Hünxe Wo der Käfer 207 Kilometer in der Stunde fährt

Hünxe · Beim "Race@Airport" auf der Schwarzen Heide gaben die Rennpiloten auf der Viertelmeile Vollgas.

 Mit quietschenden und qualmenden Reifen ging es gestern über die Landebahn.

Mit quietschenden und qualmenden Reifen ging es gestern über die Landebahn.

Foto: Oliver Mengedoht

Auf der Landebahn des Flugplatzes Schwarze Heide heulen die Motoren auf. Reifen quietschen. Der Geruch von Treibstoff, Abgasen und Reifenabrieb hängt in der Luft. Allerdings ist dafür kein Flugzeug verantwortlich, das hier zu einer Notlandung ansetzt, sondern die Teilnehmer des "Race@Airport", bei dem die Landebahn zur Rennstrecke wird. Schon am Sonntagvormittag stehen Hunderte Besucher hinter den Absperrungen an der zur Rennstrecke umfunktionierten Piste. "Können wir jetzt anfangen?", tönt die Stimme von Rennveranstalter und Moderator Michael "Gustl" Augustin aus den Lautsprechern an der Rennbahn.

Dann gehen die ersten Fahrzeuge an den Start. Die Ampelanlage springt auf Grün und ab dann heißt es, Vollgas geben auf der geraden Strecke. Mit bis zu 250 Kilometern pro Stunde flitzen die Rennteilnehmer an den Zuschauern vorbei über die Landebahn und beschleunigen dafür in knapp zwei Sekunden aus dem Stand auf 100 Stundenkilometer - Formel-Eins-Niveau. Vom Straßenfahrzeug bis zur umgebauten und frisierten Rennmaschine bei den Autos ist alles dabei. "Das wird ein spaßiger Tag werden", verkündet Michael "Gustl" Augustin über die Boxen. "Für Euch noch mehr als für uns Moderatoren. Denn ihr könnt jederzeit ins Fahrerlager gehen. Das ist für jedermann offen." Ein Angebot, das viele der Rennsportfans an der Strecke nur zu gerne wahrnehmen. Denn hier kann man sich die verschiedenen Autos mal aus der Nähe anschauen. Hier und da kann man einen Blick unter die Motorhaube werfen und gerne stehen auch die meisten der Fahrer für ein wenig Fachsimpelei über Motorenleistung, Reifendruck und die verschiedenen Umbauten an ihren Fahrzeugen parat.

Eines der interessantesten Autos im Fahrerlager, das wirklich sofort ins Auge fällt, fährt Wolfgang Effertz. Nach seiner ersten Fahrt über die Rennbahn steigt der 41-Jährige im Rennanzug aus seinem grünen Käfer. Dass der den für seine Kraft bekannten Superhelden Hulk auf dem Kofferraum hat, ist keine Übertreibung, obwohl man das Volkswagenmodell ansonsten nicht unbedingt mit einem Geschwindigkeitsrausch in Verbindung bringt. Allerdings ist das Fahrzeug von Effertz natürlich kein Serienmodell. "Das ist ein Käfer von 1968, und der sieht auch schon seit fast 50 Jahren genau so aus", erzählt der Besitzer.

Der Wagen hat mit dem Serienfahrzeug kaum noch etwas gemein. Unter der Motorhaube findet sich eine Maschine mit 600 PS. "450 PS hat er permanent und weitere 150 PS kommen dazu, wenn ich das Lachgas zuschalte", erklärt Michael Effertz. Beim Viertelmeilen-Rennen auf der Landebahn der Schwarzen Heide schafft es sein Käfer auf eine Spitzengeschwindigkeit von 207 Stundenkilometern. Davon können Besitzer eines unmodifizierten Modells des Klassikers vermutlich nicht mal träumen. Beim "Race@Airport" ist der 41-Jährige bereits zum dritten Mal dabei. "Ich bin eigentlich das ganze Jahr über auf Rennen", sagt er. "Das ist für mich ein Ausgleich zu meinem Beruf. Ich bin Lkw-Fahrer, und da ist man natürlich ganz anders am Steuer unterwegs", erzählt er. Rennsport ist für ihn ein Ausgleich zu seiner Arbeit, bei der es mit etwas weniger Tempo über die Straße geht. Auf der Straße fahren darf er mit seinem Rennkäfer ohnehin nicht. Zumindest nicht in Deutschland. "Das Auto hat eine belgische Straßenzulassung", erklärt Effertz.

Am Ende sind es Tausende von Besuchern, die ihm und seinen Rennfahrerkollegen an der Strecke zusehen oder für einen Besuch im Fahrerlager vorbeischauen.

(fla)
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