Jüchen Neues Flüchtlingshaus, aber zu wenig Lehrer

Jüchen · Beim Asylkreis Hochneukirch sind die Deutschkurse überlaufen. Zusätzliche ehrenamtliche Lehrer werden dringend benötigt. Das neue Flüchtlingshaus an der Jülicher Straße macht gute Baufortschritte. Es soll zum Jahresende stehen.

Für maximal 120 Flüchtlinge baut die Gemeinde Jüchen zurzeit ein neues Haus an der Jülicher Straße, das auch in Mietwohnraum im niedrigen Preissegment umgewandelt werden kann. Ende des Jahres soll das Haus bezugsfertig sein. Mit den Rohbauarbeiten ist jetzt begonnen worden. Auf knapp 1,57 Millionen Euro beläuft sich die aktuelle Kostenschätzung, die dem Bauausschuss jetzt vorgelegt wurde.

Das neue Haus soll aber nach Fertigstellung aus heutiger Sicht nicht mit der Maximalzahl von 120 Flüchtlingen belegt werden, wie die Gemeindeverwaltung auf Nachfrage unserer Redaktion mitteilt: Mit Rücksicht auf unterschiedliche Herkunft, Religion und auf Familiensituationen sollten solche Unterkünfte generell nur zu etwa 80 Prozent der Maximalkapazität belegt werden. Da derzeit die weitere Entwicklung beim Zuzug von Flüchtlingen nicht absehbar sei, diene die neue Unterkunft auch der Bereitstellung von Wohnraumreserven, berichtet die Verwaltung.

Außerdem beabsichtigt die Gemeinde Jüchen, die aktuell 416 Flüchtlinge beherbergt, bisher angemieteten Wohnraum zu kündigen und die Flüchtlinge in der neuen Unterkunft unterzubringen. Dies könne natürlich nur geschehen, wenn es keine oder kaum neue Zuweisungen gebe, heißt es aus dem Rathaus.

Um für eine gewisse Zeit mehr Planungssicherheit zu haben, hatte die Gemeinde aus der mittlerweile aufgegebenen Landes-Notunterkunft an der Odenkirchener Straße 67 Flüchtlinge ausgesucht und in angemieteten Wohnungen und im gemeindeeigenen Gebäude in Priesterath untergebracht.

Ein großer Teil dieser, in der Hauptsache aus Familien bestehenden Flüchtlingsgruppe wird mittlerweile auch vom Asylkreis Hochneukirch mitbetreut. Etwa 40 Flüchtlinge aus der ehemaligen Notunterkunft kommen laut Rolf Heimann, Sprecher des Asylkreises, auch zu den Treffpunkten und Angeboten dieser ehrenamtlichen Betreuer in Hochneukirch.

Der steigende Bedarf an Betreuung und insbesondere an Deutschunterricht stelle den Asylkreis Hochneukirch aber mittlerweile vor große Kapazitätsprobleme: "Wir brauchen dringend zusätzliche, ehrenamtliche Deutschlehrer", sagt Heimann. Da die Wartezeiten auf die offiziellen Integrationskurse mittlerweile bis zu sechs Monate betrage, kämen immer mehr Flüchtlinge in die Deutschkurse des Asylkreises, die größtenteils von pensionierten Lehrern geleitet werden: "Unsere fünf Lehrer können die Nachfrage nicht mehr bewältigen. Die Deutschkurse sind überfüllt. Wir brauchen dringend weitere Helfer", appelliert Heimann.

Die 32 aktiven Mitarbeiter des Asylkreises Hochneukirch betreiben außerdem den Flüchtlingstreff "Basement-Club" an der Bahnhofstraße, eine Kleider-, Möbel- und eine Fahrradausgabe. Sie begleiten Flüchtlinge bei Behördengängen. Und der Asylkreis hilft auch, nach seinen Möglichkeiten, bei der Wohnungssuche für Flüchtlinge und insgesamt bei ihrer Integration.

(NGZ)
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