Hünxe/Dinslaken Methusalem-Eiche sieht man das Alter nicht an

Hünxe/Dinslaken · 1000-jähriger Baum in den Kaninchenbergen fiel bei der Waldinventur durchs Raster.

 Revierförster Michael Herbrecht auf der 1000 Jahre alten Eiche.

Revierförster Michael Herbrecht auf der 1000 Jahre alten Eiche.

Foto: Kempken

Bei der Inventur im Supermarkt wird alles gezählt. Jeder Joghurtbecher, jede Konservendose wird statistisch erfasst. Weil es aber wohl doch zu aufwändig wäre, jeden einzelnen Baum in NRW zu zählen, werden für die Waldinventur in NRW Stichproben genommen. Es wird festgehalten, wie viele und welche Bäume auf insgesamt 9000 Flächen in NRW, die jeweils 150 mal 150 Meter messen, wachsen. Dass dabei der eine oder andere Baum durchs Raster fällt, liegt in der Natur der Sache. Denn die nach dieser Statistik ältesten und dicksten Bäume toppen zwei Bäume aus dem Bereich des Regionalforstamts Niederrhein spielend. Der laut Inventur älteste Baum in NRW soll demnach eine Stieleiche aus dem Bereich des Regionalforstamts Soest-Sauerland mit 375 Jahren sein. Dass mindestens eine Eiche in Hünxe deutlich älter ist, das wissen sogar viele Kinder in Hünxe. Die Gesamtschüler, die dem Landesbetrieb Holz und Bau und der Biologischen Station im Kreis Wesel regelmäßig bei der Beseitigung der Spätblühenden Traubenkirsche helfen, kennen die uralten Eichen aus den Kaninchenbergen.

Regionalförster Michael Herbrecht führt die fleißigen Helfer gerne zu dem 1000 Jahre alten Baum, dem man sein Alter nicht ansieht. Genau genommen sieht der Laie noch nicht einmal, dass es sich überhaupt um nur einen Baum handelt. Herbrecht weist auf den Hügel, aus dem scheinbar etwa 30 Bäume wachsen. "Nicht Bäume, Äste", sagt der Förster: "Der eigentliche Baum liegt unter dem Hügel." Früher, erzählt der Förster immer den Schülern, sei es verboten gewesen, Eichen zu fällen. Denn dort hätten die Menschen gerne ihre Schweine "weiden" lassen. Mehrere solcher Methusalem-Bäume stehen in den Kaninchenbergen, einer ist sogar zu seinem Schutz eingezäunt. Abgebrochene Äste zeugen davon, dass er ein großartiger Kletterbaum ist.

Auch die für die Inventur erfasste dickste Buche mit einem Durchmesser von 159 Zentimetern im Bereich des Regionalforstamts Rhein-Sieg-Erft hat eine deutlich dickere Schwester in Hiesfeld. An der Franzosenstraße steht laut Michael Herbrecht eine etwa 200 Jahre alte Buche mit einem Durchmesser von 2,5 Metern. An den höchsten erfassten Baum - eine 48,5 Meter hohe Buche im Raum Paderborn/Höxter - kommen die höchsten Buchen der hiesigen Umgebung aber nicht heran. 38 Meter misst die längste im Hünxer Wald in der Nähe des Flugplatzes - das ist für den platten Niederrhein schon recht stattlich, so der Förster.

Der Waldanteil im Regionalforst liegt mit 16 Prozent deutlich unter dem Landesdurchschnitt von 27 Prozent. Allerdings ist der Förster stolz auf den hohen Laubwaldanteil von 73 Prozent (Nadelwald 27 Prozent) gegenüber 58 Prozent Laubwaldanteil im NRW-Durchschnitt. Denn die Fichten, die früher häufig in Wirtschaftswäldern gepflanzt wurden, sind den Förstern ein Dorn im Auge. Ihr Ziel - auch anlässlich des Life-Projekts Bodensaure Eichenwälder: Fehlentwicklungen der Vergangenheit korrigieren.

Einige Flächen, die vor Jahrzehnten mit gebietsfremden Kiefern, Fichten und Lärchen aufgeforstet worden sind, sollen jetzt nach und nach durch heimische Laubbäume ersetzt werden. Insofern freut sich Herbrecht besonders über den mit 26 Prozent überdurchschnittlich hohen Eichenanteil (Land: 17 Prozent) in seinem Forstamtsbereich - egal, wie alt diese sind.

(RP)
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