Jüchen Priester, politischer Mahner und Schütze

Jüchen · Regionaldekan Ulrich Clancett wurde vor 25 Jahren zum Priester geweiht. Er ist "Niederrheiner aus Überzeugung", Schützen-Präses, Radioprediger, aber auch politischer Mahner gegen Rechtsradikale und für die Demokratie.

 Der heute 52-jährige Regionaldekan Ulrich Clancett.

Der heute 52-jährige Regionaldekan Ulrich Clancett.

Foto: Lothar Berns

Ulrich Clancett ist ein katholischer Priester, der mit beiden Beinen mitten im Leben steht - und das seit 25 Jahren. Clancett ist seit 2008 Regionaldekan für die Region Mönchengladbach im Bistum Aachen und Vorsitzender des großen Kirchengemeindeverbandes Mönchengladbach/Heinsberg mit insgesamt 21 pastoralen Einheiten. 160.000 katholische Christen, davon 12.000 in Jüchen, gehören zu diesem Verband.

Der 52-Jährige ist außerdem Pfarrer von St. Jakobus und dem katholischen Gemeindeverband Jüchen. Als Seelsorger bei der Feuerwehr, als Radio-Prediger, als Präses der Garz- weiler Sebastianer und als aktives Vorstandsmitglied im Bürgerschützen- und Heimatverein Jüchen mischt Clancett überall mit. Außerdem organisiert er seit zehn Jahren den großen Weihnachtsmarkt für die Gemeinde Jüchen.

Auch politisch ist der Priester alles andere als kleinlaut. So positionierte sich Clancett im März diesen Jahres mit einem mutigen Aufruf zur Demonstration der Gruppe "Mönchengladbach steht auf" gegen Pegida und AfD. Zum 1. Mai 2015 beteiligte sich Clancett am Aufruf zur "Nazifrei"-Demonstration gegen die NPD. Und er will auch bei den anstehenden Landtags- und Bundestagswahlen nicht schweigen: "Kirche hat die Aufgabe, auf die Wahlpflicht als demokratische Verantwortung hinzuweisen. Wir müssen uns beteiligen", fordert er. Seine sonore Sprecherstimme, die übrigens ausgebildet worden ist, wird aber auch deutschlandweit und bis ins Ausland übers Radio gehört, wo er regelmäßig prägnant und vor allem "nicht so frommes Zeug" predigt, wie er sagt. "Es macht keinen Sinn, nur für Leute zu sprechen, die in der Kirche ohnehin zu Hause sind", weiß der bodenständige Theologe, der sich auch im regionalen Brauchtum zu Hause fühlt. "Seine" Schützen gehören für ihn ebenso zu seinem Leben "als Niederrheiner aus Überzeugung", wie sich Clancett gerne selbst nennt, wie natürlich der Karneval.

Geboren in Kempen, aufgewachsen in Lobberich - "wo man eben einfach katholisch war" - sei der Wunsch, Pfarrer zu werden, bei ihm "organisch gewachsen", berichtet Clancett. Nach dem Studium in Bonn und Freiburg, der Priesterweihe, habe er unbedingt am Niederrhein bleiben wollen. Doch bei all' den ihm ans Herz gewachsenen "Heimspielen" in Jüchen und Mönchengladbach zieht es Clancett im Urlaub in den Nahen Osten. Mehrmals war er in Israel, besonders schätzt er Jerusalem, und Jordanien möchte er demnächst ein zweites Mal bereisen.

Die große Herausforderung wird für Clancett in die Zukunft gerichtet der Strukturwandel in der katholischen Kirche. Denn die Austrittswellen hätten auch vor "seinem" Gemeindeverband nicht Halt gemacht, gibt der Regionadekan zu. "Limburg hat uns richtig wehgetan, dann waren da die Missbrauchsgeschichten, und manchmal sind es aber auch ganz diffuse Gründe für die Kirchenaustritte", stellt er fest.

Fazit für den Regionaldekan: "Die Kirche hat weniger Finanzen und wird auch in Zukunft in Mönchengladbach nicht umhinkommen, weitere Kirchen zu schließen." In Jüchen hätten sich die Sparbeschlüsse aus dem "Kirchlichen Immobilien Management" (KIM) allerdings "friedlich" umsetzen lassen.

Angesichts der Tatsache, dass im Bistum Aachen jährlich 10.000 Seelen der katholischen Kirche den Rücken kehrten, sagt Clancett auch für den Gemeindeverbund in Jüchen: "Wir müssen uns jetzt konzentrieren, auf die Qualität, auf kleine Zellen, die den christlichen Glauben auch wirklich leben." Und damit zitiert er eine "Vision", die sein Priesterweihbischof Klaus Hemmerle schon vor 25 Jahren hatte.

(NGZ)
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