Jüchen "Als Schöffe lernt man auch viel fürs Leben"

Jüchen · Mario Broisch aus Hochneukirch ist seit sieben Jahren ehreamtlicher Richter. Und er würde sich jeder Zeit wieder für das Amt bewerben.

 Der Jüchener Mario Broisch ist gerne Schöffe. Seit sieben Jahren ist er in diesem verantwortlichen Ehrenamt als Laienrichter tätig.

Der Jüchener Mario Broisch ist gerne Schöffe. Seit sieben Jahren ist er in diesem verantwortlichen Ehrenamt als Laienrichter tätig.

Foto: Lothar Berns

Mario Broisch muss sich immer mal wieder mit einer besonderen Begründung für einen Tag von seiner Arbeit bei der Kreisverwaltung entschuldigen: "Morgen muss ich wieder zum Gericht", sagt er dann, obwohl der 40-Jährige nichts verbrochen hat, weshalb er vor den Kadi zitiert würde. Im Gegenteil: Der Familienvater aus Hochneukirch ist selbst ein Richter, genau genommen ein ehrenamtlicher Richter. Seit sieben Jahren ist Mario Broisch nun Schöffe beim Landgericht in Mönchengladbach. Dafür wird er von seinem Arbeitgeber, dem Landrat, freigestellt. "Alle Schöffen werden von ihren Arbeitgebern freigestellt, was auch die allgemeine Wertschätzung zeigt, die das Amt der Laienrichter genießt", sagt Broisch, der in der Regel an drei bis fünf Tagen pro Gerichtshalbjahr an der Urteilsfindung mal in großen, und immer wieder auch in kleineren Verfahren am Landgericht Mönchengladbach mitwirkt.

"Ich finde es spannend, und man lernt auch sehr viel als Laienrichter", sagt Broisch über seine Schöffentätigkeit. Durch den engen Kontakt zu den hauptamtlichen Richtern, die gemeinsam mit den Schöffen die Beweise, Zeugenaussagen und Einlassungen der Angeklagten würdigen und über das Urteil entscheiden, werde man sensibilisiert für juristische Fallstricke im täglichen und im Berufsleben. "Das hilft mir auch bei meiner Tätigkeit als Vorsitzender des Gesamtpersonals bei der Kreisverwaltung", gibt Broisch zu. Ein Beispiel seien etwa Fragen von Bestechlichkeit und Vorteilsnahme im Amt, erläutert er.

Und natürlich gebe es auch Fälle, "die man mit nach Hause nimmt", räumt der Schöffe ein. Ein Beispiel: Ein noch sehr junger Mann sei wegen Raubes zu einer vergleichsweise langen Haftstrafe verurteilt worden, wobei er als Schöffe zunächst für eine kürzere Strafe plädiert habe. Dieser Fall habe ihn noch lange beschäftigt, weil er sich vorgestellt habe, wie viel wichtige Entwicklungszeit dem jungen Menschen durch die Jahre im Gefängnis fehlen werden, sagt der Vater von sechs-, acht- und 14-jährigen Kindern. Doch Mitleid im eigentlichen Sinne empfinde er nicht für die Angeklagten. Das sei auch fehl am Platze: "Diese Menschen haben ja in der Regel gegen die Gesetze verstoßen, und dafür müssen sie auch die Verantwortung tragen", meint Broisch.

Wenn seine nunmehr bereits zweite Amtszeit als Schöffe abläuft, will er sich aus heutiger Sicht auch ein drittes Mal für dieses Amt bewerben: "Meine Frau hätte auch Interesse daran, sich als Schöffin zu bewerben, wenn unsere Kinder noch etwas älter sind", erzählt er. Zum Schöffen sozusagen ausgeguckt wurde Mario Broisch, weil er auch in der CDU Jüchen aktiv ist und die Parteien nun mal gerne auch als "Bewerberschmiede" für ehrenamtliche Richter herangezogen werden. Broisch ist Vorsitzender des CDU-Ortsverbands Hochneukirch-Otzenrath.

(NGZ)
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