Jüchen Martins-Tradition bleibt in der Gemeinde lebendig

Jüchen · Für die beiden nächsten Wochen sind zahlreiche Martinszüge geplant - die Arbeit übernehmen ehrenamtliche Komitees und Vereine.

 Ein stimmungsvolles Bild, wenn hunderte Kinder mit selbstgebastelten Laternen durch die Dunkelheit ziehen. In den Jüchener Ortsteilen sorgen zahlreiche ehrenamtliche Helfer dafür, dass das Herbst-Brauchtum erhalten bleibt.

Ein stimmungsvolles Bild, wenn hunderte Kinder mit selbstgebastelten Laternen durch die Dunkelheit ziehen. In den Jüchener Ortsteilen sorgen zahlreiche ehrenamtliche Helfer dafür, dass das Herbst-Brauchtum erhalten bleibt.

Foto: L. Hammer

Jetzt reitet er wieder. In den kommenden beiden Wochen ist Sankt Martin unterwegs durch das Gemeindegebiet. Von Aldenhoven bis Wey/Hoppers zieht er - mal im Bischofsornat, mal gerüstet wie ein römischer Soldat - durch die Straßen, gefolgt von hunderten Kindern, die stolz ihre selbstgebastelten Laternen halten und traditionelle oder moderne Lieder singen. Mancherorts in Nordrhein-Westfalen, vor allem in Großstädten, ist das herbstliche Brauchtum auf dem Rückzug: Immer weniger Menschen finden sich bereit, die Organisation der Laternenumzüge ehrenamtlich zu übernehmen. Zusätzlich sorgte manche Sicherheitsvorschrift und Verwaltungsvorgabe für Unmut.

In der Gemeinde Jüchen wird die Tradition noch hochgehalten: 17 Martinskomitees und -ausschüsse, Schulen, Heimatvereine oder Dorfgemeinschaften veranstalten Jahr für Jahr in den ersten Tagen im November einen Martinszug in ihrem Gemeindeteil. Eine Menge Arbeit für die Verantwortlichen. Da hilft es, dass vielerorts eingespielte Teams die Vorbereitungen treffen, auf erprobte Konzepte zurückgreifen können und allenfalls Details abstimmen müssen. Wie in Jüchen, wo Joachim Drossert seit gut 20 Jahren dem Martinsausschuss vorsitzt. "Etwa ein halbes Jahr vorher treffen wir uns mit einem festen Personenkreis, zu dem die Polizei, die Leitung der Grundschule und der Vorsitzende des Fördervereins gehören", berichtet Drossert. Wichtige Sicherheitsauflagen seien schon vor Jahren durchgespielt worden. Mit dem Resultat, dass in Jüchen auf ein Martinsfeuer verzichtet wird. "Der Aufwand war sehr groß", begründet der 60-Jährige die Entscheidung, dass die Mantelteilung vor Haus Katz ausschließlich durch Handfackeln erhellt wird. Auf ein Pferd für den heiligen Mann mögen die Jüchener allerdings nicht verzichten. "Natürlich ist darauf zu achten, dass ein Sicherheitsabstand eingehalten wird", betont Drossert.

Während in Waat immer weniger Martinstüten für die Kleinen zu packen sind, stehen für diese Arbeit und die Haussammlung ausreichend Helfer zur Verfügung. Beides übernehmen die Frauen der freiwilligen Wehrleute. Auch die Senioren, die das 80. Lebensjahr vollendet haben, werden nicht vergessen. "Ihnen bringen wir die Weckmänner nach Hause", erzählt Ellen Kuß vom Martinsausschuss.

Keine Probleme, Helferinnen für die Haussammlungen oder das Packen der 380 Tüten zu finden, gibt es auch in Bedburdyck-Stessen. "Wenn mal eine Sammlerin ausscheidet, rückt dafür immer jemand nach", berichtet Hannelore Kuhlen, die seit mehr als 20 Jahren dem Martinskomitee vorsitzt. Im vergangenen Jahr gab es eine Premiere: Erstmals wurde die Mantelteilung nachgespielt, währenddessen flackerte vor dem Ehrenmal in Stessen in einer Metallschale stimmungsvoll ein Martinsfeuer. Hannelore Kuhlen: "Darauf hatten wir ein so tolles Feedback, dass wir das wiederholen."

(NGZ)
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