Jüchen OGS-Vereine hoffen auf mehr Geld

Jüchen · Bei den Trägervereinen der Offenen Ganztagsgrundschulen ist Geld knapp. Doch sie könnten von einer unerwarteten Entwicklung profitieren - einem Rechtsstreit und der deshalb beschlossenen Staffelung der Elternbeiträge.

"Wir könnten gut mehr Geld gebrauchen", sagt Anette Cremer, Leiterin der Offenen Ganztagsgrundschule (OGS) in Otzenrath. Träger ist dort - anders als in vielen Kommunen - ein Verein, der Verein "Pusteblume". Für Bürgermeister Harald Zillikens sind die Elterninitiativen und Vereine, die sich in der gesamten Gemeinde um die Betreuung an Grundschulen kümmern, ein "Modell, das hervorragend funktioniert". Doch im Alltag ist der finanzielle Spielraum für die Anbieter eng: Zuschüsse und Elternbeiträge genügen kaum, um Kosten für Personal und Material zu decken. "Wir rechnen immer mit dem spitzen Stift", schildert Anette Cremer.

Profitieren könnten die OGS-Träger durch unerwartete Einnahmen aus Elternbeiträgen noch in diesem Haushaltsjahr. Die Verwaltung rechnet mit mindestens 13 000 Euro. Diese werden voraussichtlich in den Etat fließen, da der Gemeinderat zum kommenden Schuljahr die soziale Staffelung der OGS-Elternbeiträge beschlossen hat.

Ursache war ein Gerichtsverfahren, das Jüchener Eltern wegen der fehlenden Einkommensstaffelung angestrengt hatten. Die Gemeinde drohte deshalb eine Niederlage vor dem Verwaltungsgericht; deshalb wurde die Satzung geändert. "Wir wollen das Geld im System belassen und für die Betreuungsvereine nutzen", kündigte Bürgermeister Harald Zillikens an.

Mehr Geld für die Grundschülerbetreuung wäre wichtig, denn dieses Angebot ist längst zu einem K.o.-Kriterium bei der Wahl der Grundschule geworden, weiß etwa Gero Müllers, Leiter der Lindenschule in Bedburdyck und Gierath: "Die Frage nach der Betreuung genießt bei vielen Eltern Priorität." Denn in immer mehr Familien seien beide Eltern berufstätig, eine Betreuung bis 16 Uhr sei für sie somit unverzichtbar.

Am Otzenrather Standort der Verbundschule Hochneukirch-Otzenrath ist die Offene Ganztagsgrundschule ebenfalls gefragt - bei den künftigen Erstklässlern gab es dafür 20 Anfragen. Doch die Kapazitäten sind beschränkt, nur 56 der Grundschüler können über den Unterricht hinaus betreut werden. "Wir haben unsere Öffnungszeiten auf Wunsch der Eltern bis 17 Uhr verlängert", schildert Anette Cremer. Mütter oder Väter, die etwa in Düsseldorf arbeiten würden, hätten sonst keine Chance, Familie und Job miteinander zu verbinden. "Das wäre gar nicht zu schaffen", weiß die OGS-Leiterin. Deshalb habe der Verein reagiert und biete als einziger in Jüchen diese lange Betreuungszeit.

Das Jüchener Betreuungsmodell hat seinen Ursprung in Elterninitiativen, die vor der OGS-Einführung das Angebot sicherstellten. Ein Beispiel dafür ist der "Toni-Treff", der 1998 gegründet wurde und seit zehn Jahren Träger der OGS an der Grundschule "In den Wieden" ist. Dort übersteigt die Nachfrage die Kapazitäten. "Wir können keine weiteren Gruppen anbieten", sagt OGS-Mitarbeiterin Monika Coenen. Neben vier OGS-Räumen werde ein Klassenzimmer genutzt. Mehr Geld wäre auch in Jüchen willkommen, "etwa für die Personalkosten", nennt Coenen ein Beispiel. Allein 17 Mitarbeiter kümmern sich um die 135 Grundschüler.

(NGZ)
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