Jüchen Annette Schavan - ein Jüchener Mädchen

Jüchen · Annette Schavan, Botschafterin Deutschlands beim Heiligen Stuhl in Rom, denkt gerne an ihre Kindheit in Jüchen zurück. Ihr Großvater gab ihr großzügig "Kirmesgeld". In seiner Garage durfte sie spielen und sich schmutzig machen.

Jüchen: Annette Schavan und ihre Karriere
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Annette Schavan - eine Jüchenerin beim Papst

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Foto: NGZ-Archiv

Anette Schavan lebt heute zwar in Rom als Botschafterin Deutschlands beim Heiligen Stuhl. Doch sie erinnert sich noch gerne an ihren Geburtsort Jüchen. Im dortigen Krankenhaus an der Wilhelmstraße kam sie zur Welt. Und ihre Mutter Theresia Schavan legte nach der Geburt ihrer Tochter noch einen dreiwöchigen Erholungsurlaub bei ihren Eltern Willi und Sybille Mohren in Jüchen an der Marktstraße 5 ein.

Lebhaft sind die Erinnerungen der 61-jährigen CDU-Politkerin, die sie bei Besuchen in "ihrem Rheinland" auch immer wieder gerne auffrischt: "Das Haus meiner Großeltern mütterlicherseits steht am Markt in Jüchen. Bis heute besuche ich dort hin und wieder Onkel und Tante, die es jetzt bewohnen und immer ein offenes Haus haben. Da sprechen wir dann auch über frühere Zeiten, wenn die ganze Verwandtschaft zu Besuch kam", erzählt Schavan.

Es sei ein offenes und gastliches Haus gewesen, an das sich die bekennende Rheinländerin aus Kindertagen erinnert: "Meine Großmutter kochte in riesengroßen Töpfen. Wir waren 20 bis 25 Personen, darunter acht bis zehn Kinder in ähnlichem Alter", erzählt die ehemalige Bundesbildungsministerin.

Zu ihrer Kindheit in Jüchen, das sie bis heute als "ein Stück Heimat" betrachtet, gehörte auch ein "Paradies", das nur Kinder als solches empfinden können: " Für uns waren die große Garage mit mehreren Lastwagen und die Werkstätten drumherum ein Paradies, mit entsprechenden Konsequenzen für die Sonntagskleidung, die es damals noch gab. Schmierölflecken waren unvermeidbar, führten dann aber doch bei den Erwachsenen nur zu mittelgroßem Theater. Sie waren großzügig", erzählt Schavan weiter. Da durften sich die Kinder ohne große Folgen noch schmutzig machen. Und manchmal wurden sie auch mit dem Lastwagen der Spedition mitgenommen, wie die Schwester von zwei Brüdern bei einem früheren Besuch in Jüchen unserer Redaktion berichtet hatte.

Der Höhepunkt aber war für Annette Schavan als Kind das jährliche Schützenfest in Jüchen. Da kam sie mit ihren Eltern aus Neuss angereist und muss als kleines Mädchen mehr als einmal bewundernd vor ihrem Großvater gestanden haben: "Mein Großvater war der General des Schützenvereins. Ich stand als Kind nahezu ehrfürchtig vor ihm, wenn er seine Uniform einschließlich dem Zweispitz auf dem Kopf trug", berichtet Schavan, die sich aus Familienerzählungen erinnern kann, die besondere Kopfbedeckung ihres Großvaters damals "Buchahut" genannt zu haben.

Auch strategisch war das Haus der Großeltern direkt in der Ortsmitte ganz hervorragend gelegen für die Schützenfest-Begeisterte. "Es hatte den Vorteil, alles sehen zu können und die Kommandos des Großvaters an seine Schützen auch von weitem zu hören", erinnert sie sich.

Dabei erinnern sich Zeitzeugen auch noch daran, dass Enkelin Annette am Straßenrand den Schützenzug mit ihrem Großvater voller Stolz beobachtete. Und nicht zuletzt das hier zu Lande bekannte "Kirmesgeld" hatte es Schavan beim Schützenfest angetan: "Das hat der General an seine Enkel besonders großzügig gezahlt", blickt sie zurück. Denn sie war lange die Enkelin des Generals. Wilhelm Mohren war von 1959 bis zu seinem Tode im Jahr 1968 durchgängig in diesem Amt.

(NGZ)
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