Jüchen Gedenkfeier gegen das Vergessen und für die Demokratie

Jüchen · Auf dem Jüchener Friedhof wurde der Opfer von Krieg und Terror gedacht. Mit dabei waren Ansgar Heveling und Schülerinnen.

 An die Schrecken von Krieg und Terror erinnern - dazu trug die Gedenkfeier auf dem Jüchener Friedhof bei.

An die Schrecken von Krieg und Terror erinnern - dazu trug die Gedenkfeier auf dem Jüchener Friedhof bei.

Foto: L. berns

Mit einer Gedenkfeier gedachten gut einhundert Teilnehmer der Opfer von Krieg, Terror und Gewalt am Ehrenmal auf dem Jüchener Friedhof. Mit dabei waren der Bürgerschützen- und Heimatverein Jüchen, der eingeladen hatte, eine Abordnung der Feuerwehr, die "Köhm-Musikanten" und Jüchener Bürger. Auch in anderen Orten im Gemeindegebiet wurde zum Volkstrauertag der Opfer gedacht. Im Mittelpunkt in Jüchen stand die Gedenkrede von Ansgar Heveling, dem Vorsitzenden des Bundesinnenausschusses. Heveling erinnerte am Beispiel des Peter Kollwitz an das unendliche Leid gefallener junger Leute und deren Familien. Peter Kollwitz fiel mit 18 Jahren 1914 - im Ersten Weltkrieg - in Flandern. Seine Mutter, die Grafikerin, Malerin und Bildhauerin Käthe Kollwitz, stellte 1932 die menschengroße Steinskulptur "Das trauernde Ehepaar" fertig, die seit fast 60 Jahren den belgischen Friedhof Vladsdo ziert und zum berühmten Mahnmal wurde. Zwei Repliken gibt es: eine in der Kirche Alt St. Alban in Köln und eine in Russland an der Wolga, wo 1943 Käthe Kollwitz' Enkel Peter fiel.

Musikalisch setzten die Bläser der "Köhm-Musikanten" Akzente, die Abiturientinnen Desirée Hüsselmann und Julia Kehler meinten später: "Das alles hat uns richtig gepackt." Zum dritten Mal schon brachten sich junge Menschen vom Grundkurs Geschichte, Stufe Q2, des Jüchener Gymnasiums mit ihrem Lehrer Joachim Schröder ein. Thema war der deutsche Widerstand gegen Hitler am Beispiel der Brüder Klaus und Dietrich Bonhoeffer. Klaus Bonhoeffer war Rechtsanwalt, Rechtsberater und Direktor der Lufthansa, Dietrich protestantischer Theologe. Beide wurden Teil des aktiven Widerstandes gegen das nationalsozialistische System. Nach dem gescheiterten Attentat auf Hitler 1944 wurden sie verhaftet. Unvergessen ist Klaus Bonhoeffers Zettelnotiz nach seinem Todesurteil: "Ich fürchte mich nicht vor dem Erhängt werden, aber ich möchte diese Gesichter nicht mehr sehen." Dietrich wurde im KZ Flossenburg erhängt, sein Bruder hinter dem Lehrter Bahnhof erschossen. Die Schülerinnnen Helen Stüttgen, Nina Winzen, Lisanne Gockel, Melike Porkolab, Annika Meuser trugen Texte vor. Eindrucksvoll war auch die Gedenkrede von BSHV-Präsident Thomas Lindgens, er schloss mit der Mahnung: "Demokratie verpflichtet - Vergessen und Angst führt uns Menschen ins Verderben."

(NGZ)
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