Jüchen Ex-Banker wird Diakon an der Jakobus-Kirche

Jüchen · Wilfried Elshoff (55) schlug einen neuen Lebensweg ein. Am Samstag wurde der Jüchener im Aachener Dom zum Diakon geweiht.

 Wilfried Elshoff trug gestern zum ersten Mal sein Diakon-Gewand in St. Jakobus. Dort wird er künftig als Assistent des Regionaldekans arbeiten.

Wilfried Elshoff trug gestern zum ersten Mal sein Diakon-Gewand in St. Jakobus. Dort wird er künftig als Assistent des Regionaldekans arbeiten.

Foto: G. Salzburg

Was treibt einen erfolgreichen Mann, der mitten im Leben steht, seinen Job als Banker an den Nagel zu hängen um Diakon zu werden? Diese Frage stellt sich, wenn man die Geschichte von Wilfried Elshoff hört, der vor vier Jahren diesen Weg einschlug. Der Jüchener kündigte mit 51 Jahren seinen Job bei der Commerzbank und absolvierte in vier Jahren seine Ausbildung. Am Samstag wurde er im Aachener Dom geweiht. Gestern trug er zum ersten Mal sein Gewand in St. Jakobus, wo er als Assistent von Regionaldekan Ulrich Clancett in Zukunft arbeiten wird.

Die letzten Tage vor der Diakonweihe verbrachte Wilfried Elshoff in Exerzitien. "Da geht man noch mal in sich", gesteht der Jüchener nachdenklich und fasst seine Biografie zusammen. In Odenkirchen wuchs er als eines von vier Kindern in einer katholischen Familie auf. Nach dem Abitur folgte eine Lehre bei der Deutschen Bank, dann das BWL-Studium in Köln. 1987 arbeitete er für die Deutsche Bank in Düsseldorf, heiratete seine Frau Annette, mit der er schließlich an die Stadionstraße in Jüchen zog. 1993 wechselte er zur Commerzbank, für die er bis 2010 als Anlageberater im Firmengeschäft zuständig war.

"25 Jahre war ich im Job zwar zufrieden. Trotzdem habe ich mich immer wieder gefragt, ob es das wirklich für mich ist", erzählt der 55-jährige. In der Kirche habe er sich immer wieder in verschiedenen Bereichen engagiert - mal als Lektor, mal als Kommunionhelfer. Als wirkliches Schlüsselerlebnis erzählt er vom Tod seines Schwagers, der mit 52 Jahren starb. "Als Konfessionsloser sollte er ohne kirchlichen Beistand ziemlich würdelos beigesetzt werden. Und ich habe mich dann entschlossen eine Ansprache zu halten. Während der Beisetzung habe ich gemerkt, dass ich ganz bei mir war", erzählt Elshoff.

Parallel sei im Beruf als Banker ein Gefühl der Fremdheit gewachsen. Im fiel sein früherer Pastor ein, der ihn gelehrt habe, wie wichtig Einfühlungsvermögen im Leben sei. Schon mit 16 Jahren habe er eine Predigt gehalten und im Abi eine eins in Religion gehabt. "Aber das heißt ja gar nichts", erzählt der Jüchener. Viel wichtiger sei bei seinem Wunsch Diakon zu werden die Unterstützung seiner Frau Annette gewesen, die ein im Glauben verwurzelter Mensch sei.

Im Diakonen-Institut sei er mit über 50 und ohne Anstellung ein Exot gewesen. "Doch mein Frau hat mich gestärkt. Sie meinte, mein strahlendes Gesicht zeige ihr, dass es die richtige Entscheidung sei", erzählt Elshoff. Als ständiger Diakon freut er sich nun auf seine Arbeit in Jüchen. Dort ist ihm "die Seelsorge von Alten und Demenzkranken ein Bedürfnis". Als bereichernd empfindet er die Arbeit mit Firmkatecheten, auch wenn die häufig nicht viel für Gott und Religion übrig hätten. "Das ging mir früher genauso. Ich habe nicht die Kirche eingerannt - auch wenn ich immer wieder zu ihr zurückkam".

(NGZ)
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