Menschen frühzeitig in Arbeit zu vermitteln und so den Start in ein neues Leben in Deutschland zu vereinfachen."
Aus Sicht der Arbeitsagentur gibt es unter den vielen Menschen, die aus ihrer Heimat geflohen sind, qualifizierte Männer und Frauen. "Diesen möchten wir die Chance eröffnen, hier möglichst zügig und mit unserer Hilfe eine Arbeitsstelle zu finden", sagte Angela Schoofs, Chefin der Arbeitsagentur Mönchengladbach. "So helfen wir nicht nur den Flüchtlingen, hier eine neue Heimat zu finden, sondern auch Unternehmen, die Fachpersonal suchen."
Wie funktioniert der deutsche Arbeitsmarkt? Welche Bildungsabschlüsse entsprechen den in der Heimat erworbenen Qualifikationen? Welche Möglichkeiten zur beruflichen Aus- und Weiterbildung gibt es hierzulande? Eine Präsentation in arabischer Sprache gab einen ersten Überblick, ein Dolmetscher half bei der Beantwortung konkreter Fragen. Bereits im Vorfeld der Veranstaltung hatte das Sozialamt der Gemeinde Jüchen mit Unterstützung der Beschäftigungsförderungsgesellschaft des Rhein-Kreises Neuss die Daten und Kompetenzen der Flüchtlinge erfasst. "Die Vorbildung ist sehr unterschiedlich. Einige besitzen Hochschulabschlüsse und sprechen fließend Englisch, andere haben vor der Flucht als Verkäufer gearbeitet", fasst Annette Gratz zusammen. Die Daten wurden dann direkt an die Agentur für Arbeit weitergeleitet. "Zur Zeit werden diese Fragebögen noch ausgewertet", informiert Angela Schoofs, die aber bereits jetzt sagen kann: "Eine schnelle Vermittlung in eine Arbeitsstelle wird nur in den wenigsten Fällen möglich sein." Ursache dafür sind meist fehlende Deutschkenntnisse. Darum liegt ein Schwerpunkt auf der Einrichtung von Sprachkursen. Die Agentur für Arbeit begleitet die Flüchtlinge künftig individuell weiter.