Jüchen Hobby-Tüftler beleben defekte Geräte wieder

Jüchen · Das neue Reparatur-Café setzt ein Zeichen gegen die Wegwerf-Kultur und für den Umweltschutz. Zur Eröffnung herrschte großer Andrang.

 Fleißig geschraubt wurde zur Eröffnung des neuen Reparatur-Cafés in Jüchen: Herbert Frenken und Martin Schursch (vorne) packten mit an.

Fleißig geschraubt wurde zur Eröffnung des neuen Reparatur-Cafés in Jüchen: Herbert Frenken und Martin Schursch (vorne) packten mit an.

Foto: kandzorra

Das Küchengerät von Annette Conrad aus Gierath entpuppte sich gestern Abend als ziemlich widerspenstig: Das gute Stück, das mindestens 25 Jahre auf dem Buckel hat, ließ sich partout nicht wieder aktivieren - es streikte hartnäckig. Doch so einfach ließ sich Herbert Frenken nicht aus dem Konzept bringen: 40 Jahre lang hatte er Waschmaschinen, Trockner und andere Elektrogeräte beruflich repariert - nun sucht der Rentner beim Reparatur-Café in Jüchen eine neue Herausforderung.

"Ich vermisse das Tüfteln", sagte Frenken, während er mit einem Strommessgerät prüfte, ob am alten Küchengerät von Annette Conrad überhaupt Strom ankommt. "Ich finde, dass es ein Versuch wert ist, das Gerät zu reparieren. Wenn es nicht gelingt, kann ich es wenigstens mit einem guten Gewissen entsorgen", erzählte die Gieratherin, die eine von rund 15 Hilfesuchenden war, die zur Eröffnung des Cafés in der Begegnungsstätte an der Jülicher Straße 36 kamen.

Mit der Eröffnung fiel gestern Abend der Startschuss für das Café, das von nun an jeden ersten Donnerstag im Monat von 16.30 bis 18.30 Uhr stattfinden und für jeden offen sein soll. "Wer sich zutraut, etwas zu reparieren, kann ebenso gerne vorbeischauen wie die Menschen, die vielleicht ein defektes Gerät reparieren lassen wollen", erzählte Jüchens Klimaschutzmanager Martin Schursch. Er hat den Eröffnungstermin gezielt in diese Woche verlegt, weil zurzeit die "Europäische Woche der Abfallvermeidung" läuft. Ziel des Cafés ist es, Ressourcen zu sparen und ein Zeichen gegen die Wegwerf-Kultur zu setzen. "Jedes neue Gerät, das produziert wird, verbraucht Ressourcen", sagte Schursch.

Wohlgemerkt: Wer ins kostenfreie Reparatur-Café kommt, kann nicht erwarten, dass die Tüftler alles reparieren können, weshalb die "Kunden" vor dem Reparaturversuch auch einen Haftungsausschluss unterschreiben müssen. Allerdings bewiesen die Freiwilligen gestern, dass sie einiges an Know-how haben: So ist es ihnen etwa gelungen, einem defekten Rasenmäher ein zweites Leben zu schenken. Angegliedert ist das Café beim Senioren-Netzwerk "55 plus" Jüchen, in dem der Caritasverband mitwirkt.

Der Verband ist jedoch nur einer von drei Trägern für das neue Reparatur-Café: Mit im Boot sitzen auch der Kreisverband Grevenbroich des Deutschen Roten Kreuzes sowie die Existenzhilfe. Die Idee zur Gründung eines Cafés war bereits 2016 geboren worden. "Wichtig ist uns auch der Integrationsaspekt", erzählt Sozialamtsleiterin Annerose Böhm-Weyerstraß. Viele Flüchtlinge seien handwerklich begabt und könnten sich einbringen.

Technisches Fachwissen war etwa bei der Reparatur des Displays am TV-Receiver von Yannick Wolters aus Otzenrath gefragt. Er sagte: "Ich überlasse das Schrauben lieber denen, die sich gut damit auskennen. Die Idee, so ein Café zu gründen, gefällt mir. Ich bin auch der Meinung, dass einfach zu viele Dinge weggeworfen werden, die sich vielleicht noch reparieren lassen."

(cka)
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