Jüchen Neue Flüchtlinge in Kloster und Lindenhof

Jüchen · Marienfigur sucht eine Herberge, so wie die Flüchtlinge: Acht neue Asylbewerber finden im Kloster, 30 weitere im Lindenhof Aufnahme.

 Diese schwangere Marienfigur aus Peru sucht, so wie die Flüchtlinge, eine Herberge in Jüchen.

Diese schwangere Marienfigur aus Peru sucht, so wie die Flüchtlinge, eine Herberge in Jüchen.

Foto: Felix Rehbock

Einen schönen Brauch aus der frühen Christenheit, das Marientragen, verbindet Pater Felix Rehbock vom Nikolauskloster auf besondere Weise mit den aktuellen Flüchtlingstragödien. Diese kennen der Klosterleiter und seine Mitbrüder nicht nur aus den Medien, sondern sie helfen hautnah. Von den 37 seit Anfang Oktober neu nach Jüchen gekommenen Flüchtlingen sind acht Asylbewerber aus Nigeria, dem Kongo und dem Irak im Nikolauskloster aufgenommen worden. Ebenso wie die syrische Familie, die dort bereits vor längerer Zeit eine zweite Heimat gefunden hat, zählen für die Oblatenmissionare die Menschen in Not, ohne Ansehen ihrer Religion und Herkunft.

Pater Felix vergleicht das Schicksal der Flüchtlinge mit der Herbergssuche von Maria und Joseph in der biblischen Geschichte Der Priester sagt: "Schon längst spielen sich die Flüchtlingstragödien nicht mehr in fernen Ländern ab. Tausende Syrer, Serben, Menschen aus Eritrea und Afghanistan haben oftmals eine lebensgefährliche Flucht hinter sich, erlebten Leid und Ablehnung und suchen nun bei uns um die Ecke in Turnhallen und Wohnungen eine Schlafgelegenheit, um sich von den Strapazen zu erholen. Im Nikolauskloster wohnen diese Menschen, die auf der Flucht sind in unseren Gemeinden, Familien und Ortschaften. In einer solchen Fluchtsituation auch noch als Flüchtling hochschwanger zu sein, wäre denkbar ungünstig. Doch auch diese ungünstige Situation ist Realität - und war es bei der Gottesmutter Maria." Der frühchristliche Brauch des Marientragens soll nun zum zweiten Mal in der Adventszeit praktiziert werden. Eine Marienfigur aus Peru soll dazu durch die Familien der Gemeinde "wandern". Als Zeichen der Willkommenskultur soll sie bei adventlichen Feiern im Mittelpunkt der Familien stehen, bevor sie dann zur Christmesse ins Nikolauskloster zurückkehren wird.

Die Gemeindeverwaltung Jüchen ist froh, dass sie spontan wieder neue Flüchtlinge im Nikolauskloster unterbringen konnte. Es sei zwar bekannt gewesen, dass es wieder Neuzuweisungen geben wird, aber bis heute liegen der Gemeinde keine Angaben der zuständigen Bezirksregierung Arnsberg vor, welche Aufnahmequote Jüchen in diesem Jahr und darüber hinaus zu erfüllen haben wird: Das beklagt Gemeindesprecher Jürgen Wolf auf Nachfrage unserer Redaktion. Auch Bürgermeister Harald Zillikens hat in den Fachausschüssen mehrfach betont, er versuche vergeblich seit längerer Zeit, die Quote aus Arnsberg zu erfahren, um für Jüchen eine bessere Planbarkeit zu gewährleisten - damit Flüchtlinge eben nicht in Turnhallen, Zelten oder Containern untergebracht werden müssen. Die neu zugewiesenen Flüchtlinge stammen laut Wolf vorwiegend aus arabischen und afrikanischen Ländern. Sie seien dezentral in gemeindeeigenen und von der Verwaltung angemieteten Unterkünften untergebracht.

Eine Entlastung gibt es für die Gemeinde jetzt durch den Umbau des ehemaligen Lindenhofes in Bedburdyck zu einer Flüchtlingsunterkunft, die nun bezugsfertig wird. Inhaber Markus Reipen vermietet der Gemeinde das Gebäude an der Gierather Straße, die dort 30 Flüchtlinge unterbringen kann. Da es im Vorfeld Proteste aus der Nachbarschaft gegen diese geplante Unterkunft gab (wir berichteten), lädt Bürgermeister Harald Zillikens die Bürger gemeinsam mit dem Eigentümer zu einer Besichtigung der Flüchtlingsunterkunft ein. Sie findet am Dienstag, 8. November, ab 18 Uhr, in der ehemaligen Gaststätte "Zum Lindenhof", Gierather Straße 9, in Bedburdyck statt. Alle Interessierten sind willkommen.

(NGZ)
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