Jüchen 90-Jährige organisiert Dorfschultreffen

Jüchen · Die fast 90-jährige Christel Höfges aus Bedburdyck organisiert seit 35 Jahren jedes Frühjahr ein Ehemaligentreffen der Volksschule Wallrath. Die jüngsten "Mitschüler" sind 76. Die gute Landluft halte jung und munter, meint die Seniorin.

 Ihre fast 90 Jahre sieht und merkt man Christel Höfges nicht an: Sie organisiert noch jedes Jahr die Treffen der ehemaligen Volksschule Wallrath. Und ihren Haushalt in Bedburdyck schafft die rüstige Dame ohne Hilfe.

Ihre fast 90 Jahre sieht und merkt man Christel Höfges nicht an: Sie organisiert noch jedes Jahr die Treffen der ehemaligen Volksschule Wallrath. Und ihren Haushalt in Bedburdyck schafft die rüstige Dame ohne Hilfe.

Foto: Lothar Berns

Die Landluft in Jüchens Dörfern muss etwas Besonderes haben, das auch bejahrte Menschen noch vital und munter erhält: Das gilt zumindest für die fast 90-jährige Christel Höfges, die jetzt das 35. Treffen der ehemaligen Schüler der Volksschule Wallrath organisiert. Nur einmal hat das Treffen nicht stattfinden können, ansonsten hat Christel Höfges seit 1981 immer im April oder März ihre ehemaligen Dorfschulkameraden aus den Jahrgängen 1922 bis 1940 um sich scharen können. Und wenn die zweifache Mutter, vierfache Großmutter und bisher einmalige Urgroßmutter weiter so vital bleibt, dann möchte sie auch mit 100 Jahren noch Dönekes aus der alten Dorfschule im Kreise ihrer Mitschüler erzählen.

"Aber viele sind auch schon gestorben", bedauert Christel Höfges. Immerhin 22 Zusagen hat sie zum heutigen Klassentreffen. Alle kommen aus der Nähe, der am weitesten "angereiste" Teilnehmer wird aus Düsseldorf erwartet. Das Gros der ehemaligen Wallrather Volksschüler ist aber in der Gemeinde Jüchen geblieben, die meisten leben heute noch in Bedburdyck. Nur eine wanderte nach Polen aus, eine weitere Mitschülerin nach Australien: "Die sind aber nicht mehr zurückgekommen, auch nicht zu den Klassentreffen", berichtet Höfges.

Sie hat allerdings die Tradition, in Bedburdyck angestammt zu bleiben, auch an ihre Familie weitergegeben. Höfges freut sich, dass auch einige ihrer Nachfahren im Dorf geblieben sind und in ihrer Nähe leben. Andererseits betont die fast 90-Jährige stolz: "Ich mache zu Hause noch alles alleine, Hilfe brauche ich nicht." Wenn sich heute wieder die Ehemaligen der Volksschule Wallrath treffen, dann wird eine Anekdote nicht fehlen: "Wir Älteren haben auch die Jüngeren mitunterrichtet", erinnert sich Christel Höfges an die Besonderheiten der einklassigen Dorfschule, die sie bis zum Abschluss mit 14 Jahren besucht hatte. Anschließend besuchte sie mit einer Klassenkameradin aus Wallrath zwei Jahre die Handelsschule in Neuss und arbeitete dann bei der Gemeindeverwaltung, bevor sie als kaufmännische Angestellte in die freie Wirtschaft wechselte. Ihre Berufserfahrung hilft der betagten Dame bis heute auch bei der Organisation der Schultreffen.

Die Klassentreffen der ehemaligen Volksschule Wallrath haben übrigens auch bereits in der Heimatliteratur Einzug gehalten. So hat Bernd Mockel, der Verfasser der "Wallrather Schulchronik, in einem Kapitel auch die Klassentreffen gewürdigt. Bis zu 106 Kinder lernten ab 1873 in der katholischen Volksschule - im alten Gebäude noch in einem Raum. Ihre Eltern lebten in Wallrath, Rath oder Schlich.

"Die Schule im Ort war für die Kinder ein Segen. Nur mit Pferd und Wagen wäre für sie der Unterricht woanders schwer erreichbar gewesen", hat Mockel ausgeführt. Und für die Genehmigung der Schule hätten die Wallrather sogar bei der Königlichen Regierung in Düsseldorf kämpfen müssen. Denn die Gemeinde habe damals diese Dorfschule nicht befürwortet. Die in dem Buch zusammengetragenen Schulchroniken beleuchten auch das Leben im Dorf. Außerdem lässt Mockel die "alten" Lehrer wieder aufleben, unter anderem auch Wilhelm Julius, den späteren Bürgermeister von Wevelinghoven, und den die Schüler in besonderer Erinnerung behielten. Später zog in die Dorfschule ein Gewerbebetrieb ein.

(NGZ)
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