Jüchen "Schleichweg-Raser" nerven Anwohner

Jüchen · Seit Montag ist die Ortsdurchfahrt Jüchen gesperrt. Ortskundige weichen auf kleine Nebenstraßen aus - und missachten vielfach Verkehrsregeln. Probleme gibt's vor allem auf der Kelzenberger Straße. Kaum jemand hält sich ans Schritttempo.

 Seit Montag kommt es wegen der B 59-Baustelle auch auf der Kelzenberger Straße zu Chaos-Situationen. Wenn freie Fahrt ist, drücken viele aufs Gaspedal - obwohl dort teilweise nur Schritttempo erlaubt ist.

Seit Montag kommt es wegen der B 59-Baustelle auch auf der Kelzenberger Straße zu Chaos-Situationen. Wenn freie Fahrt ist, drücken viele aufs Gaspedal - obwohl dort teilweise nur Schritttempo erlaubt ist.

Foto: lb

Bis Sonntag war die Welt für die Anwohner der Kelzenberger Straße in Jüchen noch in Ordnung: Keine Baustelle im Ortszentrum, kein übermäßiger Verkehr in "ihrer" verkehrsberuhigten Zone, kein Lärm, keine Raser. Doch mit der Idylle ist jetzt Schluss: Viele Ortskundige weichen wegen der Sperrung der Ortsdurchfahrt B 59 auf kleine Seitenstraßen aus - darunter auch auf die Weyerstraße, die Fallerstraße und den Kurzen Weg. Bei den Anwohnern ist das schlagartig angestiegene Verkehrsaufkommen derzeit das Gesprächsthema Nummer eins - und auch die Mitglieder des Hauptausschusses der Gemeinde Jüchen beschäftigten sich jetzt mit der Problematik.

Das hohe Verkehrsaufkommen sorgt nicht nur für Staus: Wenn die Fahrt frei ist, drücken einige Fahrer ordentlich aufs Gaspedal. Das ärgert vor allem die Anwohner der Kelzenberger Straße, denn die ist größtenteils verkehrsberuhigt: Autos dürfen dort nur Schrittgeschwindigkeit fahren. Darauf hatte die Gemeindeverwaltung die Anwohner selbst noch vor einigen Wochen in einem Rundschreiben hingewiesen. Viele Nutzer des Schleichwegs, die nicht die großzügigen Umleitungen fahren wollen, missachten die Verkehrsregeln und fahren in den Abschnitten zwischen den Bodenwellen Geschwindigkeiten, die das Schritttempo deutlich übersteigen.

Bei den Anwohnern trifft das auf Unverständnis - obwohl sie auch schon im Vorfeld mit einem Anstieg des Verkehrsaufkommens gerechnet hatten. "Wir erwarten trotzdem, dass sich die Fahrer an die Regeln halten", spricht etwa Anwohnerin Uta Stemmer auch für ihre Nachbarn. Erst am Dienstag sei sie von einem Fahrer angehupt worden, der sie dann auch noch beschimpfte. Doch auch unter den Fahrern selbst komme es hin und wieder zu Konflikten. "Ich habe deshalb auch schon die Polizei gerufen", berichtet Anwohner Jens Nauwarthat, dessen Kinder nun wegen der Gefahr durch zu schnell fahrende Autos nicht mehr auf der Straße spielen dürfen. Er betont: "Wir wünschen uns einfach mehr Respekt und Achtsamkeit der Fahrer."

Offenbar ganz ohne Achtsamkeit waren kürzlich erst Linienbusse über die viel zu enge Kelzenberger Straße gefahren, um eine Abkürzung zu nehmen. "Einer hat sich so festgefahren, dass gar nichts mehr ging." Dass manche Busfahrer offensichtlich ihre Anweisungen ignoriert haben, ärgerte auch Bürgermeister Harald Zillikens im Hauptausschuss, in dem es jetzt auch um die durch die Großbaustelle an der Odenkirchener Straße ausgelöste Schleichweg-Problematik ging. Er zeigte sich zuversichtlich, dass sich die Lage in den nächsten Tagen entspannen wird. Zudem versprach er die Montage von Tempo-Messtafeln, die Fahrer auf ihre Geschwindigkeit hinweisen sollen.

Trotzdem gab es kritische Anmerkungen - etwa von Wilfried Unrein aus der FDP-Fraktion: "Die Hinweisschilder, dass es sich bei der Kelzenberger Straße um eine verkehrsberuhigte Zone handelt, sind von Bäumen verdeckt." Karl-Heinz Mohren von der CDU wies die Verwaltung im Ausschuss darauf hin, dass die Garzweiler aufgrund der Rechts-vor-links-Regel an der Kreuzung Garzweiler Allee/Kelzenberger Straße kaum mehr in ihren Ort kämen. Um des Schleichweg-Problems Herr zu werden, schaltet sich jetzt auch der Landesbetrieb Straßen.NRW ein, der für die Baustelle an der B 59 verantwortlich ist. Projektleiter Klaus Dahmen: "Wir wollen die Polizei mit einbinden." Die Beamten sollten in den Nebenstraßen mehr Präsenz zeigen. "Außerdem wollen wir uns mit dem Straßenverkehrsamt des Kreises über ein Durchfahrt-Verbot für Lkw in den kleinen Straßen unterhalten", kündigt Dahmen an. Er betont, dass es sich bei den Nebenstraßen nicht um offizielle Umleitungen handelt.

(cka)
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