Jüchen Feuerwehrchef backt sich eine Drehleiter

Jüchen · Heinz-Dieter Abels, genannt "Heidi", hat die Freiwillige Feuerwehr Jüchen ebenso gut im Griff wie das Backblech. Mit Spezialförmchen backt sich der Feuerwehrchef sogar seine Drehleitern selbst. Die NGZ schaute ihm dabei zu.

 Heinz-Dieter Abels schiebt die Plätzchen in den Ofen. Den Teig hat er natürlich auch selbst angerührt.

Heinz-Dieter Abels schiebt die Plätzchen in den Ofen. Den Teig hat er natürlich auch selbst angerührt.

Foto: Gundhild Tillmanns

So einen Feuerwehrchef wie Heinz-Dieter Abels würden sich sicherlich auch die Bürgermeister anderer Kommunen wünschen: Abels backt sich nämlich seine Drehleiterwagen selbst. Natürlich nicht die richtigen Einsatzwagen: Die werden auch künftig mit dem Etat der Stadt Jüchen ab 2019 finanziert werden müssen. Aber der Feuerwehrchef backt und kocht in seiner Freizeit liebend gerne als Ausgleich für seinen schweren Job - und für dieses Weihnachtsfest zum ersten Mal auch mit Drehleiter-Plätzchenformen. Die NGZ schaute Abels beim Backen zu und plauderte mit ihm über sein Hobby, über die Feuerwehr und seine Erinnerungen an das traditionelle Weihnachtsfest seiner Kindheit auf dem Bauernhof in Gubberath.

Einmal hätte der Feuerwehchef auch beinahe gebacken, bis die Küche qualmt und seine Mannschaft zum Löschen hätte ausrücken müssen. "Ich hatte gerade einen Kuchen im Ofen, da ging der Pieper und ich musste ausrücken", erzählt Abels. In letzter Sekunde sei ihm aber noch beim Herausrennen eingefallen, den Ofen abzustellen. Die Resultate seiner Backkünste sind übrigens kein Geheimkommando. Im Gegenteil: Abels' Nussecken sind zum Beispiel im Wort- und im übertragenen Sinne nicht nur bei den Jüchener Feuerwehr "in aller Munde". Kostproben von "Heidis" Backwerk gibt es auch bisweilen bis in die Leitstelle in Neuss. Und mit seinem Spitznamen "Heidi" für Heinz-Dieter geht er selbstbewusst um: "Der stammt noch aus den 90er Jahren, als ich im Löschzug Gierath angefangen habe. Da haben wir alle Spitznamen bekommen", erinnert sich Abels, der sich fürs Backen sogar eine Prägeform mit der Aufschrift "Made by Heidi" hat kreieren lassen.

 Der Feuerwehrchef backt sich seine Drehleiterwagen mit speziellen Förmchen ebenso wie das Talergebäck mit dem Text: "Made by Heidi".

Der Feuerwehrchef backt sich seine Drehleiterwagen mit speziellen Förmchen ebenso wie das Talergebäck mit dem Text: "Made by Heidi".

Foto: Gundhild Tillmanns

Doch "Heidi" hat bei aller Kameradschaftlichkeit einen stringenten Führungsstil: "Ich bin eben auch Sternzeichen Stier und habe es gerne, wenn alles einen roten Faden hat", gibt Abels zu, der Anfang des Monats für sechs weitere Jahre als Feuerwehrchef bestätigt worden ist. Zum Führen und Motivieren "seiner" 180 Freiwilligen Feuerwehrmänner und -frauen gehört für Abels auch das "Auffangen": "Unsere Leute erleben so viel, das oft auch unter die Haut geht", weiß er um die Wichtigkeit einer psychologischen Verarbeitung der Einsätze. Und selbst dabei kommt sein Gebäck wieder ins Spiel, das er regelmäßig mit in die Feuerwache bringt. "Bei einem Stück Kuchen oder ein paar Plätzchen lässt es sich einfach besser reden und auch ein bisschen abschalten", hat er festgestellt.

Jüchen: Feuerwehrchef backt sich eine Drehleiter
Foto: Gundhild Tillmanns

Erst vor wenigen Jahren hat der heute 39-Jährige sein Hobby entdeckt, das er in seiner hochmodernen Küche in seinem zur Wohnung ausgebauten ehemaligen Pferdstall des elterlichen Bauernhofes pflegt. Und eigentlich sollte er ja auch den Hof seines Vaters übernehmen, wie der es sich gewünscht hätte. Aber schon als 14-Jähriger hatte Heinz-Dieter Abels die klare Zukunftsvorstellung: "Ich wollte entweder Feuerwehrmann oder Kfz-Techniker werden", erinnert er sich - und wurde dann zunächst Kfz-Meister bei Mercedes und mittlerweile Feuerwehrchef. Das ländlich-dörfliche Umfeld in Gierath und Gubberath möchte er aber nicht missen. Deshalb kehrt er auch pünktlich zur Weihnachtsfeier im Kreise der ganzen Familie vom Mexico-Urlaub nach Hause zurück. "Bei uns wird Weihnachten immer ganz traditionell gefeiert mit gutem Essen, mit Christmesse, Geschenken für die Kinder und dem immer gleich geschmückten Baum mit Kugeln, Lametta und der silber-roten Spitze", freut sich der 39-Jährige auf möglichst ruhige Tage - allerdings wohl wissend: "Es kann natürlich immer einen Einsatz geben." Aber bis auf Weihnachten 2002 mit dem harten Winter sei es bislang zum Fest immer recht ruhig geblieben.

(NGZ)
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