Jüchen Osterkrippe hat eine Botschaft für alle

Jüchen · In der Kirche des Nikolausklosters steht die Osterkrippe noch bis zum Weißen Sonntag. Für Pater Felix dient die beeindruckende Schnitzarbeit von Heinz Schichel auch zur Veranschaulichung der heutigen Lebenswirklichkeit.

Jüchen: Osterkrippe hat eine Botschaft für alle
Foto: "Tinter, Anja (ati)"

Drei Monate lang hat der Kleinenbroicher Schnitzer Heinz Schichel an der Osterkrippe gearbeitet, die jetzt noch bis zum Weißen Sonntag in der Kirche des Nikolausklosters steht. Wie eine Predigt mutet der Kreuzweg an, den Schichel nicht nur bis ins allerkleinste Detail veranschaulicht. Für Pater Felix, den Leiter des Klosters, ist diese Osterkrippe auch eine vorzügliche Möglichkeit, das Thema Barmherzigkeit zu veranschaulichen. Denn für den Geistlichen findet sich das Motto, das Papst Franziskus für dieses Jahr herausgegeben hat, in Jesu Kreuzweg und damit in der Osterkrippe wieder.

Auch Kindern, die in dem offenen und familienfreundlichen Nikolauskloster gerne gesehen sind, kann Pater Felix anhand der Osterkrippe den Glauben näher bringen. Aufmerksamkeit zu wecken, fällt ihm dabei nicht schwer: "Ich frage die Kinder immer zuerst, wer die Mäuse in der Osterkrippe findet?", erzählt der Pater.

Und tatsächlich! Genau auf Augenhöhe von Kindern finden sich winzig kleine Mäuschen. Bis ins Letzte naturgetreu hat Schichel die Details und die Figuren geschnitzt. Sogar winzige Weintrauben sind in einer Schale auf dem Tisch des letzten Abendmahles Jesu und seiner Jünger zu erkennen.

In der vorösterlichen Fastenzeit hat Pater Felix die Krippe auch in die Beichtgelegenheiten der Gläubigen mit eingebunden. Einzelne Stationen und Bilder der Osterkrippe habe er als Beichtaufgabe genutzt, erzählt er. Sich eine längere Zeit mit einer Darstellung aus dem Kreuzweg zu befassen, könne Meditation und Gebet gleichermaßen sein: Und für die Exerzitien, die das Nikolauskloster regelmäßig anbietet, diene die Osterkrippe ohnehin als ein wertvolles Anschauungsobjekt.

Die Osterkrippe ist übrigens wirklich eine Krippe, auch wenn sie, anders als bei der Weihnachtsgeschichte, keine (Futter)Krippe aufweist. Die Tradition solcher Osterkrippen stammt aus Südeuropa. Heinz Schichel hatte sie bei einem Besuch der Oberammergauer Passionsspiele kennengelernt und sich ans Werk gemacht.

Pater Felix erinnert die Krippe auch an Darstellungsformen des christlichen Glaubens im Mittelalter, als die meisten Menschen die biblische Überlieferung noch nicht lesen konnten. Nicht nur vordergründiges Sehen, Verstehen und Glauben vereinen sich für den Theologen in der Osterkrippe. In seinen Erklärungen und Predigten schlägt Pater Felix auch den Bogen von der sichtbaren Passionsgeschichte zur heutigen Alltagswelt. Sein stetiges Anliegen, den christliche Glauben mit der Lebenswirklichkeit zu verknüpfen, könne er anhand der Osterkrippe gut erklären, betont der Priester.

Und er gibt ein Beispiel: "Jesus wird zunächst mit Jubel empfangen, als er in Jerusalem einzieht. Dann wird er verraten. Er wird vorverurteilt. Und so ergeht es auch Jedem von uns hin und wieder im Leben. Wir werden vorverurteilt, man redet über uns, oder wir selbst reden über andere, verbreiten üble Nachrede", sagt der Pater. Auf die heutige Zeit übertragen, rede man dann von Mobbing, vielleicht sogar übers Internet. Die Botschaft des christlichen Glaubens und letztlich auch die der Osterkrippe seien aber Mitleid und Barmherzigkeit. "Wie oft stellen wir andere öffentlich bloß, nur weil sie anders sind?", fragt Pater Felix und lädt damit zum Nachdenken an die Osterkrippe ein.

(NGZ)
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