Jüchen Otzenrath und die Vandalen

Jüchen · Über Vandalismus in ihrem Dorf klagen manche Otzenrather schon lange. Nun sollen Jugendliche sogar mit Steinen nach einem alten Mann geworfen haben. Jüchens Bürgermeister Harald Zillikens will sich kümmern.

Die Tanne, welche die Otzenrather auf ihrem Dorfhügel gepflanzt haben, steht in Sichtweite von Robert Boetzkes' Haus. Folglich wollte der Kassierer der Dorfgemeinschaft auch einschreiten, als er sieben oder acht Jugendliche am Baum zerren sah. Die Antwort, die vom Hügel herunter scholl: "Wenn Du was willst, Opa, komm' rauf, dann kriegste was in die Fresse." Andere Otzenrather seien von renitenten Jugendlichen nicht nur verbal bedroht worden, berichtet Boetzkes: Nach einem alten Mann, jenseits der 80, seien sogar Pflastersteine geworfen worden. Der Senior wolle allerdings anonym bleiben: "Der Mann hat richtig Angst."

Die geschilderten Vorfälle und der Ärger über Sachbeschädigungen im Dorf, die nach Meinung vieler auf das Konto junger Leute gehen, sorgten bei der jüngsten Versammlung der Otzenrather Dorfgemeinschaft für Diskussionen. Wieder einmal. Die Palette der Ärgernisse, über die sich Otzenrather seit mehr als drei Jahren ärgern und erregen ist breit: Glühbirnen, die vom Dorfweihnachtsbaum geklaut wurden, zertrampelte Sträucher in Grünanlagen; platt geschlagene Leitungsrohre an der Turnhalle; Haufen leerer Flaschen nach Trinkgelagen im Grünstreifen zwischen Otzenrath und Spenrath. Weder Gemeindeverwaltung noch Polizei ist hingegen bekannt, dass Otzenrath ein besonderer Vandalismus-Brennpunkt sei.

Nicht nur die Wahrnehmung der Lage geht bei Polizei und Bürgern offenbar auseinander. Als Dorfgemeinschaftsvorsitzender Hermann -Josef Weidemann im April 2009 über Sachbeschädigungen an der Turnhalle klagte, räumte er ein, dass die der Polizei erst gar nicht angezeigt wurden: "Das bringt doch nichts." Polizeisprecher Bernd Schmutzler schüttelte darüber den Kopf und forderte dazu auf, Vorkommnisse zu melden. Denn: "Ohne Strafanzeige keine Ermittlungen."

Robert Boetzkes wiederum berichtet, Polizisten hätten Bürgern quasi nahegelegt, selbst die Namen von Randalierern festzustellen. "Wir werden uns hüten, wir haben schlechte Erfahrungen gemacht", winkt Boetzkes ab. "Ich kenne die Jugendlichen nicht, aus unserem Dorf kommen die nicht", sagt er.

Jüchens Bürgermeister Harald Zillikens will angesichts der neuerlichen Klagen Kontakt mit der Dorfgemeinschaft aufnehmen und dem Problem nachgehen. "Wenn das so ist, ist es am sinnvollsten, dass man sich mit Polizei und Mitarbeitern des Kreisjugendamtes an einen runden Tisch sitzt und über das Problem spricht." Ein solches gemeinsames Vorgehen habe vor einigen Jahren auch geholfen, als es in Hochneukirch zeitweise Ärger mit Jugendlichen gab, deren Familien aus Russland eingewandert waren.

(RP)
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