Jüchen Ideen für die Kohlenachfolge entwickeln

Jüchen · Am 8. Dezember gründen Jüchen, Titz, Erkelenz und Mönchengladbach den Zweckverband Tagebaufolgelandschaften. Jüchens Bürgermeister Harald Zillikens erklärt, was er für den Strukturwandel auch für die Arbeitsplätze erwartet.

 So sieht die erste Phase der landwirtschaftlichen Rekultivierung aus: Luzerne Bepflanzung am Tagebaurand.

So sieht die erste Phase der landwirtschaftlichen Rekultivierung aus: Luzerne Bepflanzung am Tagebaurand.

Foto: G.T.

Der Jüchener Gemeinderat und auch die übrigen Städte waren, bis auf Mönchengladbach, schon so weit: Jetzt hat aber auch die letzte Kommune grünes Licht für die Gründung des Zweckverbandes Tagebaufolgelandschaften gegeben, die am 8. Dezember vollzogen werden soll. Im Verbund wollen Jüchen, Titz, Erkelenz und Mönchengladbach dann den Strukturwandel von der Kohle zu anderen Erwerbszweigen und Landschaftsnutzungen aktiv mitgestalten.

Der Jüchener Bürgermeister Harald Zillikens hat klare Vorstellungen, wie sich Jüchen in den Verband einbringen will und vor allem auch, welchen Nutzen er aus der Kooperation erwartet. Er sagt: "Das Gebiet der vier Kommunen Jüchen, Mönchengladbach, Erkelenz und Titz ist geprägt von einem durch die Braunkohlengewinnung in Anspruch genommenen zentralen Raum. Dieser Eingriff bedingt in den angrenzenden Räumen Folgestörungen auf unterschiedlichen Ebenen, die vielschichtige und zum Teil schwerwiegende strukturelle Auswirkungen haben." Schließlich werde ein erheblicher Teil der naturräumlichen und landschaftlichen Prägung verschwinden. Auch werden laut Zillikens alle umliegenden Kommunen die Beeinträchtigungen durch den großflächigen Eingriff in den Wasserhaushalt zu spüren bekommen.

Und er gibt zu bedenken, dass der Tagebau insbesondere in der Randlage auch im weiteren Umland in ein bestehendes Netz aus Verkehrs-, Transport- und Handelsbeziehungen eingreift. Doch in all dem sieht der Jüchener Bürgermeister auch neue Chancen, etwa "eine einzigartige und identitätsstiftende Tagebaufolgelandschaft entstehen zu lassen", sagt Zillikens und verweist auf die Möglichkeit, durch die Tagebaurestsee großen Wasserflächen zu schaffen. Und diese könnten von großer Bedeutung für die Region werden.

"Bürger fragen immer wieder, ob sich Politik, Wirtschaft und Behörden rechtzeitig auf den Strukturwandel eingestellt haben, und ob mehr getan werden müsste, um die wegfallenden Arbeitsplätze zu ersetzen. "Dabei schwingt die Furcht mit, das Rheinische Revier könnte sich zu einem zweiten Ruhrgebiet entwickeln", sagt Zillikens. Er meint aber, durch die Einbindung der Bezirksregierungen Düsseldorf und Köln in den Prozess der Institutionalisierung des Zweckverbandes seien diese Behörden auch zugleich für die Belange des anstehenden Strukturwandels in Braunkohlengebieten sensibilisiert worden. Dies habe sich auch in der Fortschreibung des Regionalplans Düsseldorf positiv ausgewirkt, unter anderem durch die Darstellung eines interkommunalen Gewerbe- und Industriegebietes Jüchen/ Grevenbroich.

"Die hohe Bedeutung der interkommunalen Kooperation in der Region hat auch die vormalige Landesregierung erkannt und dem informellen Planungsverband finanzielle Unterstützung über Fördermittel bei der Erstellung des Drehbuchs ermöglicht", erinnert Zillikens. Außerdem setzt er auf die Innovationsregion Rheinisches Revier (IRR) als regionale Entwicklungsgesellschaft, die - durch das Land NRW - initiiert mit der frühzeitigen sowie aktiven Gestaltung des Strukturwandels in der Region beauftragt sei. Und er fordert: "Der neue Zweckverband Tagebaufolgelandschaften muss sich intensiv darum kümmern, mit überzeugenden Ideen Mittel aus dem vom Bund geplanten Strukturfonds Braunkohlenachfolge zu erhalten. Die Unterstützung des Landes ist dabei unerlässlich", macht der Bürgermeister klar. Zillikens sieht aber auch, dass auch die Kommunen des neuen Zweckverbandes versuchen werden, durch eine Vielzahl von Initiativen dem Strukturwandel frühzeitig entgegenzuwirken. Wünschenswert und entscheidend für den Erfolg sei eine bessere Abstimmung und Verzahnung der Initiativen unter Berücksichtigung der lokalen Erfahrungen sowie der örtlichen Besonderheiten, mahnt Zillikens an.

(NGZ)
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