Jüchen Alternativ-Landwirte ziehen nach Jüchen

Jüchen · Andere Form der Agrarkultur in Jüchen: Der Verein "Solawi Eicken" zieht von Schwalmtal nach Neuenhoven. Auf einem Bio-Hof wollen die Mitglieder ihr eigenes Gemüse anbauen. Sie suchen jetzt weitere Mitstreiter für ihr Projekt.

Gemüsegärtnerin Marion Grande behält den Überblick. Die Mitglieder helfen unter anderem beim Anbau und bei der Ernte ihres eigenen Gemüses, finanzieren die Landwirtschaft und erhalten regionale Bio-Produkte.

Gemüsegärtnerin Marion Grande behält den Überblick. Die Mitglieder helfen unter anderem beim Anbau und bei der Ernte ihres eigenen Gemüses, finanzieren die Landwirtschaft und erhalten regionale Bio-Produkte.

Foto: verein

Gute Landwirtschaft hat ihren Preis. Das wissen die Mitglieder des in Schwalmtal-Eicken gegründeten Vereins "Solawi", die ihr Anbau-Feld für "Solidarische Landwirtschaft" - dafür steht auch die Abkürzung - jetzt in den Jüchener Ortsteil Neuenhoven verlagern. Sie wollen Landwirtschaft fair finanzieren und erhalten im Gegenzug frisches Bio-Gemüse aus der Region.

Damit tragen nicht nur die Landwirte, sondern alle Mitglieder der Gemeinschaft das Risiko einer schlechten Ernte. Gleichermaßen können sie auch von einer besonders guten Ernte profitieren. "Ich habe letztes Jahr kein Gemüse im Supermarkt kaufen müssen", sagt Georg Weber. Er gehört zum Vorstand des Vereins, der auf dem "Bio-Hof Essers" des Landwirten Thomas Sablonski ein Hektar Land gepachtet hat. Der Anbau neuer Gemüsesorten soll dort starten, sobald es wieder wärmer wird.

Der 2016 gegründete Verein will seinen Umzug nach Jüchen nutzen, um neue Mitglieder für sich zu gewinnen. "Derzeit versorgen wir 60 Haushalte. Wir können uns gut vorstellen, auf 90 zu erweitern", erzählt Georg Weber. Die Ernte werde grundsätzlich in sogenannte halbe und ganze Anteile aufgeteilt - je nach Größe müssen Vereinsmitglieder zwischen 45 und 80 Euro pro Monat zahlen. So ein Anteil bestehe je nach Saison aus verschiedenen Gemüsesorten, die Mitglieder können über den Anbau mitbestimmen. Im Portfolio enthalten sind auch Sorten, die im normalen Handel nur selten oder gar nicht erhältlich sein sollen. Ein Beispiel: die Kartoffelsorte "Angeliter Tannenzapfen".

Mit ihrem Monatsbeitrag finanzieren die Vereinsmitglieder auch die Arbeit der Gemüsebaugärtner-Meisterin Marion Grande, die hauptberuflich für den Verein tätig ist und das Konzept "Solidarische Landwirtschaft" bei einem Urlaub in Süddeutschland für sich entdeckt hatte. Heute kümmert sie sich federführend um Anbau und Ernte. Unterstützung erfährt die Odenkirchenerin von den Vereinsmitgliedern, die die Arbeit unter anderem dazu nutzen, vom Berufsalltag abzuschalten. Andere wollen das Preis-Dumping, unter dem laut Verein auch Bio-Landwirte beim Verkauf ihrer Erzeugnisse zu leiden hätten, nicht unterstützen und setzen deshalb auf die alternative Agrarkultur. "Viele Verbraucher, die ihr Gemüse im Supermarkt kaufen, verlieren den Bezug zur Landwirtschaft", erzählt Marion Grande. Auch diesem Phänomen möchte sie mit dem Konzept zur "Solidarischen Landwirtschaft" entgegenwirken. Gemeinsam mit ihren Vereinskollegen hat sie in Jüchen bereits einen Folientunnel aufgebaut und einen Anbauplan erstellt.

Mit einer Mitgliedschaft verpflichtet sich allerdings niemand, sein Gemüse selbst zu ernten. "In unserem Verein übernehmen alle Mitglieder unterschiedliche Aufgaben", sagt Georg Weber. Das Gemüse müsse auch nicht auf dem Feld in Neuenhoven abgeholt werden. "Wir unterhalten mehrere Abholstationen: eine in Neuenhoven, eine in Mönchengladbach, eine in Schwalmtal und eine in Viersen." Einmal pro Woche könne das Gemüse dort abgeholt werden. Details zum Vereinskonzept sollen Interessierten aus Jüchen und Umgebung bei zwei Infoabenden im März vorgestellt werden. Auf seiner Homepage www.solawi-eicken.de informiert der Verein ebenfalls.

(cka)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort