Jüchen 2035 kann Jüchen sein Neuland nutzen

Jüchen · Über die Fortschritte der Rekultivierung mit der Zuschüttung des östlichen Tagebau-"Restloches" informierte RWE die Politik. Auf 2700 Hektar sollen landwirtschaftliche Flächen und ein Artenschutz- und Naherholungsgebiet entstehen.

 Mit Luzerne, wie hier am Tagebaurand, wird das Neuland zuerst bepflanzt. Auf der angeschütteten Fläche (rechts) wird jetzt die A44n gebaut.

Mit Luzerne, wie hier am Tagebaurand, wird das Neuland zuerst bepflanzt. Auf der angeschütteten Fläche (rechts) wird jetzt die A44n gebaut.

Foto: Gundhild Tillmanns

Nur auf eine örtliche Begrenzung der Kohleförderung im Tagebau ließ sich Dr. Gero Vinzelberg von RWE Power jetzt bei seinem Vortrag zum Sachstand der Rekultivierung im Jüchener Planungsausschuss ein. Auf eine zeitliche Begrenzung für ein mögliches Ende von Tagebau und Kohleförderung ließ er sich nicht "festnageln". Er verwies lediglich auf den "Fahrplan", bis 2020 den CO2-Ausstoß um etwa 15 Prozent und bis 2030 auf bis zu 50 Prozent zu verringern, indem bereits ab 2017 Teile der Kohlekraftwerke in Frimmersdorf, Neurath und Niederaußem vom Netz genommen werden sollen.

Vinzelberg informierte über den Baufortschritt der A 44n, die ebenso wie die A46 nach der Aufgabe des Tagebaus auf Jüchener Gemeindegebiet sechsspurig wiederhergestellt und voraussichtlich Mitte 2018 in zwei Abschnitten in Betrieb genommen werden könne. Das östliche "Restloch" des Tagebaus wird laut RWE-Sprecher nun mit drei großen Absetzern verfüllt. Die rekultivierten landwirtschaftlichen Flächen sollen größere Parzellen bieten, da die Landwirtschaft heute auch mehr Raum und vor allem auch größere Wege für die modernen Maschinen benötige. Außerdem soll laut Vinzelberg ein für Artenschutz und Naherholung gleichermaßen geeigneter Grünstreifen entlang des Jüchener Bachs rekultiviert werden. Insgesamt sollen auf rekultiviertem Gebiet drei Viertel landwirtschaftliche Flächen und ein Drittel Grünland entstehen. Diese Aufteilung sei die Entscheidung der Bezirksregierung Köln, betonte der RWE-Mitarbeiter.

Bis 2025 soll das "Restloch" verfüllt sein und dann einen Anschluss des Jüchener Bachtales an das Elsbachtal bieten, erfuhren die Ausschussmitglieder. Jüchen habe eine Fläche von 2700 Hektar für den Tagebau zur Verfügung gestellt, die in diesem Ausmaße auch "als Land gegen Land" wieder zurückgegeben werde, betonte Bürgermeister Harald Zillikens und verdeutlichte damit, dass der geplante große See für Jüchens Raumplanung kein Thema sei.

Das aufgeschüttete Neuland braucht laut RWE eine Liegezeit von zehn Jahren, um anschließend standfest genug, beispielsweise für Windenergieparks oder Gewerbebetriebe, zu sein. Somit könne Jüchen ab 2035 das dann rekultivierte Land auf Gemeindegebiet entsprechend nutzen. Ob aus dem als landwirtschaftliche Flächen rekultivierten Land künftig auch Grundstücke als Bauland genutzt werden können, liege in der Hoheit der Gemeinde Jüchen, betonten Sprecher aus Politik und Verwaltung im Planungsausschuss.

Und der Bürgermeister appellierte eindringlich an alle Fraktionen, auf ihre Landtagsmitglieder in der neuen NRW-Regierung einzudringen, um für den Strukturwandel in Jüchen Fördermittel von Land und Bund zu bekommen. Alleine beim Bund sei ein Fonds in Milliardenhöhe in Aussicht gestellt. Zillikens verhehlte nicht, jetzt Hoffnungen aufeinen Bewusstseinswandel im Land zu setzen: Vorher sei der Strukturwandel aus Düsseldorf nur "beobachtet", nun sei zumindest eine "Evaluierung" angekündigt worden.

(NGZ)
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