Jüchen Jüchen droht Mangel an Hausärzten

Jüchen · NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann spricht vor Ort über das Problem des Hausärztemangels. Auch in Jüchen sind die Landärzte teils jenseits der 60, und es fehlt an jungen Nachfolgern, weiß auch die Kassenärztliche Vereinigung.

 In Neuenhoven praktiziert mit Dr. Johannes Sieben an der Lindenstraße in der ehemaligen Brauerei noch ein richtiger Landarzt. Die Suche nach jungen Nachfolgern fällt aber überall schwer.

In Neuenhoven praktiziert mit Dr. Johannes Sieben an der Lindenstraße in der ehemaligen Brauerei noch ein richtiger Landarzt. Die Suche nach jungen Nachfolgern fällt aber überall schwer.

Foto: Lena Hogekamp

Gleich zwei NRW-Minister werden am 20. März in Jüchen zu Gast sein, obwohl doch gar kein Wahlkampf ist. Umso mehr freut sich der Jüchener CDU-Chef Sebastian Heckhausen, dass es ihm tatsächlich nach eineinhalb Jahren jetzt gelungen ist, NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann zu einem wichtigen Thema für Jüchens Zukunft zu einem Gesprächsabend einzuladen. "Es geht um die hausärztliche Versorgung im ländlichen Raum, die gerade auch für Jüchen zu einem Problem werden kann", sagt Heckhausen. Denn einerseits wolle Jüchen wachsen und mit der Stadtwerdung auch mehr Bürger gewinnen. "Aber mehr Bürger brauchen auch mehr Ärzte", weiß Heckhausen.

Von NRW-Gesundheitsminister Laumann erhoffe sich die CDU Jüchen zukunftsweisende Worte und Perspektiven, sagt Heckhausen, der übrigens NRW-Finanzminister Lutz Lienenkämper auch am 20. März in Haus Katz begrüßen wird. Denn Lienenkämper habe den Laumann-Besuch in Jüchen angebahnt und ermöglicht, verrät der CDU-Gemeindeverbandsvorsitzende.

Die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Nordrhein berichtet auf Nachfrage unserer Redaktion, dass im Mittelbereich Grevenbroich, zu dem auch Jüchen und Rommerskirchen gehören, aktuell rund 60 Hausärzte tätig sind. Davon entfielen zwölf Mediziner auf die Gemeinde Jüchen, meldet KV-Sprecher Christopher Schneider. Er sagt: "Der sich durch die Bedarfsplanung des Gesetzgebers statistisch ergebende Versorgungsgrad des Mittelbereiches liegt momentan bei rund 99 Prozent. Gemessen an diesen Zahlen ist die allgemeinärztliche Versorgung im Planungsbereich formal als gut zu bezeichnen, wobei die Versorgungsgrade zunächst eine rein statistische Größe bilden." Bis zum Erreichen der maximal zulässigen Niederlassungskapazität im Mittelbereich Grevenbroich wären derzeit noch sieben hausärztliche Zulassungen möglich, fügt der KV-Sprecher hinzu.

Auch die allgemeine fachärztliche Versorgung in der Region sei stabil, sagt er für den Rhein-Kreis Neuss und bilanziert: Aktuell seien im Rhein-Kreis Neuss insgesamt 25 Augenärzte, 18 Chirurgen, 47 Frauenärzte, 14 Hautärzte, 21 HNO-Ärzte, 31 Kinderärzte, 19 Nervenärzte, 32 Orthopäden und zwölf Urologen niedergelassen - darunter ein Gynäkologe sowie drei Kinderärzte in Jüchen. "Im fachärztlichen Bereich sind kreisweit keine Zulassungen unbesetzt, sämtliche Facharztgruppen weisen Versorgungsgrade von über 100 Prozent auf", betont der KV-Sprecher. Dies zeige, dass der momentane Medizinerbedarf in der Region eher den hausärztlichen, als den fachärztlichen Bereich betreffe - eine Situation, die auf das gesamte Rheinland übertragbar sei.

Schneider räumt aber ein, die KV stehe vor der wachsenden Herausforderung, ausreichend ärztlichen Nachwuchs für die ambulante Versorgung in Nordrhein zu generieren und für die Niederlassung zu gewinnen. Er sagt: "Aufgrund des schon bestehenden Nachwuchsmangels in der ambulanten Versorgung - und hier insbesondere bei den Hausärzten - wird es zunehmend anspruchsvoller, das Versorgungsangebot in der Fläche zu erhalten." Angesichts der Altersstruktur der nordrheinischen Hausärzte rechne die KV damit, dass sich perspektivisch die Anzahl freier hausärztlicher Zulassungsmöglichkeiten im ganzen Rheinland weiter erhöhen werde.

Denn etwa jeder dritte heute aktive Hausarzt in NRW sei über 60 Jahre alt und werde in den kommenden Jahren wahrscheinlich einen Praxisnachfolger suchen. "Das wird auch in Jüchen nicht anders sein", prognostiziert der KV-Sprecher und fügt hinzu: "Im Vergleich zu vielen anderen Kommunen, etwa in der Eifel oder am linken Niederrhein, hat Jüchen im Wettbewerb um junge Ärzte aber keine so schlechten Karten - nicht zuletzt durch die Nähe zu Neuss, Düsseldorf und Mönchengladbach."

(NGZ)
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