Jüchen 218 Frauen werden 100 Jahre jung

Jüchen · Der Bedburdycker Mütterverein feiert im diesem Jahr sein 100-jähriges Bestehen. Die Idee zu ihrem Zusammenschluss entstand im Ersten Weltkrieg. Heute treffen sich die Frauen zur Messe und zum Kaffee. Der Verein hat 218 Mitglieder.

 Die Vorstandsdamen vom Mütterverein (v.l.): Anita Franken, Annegret Thomas, Dorothea Titzer, Margret Leyting, Kläre Koschwitz, Anita Span und Andrea Dyckers.

Die Vorstandsdamen vom Mütterverein (v.l.): Anita Franken, Annegret Thomas, Dorothea Titzer, Margret Leyting, Kläre Koschwitz, Anita Span und Andrea Dyckers.

Foto: Georg Salzburg

Mit dem Dorf ist es so eine Sache. Entweder man versteht es, oder man bleibt einsam. Das hat sich auch Annegret Thomas gedacht, als sie vor sechs Jahren aus dem Ruhrgebiet nach Bedburdyck zog. Der Liebe wegen. Seit einem Jahr ist die 68-Jährige die neue Vorsitzende des Frauen- und Mütterverein Sankt Martinus. Dortzulande auch nur als "der Mütterverein" bekannt. "Dabei sind wir gar nicht alle Mütter", sagt Vorstandsmitglied Anita Span. "Und katholisch muss man bei uns auch nicht mehr sein", ergänzt sie.

In diesem Jahr feiert der Mütterverein sein 100-jähriges Bestehen. Rund 200 Frauen haben den Verein im Ersten Weltkrieg gegründet, um sich einen Schutzraum gegen Angst ein Einsamkeit zu schaffen. Mit Kindern und Haushalt blieben sie alleine. Die Männer mussten sie an den Krieg abgeben. "Die Frauen waren damals recht mutig", sagt Annegret Thomas. Heute mag ein Mütterverein auf den ersten Blick aus der Zeit gefallen sein.

Aber der Verein hat Bestand. Weil er noch immer das bietet, was Frauen wollen: "Unterhaltung, gutes Essen und ein bisschen Shoppen", gibt Anita Span etwas süffisant, aber ehrlich zu und freut sich, dass der Verein den Frauen aber noch viel mehr bedeute. Das zeigt die Quote: Stolze 218 Mitglieder hat der Verein. Auch heute noch gibt er den Frauen Rückhalt und schafft Gemeinschaftlichkeit. Nicht zu vergessen: Die Damen haben Gesprächsbedarf. Einmal im Monat treffen sich etwa ein Drittel der Mitglieder, andere sind berufstätig, zur gemeinsamen Messe und anschließendem Frühstück.

Frau tauscht sich eben gerne aus, um auf dem neusten Stand zu bleiben, was sich in den jeweils anderen Dörfern tut. Und auch über tagesaktuelle Nachrichten wird diskutiert. "Wir sind schließlich alle sehr heimatverbunden", sagt Anita Span. Wie sich die Region entwickle, sei da natürlich besonders interessant.

Nur mit dem Nachwuchs mag es nicht so recht klappen. Die Mitglieder sind zwischen 50 und 91 Jahre alt. Dabei geht es den Vorstandsdamen nicht nur darum, die Tradition ihrer Mütter und Großmütter zu wahren. "Wir wollen den Mütterverein auch in eine andere Zeit führen", sagt die Vorsitzende. Nur wie, dafür haben auch die Jüchener Frauen noch kein Patentrezept gefunden.

"Vereine haben es allgemein schwer", sagt Annegret Thomas. Die Vereinsarbeit sei schließlich ehrenamtlich und dafür hätten nicht alle Zeit und Muse. Aber auch die Auflagen würden immer strenger, ärgern sich die Frauen. Heute müsse man bei jedem Kuchen angeben, ob er glutenfrei ist, oder nicht. Aber auch das steigende Freizeitangebot durch andere Anbieter macht den Vereinen zu schaffen. Wer jung ist, fährt in die Städte.

Für die Damen bleibt der Verein zentral: "Für uns ist das Treffen mit dem Verein jedes Mal ein schöner gesellschaftlicher Anlass, auf den wir uns freuen und vorbereiten", sagt Anita Span. "Und wir sind freier und weltoffener geworden", ergänzen die Damen einstimmig. "Es macht mich einfach glücklich, wenn ich meine Damen lächeln sehe", sagt Annegret Thomas.

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