Jüchen Unternehmer: Jüchen soll Stadt werden

Jüchen · Firmenchefs wünschen aus Imagegründen die Umbenennung von Gemeinde in Stadt Jüchen. Der Bürgermeister befürwortet eine Umbenennung, die von der Einwohnerzahl her möglich ist. Der Rat muss aber entscheiden.

Jüchen: Unternehmer: Jüchen soll Stadt werden
Foto: Berns Lothar

In der Gemeinde Jüchen ansässige Unternehmen wollen die Umbenennung in Stadt Jüchen. Zu diesem erstaunlichen Ergebnis sind die Studenten der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung gelangt, die im Auftrag der Wirtschaftsförderung der (Noch-)Gemeinde Jüchen 1367 Betriebe angeschrieben hatten. Allerdings haben nur 64 Unternehmen den Fragebogen beantwortet. Das entspricht einer Rücklaufquote von 4,61 Prozent.

Unter den 64 Firmen, die geantwortet haben, herrscht aber weitgehend Einigkeit in dem Wunsch, Jüchen zur Stadt zu machen. Denn die Bezeichnung "Gemeinde" beinhalte eher ein ländliches Image und schwäche damit die Position der Jüchener Unternehmen gegenüber der Konkurrenz in den Großstädten. Einen regelrechten Standortnachteil sehen die Jüchener Betriebe darin, dass Jüchen "nur" eine Gemeinde ist. Sie beklagen sogar einen Attraktivitätsverlust gegenüber Großkunden, großen Firmen und dem Endkunden. Die Rahmenbedingungen für eine Umbenennung seien gegeben, schreibt Student Michael Baues in seiner Auswertung des Umfrageteiles zu den Standortfragen. Eine Umbenennung würde für die Außenwirkung der Unternehmen einen positiven Effekt erzielen, schreibt Baues ebenfalls. Das dörflich-ländliche Image stehe in der Außenwirkung fälschlich auch für ein zu langsames Wachstum und für eine konservative Gemengelage.

Wieder andere Unternehmer sahen aber gerade im "ländlichen, idyllischen Jüchen" etwas Positives. Die Gemeinde stehe in ihren Augen für Zuverlässigkeit, Verbindlichkeit, Familienfreundlichkeit.

Und was sagt Bürgermeister Harald Zillikens zu diesem Ansinnen? Er persönlich befürworte eine Umbenennung der Gemeinde. Zunächst erfolge aber eine ausführliche Betrachtung und Untersuchung aller Aspekte. "Letztlich entscheidet der Rat der Gemeinde, ob wir diesen Weg einschlagen", sagt der Bürgermeister. Allerdings liege nach eigener Fortschreibung die Einwohnerzahl von Jüchen derzeit bei 23.691. Die Grenze, die erreicht werden müsse, um Stadt werden zu können liege bei 20.000. Somit erfülle Jüchen also die Voraussetzung, um Stadt werden zu können. Zillikens berichtet: "Die Frage nach Jüchen als Stadt wird gerade von jungen Bürgern und insbesondere von den Wirtschaftsunternehmen häufig gestellt. Für die Außendarstellung und wenn wir für unseren Wirtschafts- und Schulstandort werben ist der Begriff Stadt ein Marketingvorteil." Jüchen biete mit seiner sehr guten Infrastruktur, insbesondere im Bereich der Kindertagesstätten, Schulen und Sportstätten, mit seinen Einkaufsmöglichkeiten alle Voraussetzungen. Der Bürgermeister kündigt an: "In Absprache mit den Fraktionsvorsitzenden der Parteien im Gemeinderat werden wir in den nächsten Monaten das Thema detailliert aufarbeiten." Schließlich gebe es in Nordrhein-Westfalen zahlreiche Städte, die deutlich weniger Einwohner haben, betont Zillikens.

Abgesehen von der Gemeindefrage scheint große Zufriedenheit mit dem Standort Jüchen bei den Unternehmern in Jüchen zu hersschen, wie es das Ergebnis der Befragung zeigt. Gelobt werden die zentrale Lage von Jüchen, die gute Infrastruktur sowie die Nähe zu den Autobahnen. Darüber hinaus sind die Unternehmer mit der Entwicklung der Wirtschaftsförderung zufrieden. Dabei wird die Wirtschaftsförderin Annika Schmitz gelobt, dass sie sich in den vergangenen zwei Jahren sehr schnell eingearbeitet hat und als kompetente Ansprechpartnerin den Unternehmen zur Verfügung steht, heißt es in dem Auswertungsbericht. Daneben stellten viele Unternehmer ihre Heimatverbundenheit zu Jüchen und den einzelnen Ortsteilen in den Vordergrund und hätten deshalb den Standort Jüchen gewählt.

Zu den Stärken und Schwächen des Wirtschaftsstandort Jüchen befragt, antworteten 32 von 64 Unternehmen. "Die Stärken werden von den Unternehmen zum jetzigen Zeitpunkt vor allem in der guten Infrastruktur, insbesondere in der Verkehrsinfrastruktur, in der guten Anbindung zu den Autobahnen, der Nähe zu den anliegenden Großstädten Mönchengladbach, Düsseldorf und Köln und deren Anbindung an zwei große Flughäfen in der Nähe, die zentrale Lage von Jüchen sowie im Wachstum der vergangenen letzten Jahre", bilanziert der Student.

Schwächen sähen die Unternehmer im Parkplatzangebot für Mitarbeiter und Kunden, hohen Quadratmeterpreisen, in der zu hohen Gewerbesteuer. Und das neue Gewerbegebiet sei zwar ein guter Ansatz, reiche aber nicht aus, meinen expandierwillige Unternehmer.

(NGZ)
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