Grevenbroich Louvre für Kinofilm ins Schloss Dyck verlegt

Grevenbroich · Zentrale Szenen des Kinofilms "Paula" über die Künstlerin Modersohn-Becker, der im Herbst 2016 anläuft, entstanden jetzt in Jüchen.

Es ist der Moment, als die junge, hochbegabte Künstlerin Paula Becker zum ersten Mal ihrem Schicksal in Person ihres künftigen Ehemanns gegenübersteht: in der Bremer Kunsthalle. Diese Begegnung, eine Schlüsselszene im Leben wie im Film, wurde jetzt in den Räumen von Schloss Dyck fürs Kamerateam nachgestellt - für den Film "Paula" unter Regie von Christian Schwochow ("Der Turm", "Die Unsichtbare"), ein schwelgerisch ausgestatteter Streifen. Im Mittelpunkt: die mit nur 31 Jahren verstorbene Paula Modersohn-Becker, die etwa 750 Gemälde und gut 1000 Zeichnungen hinterließ und damit die Entwicklung der modernen Kunst nachhaltig beeinflusste.

Dargestellt wird die Ausnahme-Künstlerin von der Schweizerin Carla Juri, die für ihren Auftritt in "Feuchtgebiete" in der Kategorie "Beste weibliche Hauptrolle" für den Deutschen Filmpreis nominiert wurde. Ihren Ehemann Otto Modersohn spielt Albrecht Schuch, der dem Publikum durch seine Rolle als Alexander von Humboldt in "Die Vermessung der Welt" bekannt sein dürfte und auch schon einige "Tatort"-Auftritte hatte. "Die Bremer Kunsthalle hat in den vergangenen 80 Jahren einfach zu viele Veränderungen erfahren", erklärt Karen Rudolph von Bioxfish Films, die die Pressebetreuung übernommen hat, warum nicht am Original-Schauplatz gedreht werden konnte. Grundsätzlich sei es wegen der Zerstörungen während des Zweiten Weltkrieges schwierig, in Deutschland Kulissen für historische Filme zu finden, ergänzt Rudolph.

Passende Kulissen fanden die Location-Scouts, die sich nach geeigneten Drehorten umsahen, dann in Schloss Dyck - nicht weit von Köln, wo die Pandora-Film-Produktion sitzt, eine der drei Produktions-Gesellschaften, die das Projekt realisieren. Das historische Ambiente von Schloss Dyck gefiel den Filmemachern offenbar so gut, dass die Räume auch noch als Double für den Louvre herhalten mussten. Das weltberühmte Museum, einst Palast der französischen Könige, wurde für zwei Drehtage nach Jüchen verlegt.

Am Ende des Drehs auf Schloss Dyck fiel dann auch die letzte Klappe für die Aufnahmen des Films überhaupt. Der sei übrigens - trotz wunderbarer Kostüme - "nicht historisierend", versichert Karen Rudolph, sondern sehr "emanzipiert". Keineswegs sei dies ein Film "für Zeichenschüler oder Museumsfreunde", betont Regisseur Christian Schwochow. Das Drehbuch von Stefan Kolditz und Stephan Suschke erzähle von einer "großen, leidenschaftlichen Liebesgeschichte" zwischen den Eheleuten Modersohn-Becker. Für Schwochow ist die Titelfigur eine "moderne Heldin", die sich ihren Ängste stellt und im Glauben an sich selbst ihren eigenen Weg geht. Eine "moderne, emotionale Geschichte in historischem Gewand" - passend in Szene gesetzt auf Schloss Dyck.

(NGZ)
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