Jüchen Jüchener Taube fliegt zum Nationalsieg

Jüchen · Die dritte Goldmedaille und den ersten Nationalsieg kann der Jüchener Brieftaubenzüchter Hans Wachtmeister jetzt für sich verbuchen. Der 76-jährige beklagt aber, dass sich die Raubvögel vermehren und immer mehr Tauben töten.

 Hans Wartmann mit seiner Supertaube, die ihm jetzt seinen ersten Nationalsieg einbrachte. Unter fast 6000 Tauben war sie die Schnellste auf dem Weg von Frankreich bis Garzweiler.

Hans Wartmann mit seiner Supertaube, die ihm jetzt seinen ersten Nationalsieg einbrachte. Unter fast 6000 Tauben war sie die Schnellste auf dem Weg von Frankreich bis Garzweiler.

Foto: Lothar Berns

Ohne seine Tauben kann Hans Wachtmeister nicht leben: Schon mit zehn Jahren fing er mit der Brieftaubenzucht an - und heute mit 76 Jahren ist er zum ersten Mal Nationalsieger und bekommt dafür seine bereits dritte Goldmedaille. Die gibt's im November von der Reisevereinigung Grevenbroich, der der Jüchener seit vielen Jahren angehört.

Den Nationalsieg hat Wachtmeisters beste Flugtaube am letzten Alttauben-Wettflug dieser Saison erzielt, bei dem am Montag im französischen Vivonnes insgesamt 5918 Tauben aus zwei Regionalverbänden über eine Strecke von mehr als 700 Kilometern ausgeschickt wurden. Wachtmeister hatte 19 Tauben nach Frankreich geschickt. Seine Siegertaube flog mit den anderen um 7 Uhr in Frankreich ab und erreichte ihren Schlag in Garzweiler exakt um 15.19,13 Uhr. Vier Tauben fehlten am Mittwoch zwar noch: "Die finden aber alle wieder nach Hause. Die sind das schließlich von Klein auf gewöhnt", weiß auch Maria Wachtmeister, die ihren Mann unterstützt.

Denn als Hans Wachtmeister noch berufstätig war, mistete seine Frau jeden Morgen die Taubenställe aus, versorgte die Vögel mit Futter und Wasser und ließ sie eine Zeit lang ausfliegen, damit sie gesund und beweglich bleiben: "Dafür braucht man schon zwei Stunden, und abends das Ganze noch einmal. Mein Mann setzt sich aber auch noch gerne zu den Tauben, dann dauert es noch länger", erzählt Maria Wachtmeister. Und wenn ihr Mann mal wieder im Garten saß und auf die Rückkehr seiner Reisetauben wartete, hat sie ihm auch öfter mal das Mittagessen nach draußen gebracht.

Ein kleines Dankeschön für ihren Einsatz hat allerdings auch die Ehefrau des leidenschaftlichen Taubenzüchters bekommen: Seine allererste Goldmedaille ließ Hans Wachtmeister mit einem Kettchen versehen. Diese Taube trägt Maria Wachtmeister nun als Halsschmuck. 70 bis 80 Tauben hat Wachtmeister während der Saison in seinen Schlägen im eigenen Garten. "Früher hatten wir die Tauben noch oben mit im Haus", erinnert er sich. Er darf allerdings immer nur bis zu 40 Tauben auf einmal ausfliegen lassen, weil der Gesetzgeber in Wohngebieten diese Begrenzung vorschreibt. Ihren Erstflug haben auch bereits die im März geborenen Jungtauben absolviert. Doch eine Sorge treibt die Brieftaubenzüchter um: "Die Raubvögel werden immer mehr in unserer Region", beklagt Wachtmeister. Der Verlust sei groß, immer wieder würden Tauben von Habichten oder Sperbern getötet. Grund für die Zunahme der Raubvögel seien wohl die Naturschützerorganisationen, meint der Taubenfreund. Und eine zusätzliche Gefahr für die Tauben seien die vielen Windkrafträder in der Region. Dabei sind die Tauben nicht einfach nur anonyme Wettkampf- oder Zuchttiere für den 76-Jährigen: "Ich kann alle meine Tauben auseinanderhalten, jede verhält sich anders", erzählt er.

Seine Siegertaube sei zum Beispiel daheim eher ruhig, gebe beim Ausfliegen aber so richtig Power: "Der Halbbruder dieser Taube ist wieder ganz anders, der will immer spielen und kommt sofort auf meine Hand, wenn er mich sieht." Namen bekommen die Tauben zwar nicht, sie kommen bei Wachtmeisters aber auch nicht auf den Esstisch: "Früher haben wir zwar schon mal Taube gegessen, aber seit sie geimpft werden müssen, schmecken sie nicht mehr. Und sie tun mir auch leid", verrät der Züchter.

(NGZ)
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