Jüchen Erste Berufserfahrung bei den "Sch'tis" sammeln

Jüchen · Sechs junge Jüchener zwischen 15 und 17 Jahren absolvieren ein zweiwöchiges Praktikum in der französischen Partnerstadt Leers.

 Lehrer Albert Wirtz (hinten) traut seinen Schülern etwas zu (v.l.): Leif-Ole Baehr, Wiebke Hennig, Leonie Legall, Benjamin Schiffer und Annika Meuser.

Lehrer Albert Wirtz (hinten) traut seinen Schülern etwas zu (v.l.): Leif-Ole Baehr, Wiebke Hennig, Leonie Legall, Benjamin Schiffer und Annika Meuser.

Foto: LBER

Zwei Wochen Frankreich - das verbinden viele in erster Linie mit Urlaub. Für sechs Zehnt- und Elftklässler des Jüchener Gymnasiums dürfte der Besuch in der französischen Partnerstadt Leers aber in erster Linie eines werden: anstrengend. Denn die 15- bis 17-Jährigen absolvieren von Mitte bis Ende Januar ihr Berufsorientierungspraktikum in Nordfrankreich. Da, wo die "Sch'tis" leben, denen Regisseur Dany Boon mit seiner Filmkomödie ein Denkmal gesetzt hat.

"Die Menschen dort sind unglaublich gastfreundlich", bekräftigt Albert Wirtz. Der Französischlehrer organisiert das alljährliche Auslandspraktikum, ist gerade aus Leers zurückgekehrt, wo er alle Gastfamilien und Betreuer persönlich kennengelernt hat. Für jeden der sechs Jugendlichen hat er einen Betrieb gefunden, wo sie hospitieren und arbeiten werden: Das Angebot reicht von sozialen Einrichtungen wie einer Kinderkrippe, der Jeanne d'Arc-Grundschule und der Seniorenresidenz "Les quatres vents" über die Presseabteilung der Gemeindeverwaltung bis zur Gastronomie und dem Einzelhandel. "Dort treffen die Schüler häufig auf Menschen, so dass sich viele Gesprächsanlässe bieten", sagt der 45-jährige Wirtz, dem natürlich der Spracherwerb wichtig ist, "in einer Anwaltskanzlei, wo sie vielleicht Akten abheften müssten, ist das so nicht gegeben."

Seit vier Jahren bietet das Gymnasium den Schülern der EF (Klasse 10) und der Q1 (Stufe 11) diese Möglichkeit. "Im Rahmen dieses außergewöhnlichen Projekts lernen die Schülerinnen und Schüler die Kultur sowie das Arbeits- und Alltagsleben in unserem Nachbarland aus nächster Nähe kennen", heißt es im Informationsschreiben an die Eltern. "Sie festigen und vertiefen ihre Sprachkenntnisse und erleben eine Zeit voller intensiver und persönlicher Erfahrungen."

Zwei Wochen "allein" in einem anderen Land - "sowohl sprachlich wie auch sozial stellt das die jungen Leute schon vor Herausforderungen", ist Albert Wirtz überzeugt. Seit drei beziehungsweise fünf Jahre lernen die Teilnehmer Französisch, haben nun in Vorbereitung auf das Auslandspraktikum ihren thematischen Wortschatz passend zum jeweiligen Tätigkeitsbereich erweitert. Sie alle trauen sich nicht nur selbst zu, im Gastland klar zu kommen, auch Lehrer Wirtz setzt volles Vertrauen in sie. "Ich kenne alle aus dem Unterricht", versichert er. Zusätzlich steht den jungen Leuten in Leers ein erfahrener deutschsprachiger Betreuer als Ansprechpartner zur Verfügung.

Diesmal ist Wiebke Hennig unter den Frankreich-Fahrern. Bei ihrer Entscheidung für das Fach Französisch spielte eine wichtige Rolle, dass sie eine lebende Sprache lernen wollte. Ihre Kenntnisse anwenden konnte sie bislang nur einmal, "während einer Woche in den Herbstferien in Paris", erzählt sie. Darum interessierte sich Wiebke gleich für das Praktikums-Angebot in Frankreich. "Das ist eine einmalige Chance", findet die 15-Jährige.

Mit ihren Gastgebern, der Familie des Bürgermeisters Jean-Claude Vanbelle, ist sie seit Wochen in Briefkontakt. Was sie an ihrer Praktikumsstelle erwartet, weiß sie ebenfalls schon ungefähr: In der Leerser Kinderkrippe ist sie für die Animation der Kleinen zuständig, soll bei der Essenszubereitung helfen. "Außerdem soll ich mein Saxofon mitbringen, weil es dort ein Musikprojekt gibt", erzählt sie.

(NGZ)
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