Jüchen Flüchtlinge sollen in Wohnungen leben

Jüchen · Jüchen will am Konzept festhalten, Flüchtlinge in Mietwohnungen unterzubringen. Ein vereinzelter Widerstand aus Bedburdyck werde das nicht ändern, sagt der Bürgermeister. Er sucht weiter Wohnungen auch in den Dörfern.

 Bürgermeister Harald Zillikens will Flüchtlinge weiterhin dezentral in Mietwohnungen unterbringen, auch in den Dörfern.

Bürgermeister Harald Zillikens will Flüchtlinge weiterhin dezentral in Mietwohnungen unterbringen, auch in den Dörfern.

Foto: Lothar Berns

Seitdem es in Jüchen Flüchtlinge gibt, schafft es die Gemeinde, zentrale Lager mit einer möglichen Ghettobildung und entsprechenden Sozialkonflikten zu vermeiden. Diesen Kurs wollen Bürgermeister Harald Zillikens und Sozialdezernentin Annette Gratz auch konsequent beibehalten, wie beide gestern im Gespräch mit unserer Redaktion betonten. Während alle anderen benachbarten Kommunen schon auf Sportanlagen für die Unterbringung von Flüchtlingen zurückgriffen, sei dies in Jüchen bislang nicht nötig gewesen. "Und wir wollen es auch in Zukunft vermeiden", betont Zillikens.

Im Gegensatz zu dem bisher einzigen Widerstand aus Bedburdyck (wir berichteten) erfreuten sich die Flüchtlingswohnungen einer großen Akzeptanz in der Bevölkerung, weil sie auch die beste Möglichkeit darstellten, die Menschen zu integrieren. In Hochneukirch an der Wanloer Straße lebten beispielsweise Flüchtlinge in einem Acht-Familien-Haus, berichtet der Bürgermeister. Und auch in Bedburdyck gebe es schon längere Zeit eine Flüchtlingswohnung mit neun Personen: "Daran hat nicht nur niemand Anstoß genommen, es ist keinem aufgefallen", wundert sich der Bürgermeister über den Widerstand, der sich dort auf einmal regt.

"Man kann auch nicht von einem Brandanschlag sprechen. Das war ein dummer Jungenstreich", betont Zillikens, der selbst mit der Kripo gesprochen habe und die Familien der Jungen kenne. Es sei eine üble Stimmungsmache, die in Bedburdyck betrieben werde, wobei auch vor falschen Behauptungen, beispielsweise auch auf Facebook, nicht zurückgeschreckt werde: "Niemand hat von alleinstehenden Flüchtlingsmännern gesprochen, die dort in den Lindenhof einziehen sollen. Wir wissen selbst nicht, wer dort hinkommt. Wie immer, sehen wir erst, wer zugewiesen wird, wenn die Flüchtlinge bei uns angekommen sind", betonen Bürgermeister und Sozialdezernentin.

An der dezentralen Flüchtlingsunterbringung ebenso wie an seiner bisherigen Informationspolitik will Zillikens festhalten. Der Einzelfall in Bedburdyck dürfe nicht überbewertet werden, denn es gebe vorwiegend ganz andere Tendenzen in der Bevölkerung. Ein Beispiel: Bei einer Informationsveranstaltung sei eine kritische Stimme zu einem Flüchtlingsthema laut geworden, erinnert Zillikens: "Ich musste aber gar nichts dazu sagen. Sofort sind andere Bürger aufgestanden und haben sich für die Flüchtlinge stark gemacht", berichtet Zillikens, der hofft, dass sich dieses gute Sozialklima in der Gemeinde weiter halte.

Zu seiner Verwunderung habe eine Bürgerin aus Bedburdyck im Rathaus angerufen und sogar vorgeschlagen, die Gemeinde solle doch das Karl-Justen-Haus als Flüchtlingsunterkunft verwenden. Dies widerspräche dann aber dem Vorhaben der Gemeinde, möglichst auf den Einzug öffentlicher Gebäude zu verzichten.

Über alle Fragen, die Unterbringung und Integration von Flüchtlingen betreffen, will Zillikens weiterhin alle Ratsgremien informieren und darüber hinaus in zeitlichen Abständen alle Bürger zu Informationsabenden einladen. Und zu konkreten Einzelfragen gebe es im Rathaus stets Auskunft, fügt Annette Gratz hinzu. Die Ausschusssitzungen können im öffentlichen Teil von interessierten Bürgern mitverfolgt werden. Und Zillikens kündigt Detailberichte zur aktuellen Flüchtlingssituation für den nächsten Hauptausschuss am 22. Februar an. Im Rechts-und Sozialausschuss am 25. Februar kommt das Thema dann erneut auf die Tagesordnung. "Wir gehen offen und transparent mit den Flüchtlingsthemen um, aber wir können nicht für jede Mietwohnung eine Bürgerversammlung ansetzen", sagen Zillikens und Gratz.

Neben den dauerhaft in Jüchen lebenden Flüchtlingen gibt es überraschend auch wieder Zuzüge in die Landesunterkunft an der Odenkirchener Straße. 96 neue Flüchtlinge wurden gestern Morgen für den kommenden Montag per Telefon im Rathaus avisiert. "Wie immer, wissen wir nicht, wer kommt", sagen Gratz und Zillikens, die sich in ihrer Entscheidung bestätigt fühlen, die Unterkunft als "Standby-Lösung" aufrechterhalten zu haben. Die Verträge mit dem Sicherheitsdienst und der Caritas könnten sofort reaktiviert werden. "Die Lebensmittelvorräte sind aufgefüllt, es ist auch genug Babynahrung da, wir sind bereit", sagt Zillikens.

(NGZ)
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