Jüchen Mobiler Pausenclown: Zu Besuch im Spielbus

Jüchen · Seit einer Woche ist der Spielbus noch ein wenig bunter. Den Bus haben die Kinder mitgestaltet. Das ist aber nicht das einzige Abenteuer.

 Vom Fußballtor über das Springseil bis hin zum Tretauto hat der Spielbus des Kreis-Jugendamts jede Menge coole Spielsachen an Bord.

Vom Fußballtor über das Springseil bis hin zum Tretauto hat der Spielbus des Kreis-Jugendamts jede Menge coole Spielsachen an Bord.

Foto: Lothar Berns

Wenn plötzlich alle Kinder ihre Spielsachen fallenlassen, hat das einen Grund. Eines scheint noch überzeugender zu sein, als Tretrollerfahren und Begriffe raten. Es gibt Milchreis. "Essen" , ruft Busfahrer Gerald Schneider laut und ausgedehnt. Überhören kann man ihn nicht. Das Gewusel vor dem Bus verlagert sich nun gen Führerhäuschen, wo Gerald Schneider sitzt und gewissenhaft süßen Reisbrei in kleine weiße Tassen schöpft. Mit Zimt und Zucker. Oder mit Apfelmus. Das ist auch dort Typfrage.

Gerald Schneider ist nicht nur Busfahrer. Er ist Milchreis-Schöpfer, Geschirr-Trockner und Runden-Zähler. "Du hast schon dreimal nachgeholt, das weiß ich genau", sagt er und schmunzelt. Jetzt sollten erst einmal die anderen dran sein. Auch der Bus, den er fährt, ist mehr als ein Bus und der Ort, wo es klebrigen Milchreis gibt. Der Spielbus des Jugendamts des Rhein-Kreises Neuss ist Überraschungsgast, Pausenclown und Spielhalle. "Mir gefällt der Spielbus sehr gut, weil man sich aussuchen kann, womit man spielen möchte", sagt die sechsjährige Ella. Das stimmt, wenn die Wahl nicht gerade auf das Kettcar gefallen ist, denn das ist so beliebt, dass sich die Kinder auf einer Liste eintragen lassen müssen. "Alle wollen damit fahren", erzählt Michael Hackling vom Kreisjugendamt, der ab und an beim Spielbus vorbei schaut, und etwa mit den Kindern kleinere Experimente durchführt. Betreuerin an der Grundschule Hochneukirch-Otzenrath Cornelia Mingers führt die Liste: "Jeder darf zehn Minuten mit dem Kettcar fahren", sagt sie. Damit düsen die Kinder über den Schulhof und das Außengelände der Offenen Ganztagsschule. Dort hält der Spielbus von Ostern bis Herbst jeden Donnerstag zwischen 13.30 und 16.30 Uhr. "Für die Kinder ist es schön, einmal aus dem Klassenzimmer heraus zu kommen", sagt Michael Hackling. Der Besuch vom Spielbus wird in den Betreuungsalltag der Grundschule eingebunden. Der Spielbus könne etwa acht bis zehn Jahre im Einsatz sein, sagt Hackling. Stolz ist die Gemeinde auf ihren Neuerwerb, der im Vorjahr gekauft wurde. Noch stolzer sind die Kinder auf die neue Außengestaltung. "Letzte Woche haben wir den Bus besprüht", erzählt die neunjährige Julia. Geholfen haben der Graffiti-Künstler Stefan Mumm und die Künstlerin Biggi Böhmer. Etwa drei Monate habe der Innenausbau benötigt, sagt Hacking. Das Ergebnis ist einen Besuch wert: Neben einer Küchenzeile finden Spielgeräte vom Fußballtor, über das Brettspiel bis zum Springseil Platz. Im hinteren Bereich des Busses wurden die Sitzbänke so umgebaut, dass die Kinder bequem an einem Tisch sitzen und Karten spielen können.

Der Bus wurde von den Verkehrsbetrieben "NEW" in Mönchengladbach abgegeben. "Das mobile offene Spielangebot ist für die Kinder sehr besonders", weiß Michael Hackling.

Für den siebenjährigen Arnon bedeutet der Spielbus vor allem eins: mit seinen Freunden kicken können. Auf dem Pausenhof dürften sie das nämlich nicht mehr. Aber auch nur solange, bis Busfahrer Schneider nach drei Stunden die Schöpfkelle wieder gegen den Steuerknüppel eintauscht.

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