Jüchen Gymnasium engagiert sich für Flüchtlinge

Jüchen · Die sogenannte Seiteneinsteigerklasse, in der Flüchtlingskinder zunächst Deutsch lernen sollen, geht von der Sekundarschule ans Gymnasium über. Für sein bisheriges Flüchtlingsengagement wird das Gymnasium ausgezeichnet.

Insgesamt 76 schulpflichtige Flüchtlingskinder leben aktuell in Jüchen. Neu ist für alle, dass ab den Sommerferien die sogenannte Seiteneinsteigerklasse ans Gymnasium aus der bisherigen Sekundar-Realschule verlagert wird. Dazu gab es bereits kritische Stimmen im Schulausschuss: "Diese Kinder sind am Gymnasium hoffnungslos verloren", hieß es im Fachausschuss. Am Gymnasium seien die Flüchtlingskinder überfordert und könnten auf keinen Fall optimal gefördert werden.

Die Verlegung der Seiteneinsteigerklasse ans Gymnasium hat übrigens die Bezirksregierung Düsseldorf verfügt. Mit der Begründung: Da die zukünftige Gesamtschule die einzige Inklusionsschule im Gemeindegebiet sei, werde durch die Bezirksregierung die Seiteneinsteigerklasse dem Gymnasium zugeteilt, damit die Schwerpunkte seien.

Petra Schlotte, die kommissarische Leiterin des Gymnasiums, wartet nach eigenen Angaben noch auf Order der Bezirksregierung, wie eine solche Seiteneinsteigerklasse organisiert werden soll und vor allem, ob es eine zusätzliche Lehrerzuweisung geben wird. Schließlich herrsche jetzt bereits akuter Personalmangel am Gymnasium, gibt sie zu bedenken.

Dabei hat sich das Gymnasium aber bereits engagiert und wachsam für die Flüchtlinge und ihre Probleme gezeigt. Die Arbeitsgemeinschaften sind für Flüchtlingskinder und -jugendliche geöffnet worden. Im Café Welcome haben Gymnasiasten Freizeitangebote für junge Flüchtlinge gemacht und es gab Informationsveranstaltungen über die Flüchtlingssituation in Jüchen. Für dieses besondere Engagement zeichnet die Bürgerstiftung Jüchen die von der Lehrerin Ines Thalmann geleitete Arbeitsgemeinschaft mit dem Bürgerpreis aus. Es gibt 500 Euro, mit denen ein besonderer Film über Asylantenschicksale ins Gymnasium geholt werden soll. Weitere Preisträger sind der Asylkreis Hochneukirch und die Flüchtlingshilfe Kelzenberg, die ebenfalls jeweils 500 Euro erhalten. Die zentrale Preisvergabe findet am Freitag in Neuss statt.

Zunächst gilt es aber, die weiteren Flüchtlingskinder in der Gemeinde Jüchen nicht nur in Schulen zu bringen, sondern ihnen vor allem zunächst Deutschunterricht zu erteilen. In den Grundschulen in Jüchen werden die Flüchtlingskinder mit Hilfe von ehrenamtlichen Deutschlehrern in kleinen Gruppen unterrichtet. Die Gemeinde Jüchen hat außerdem bei der Bezirksregierung Düsseldorf angefragt, ob pensionierte Lehrkräfte auch alleine zur Unterstützung von Kindern ohne Deutschkenntnisse in den Schulen eingesetzt werden dürfen.

Die Bezirksregierung hat mitgeteilt, die Schule, der eine Integrationsstelle zur Verfügung gestellt werde, sei für die Erteilung des Deutschunterrichts der Seiteneinsteigerklasse verantwortlich, Ehrenamtler könnten aber zusätzlich zur Unterstützung eingesetzt werden. Die Gemeinde hat im Haushalt 2016 Leistungen unter anderem für die Integration von Asylbewerbern in Höhe von 50.000 Euro zur Verfügung gestellt. Aus diesen Mitteln können auch ehrenamtlich tätige pensionierte Lehrer vergütet werden, heißt es aus dem Rathaus.

Aktuell gibt es an der Sekundarschule, an den Grundschulen Jüchen und Hochneukirch-Otzenrath jeweils eine ehrenamtliche Lehrkraft beschäftigt. Die Grundschule Gierath-Bedburdyck sucht noch ehrenamtliche Lehrkräften für den Deutschunterricht.

Weiteren Bedarf haben bei der Gemeinde die Sekundarschule und die GGS Hochneukirch-Otzenrath (für den Hauptstandort Hochneukirch) gemeldet. Das Gymnasium und die Realschule Jüchen teilten der Gemeindeverwaltung mit, dass zurzeit kein Bedarf an ehrenamtlichen Deutschlehrern bestehe.

(NGZ)
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